In Westpapua ist die Gewalt eskaliert, nachdem bei Nduga im Hochland Westpapuas am 2. Dezember 2018 bis zu 31 Menschen erschossen worden sind.
Die Nationale Befreiungsarmee Westpapuas (TPNPB), eine bewaffnete Gruppe der Unabhängigkeitsbewegung, hat die Verantwortung für den Angriff übernommen, aber es gibt unterschiedliche und teils widersprüchliche Versionen der Ereignisse seitens der indonesischen Behörden.
Zuvor hatte es Massenverhaftungen hunderter Demonstranten gegeben, die an den Feierlichkeiten zum 1. Dezember teilnahmen. Am 1. Dezember 1961 wurde erstmals öffentlich die – nun illegale – Morgenstern-Flagge gehisst. Seitdem wird der 1. Dezember von vielen Papuas als „Unabhängigkeitstag“ gefeiert. Aktivisten berichten, dass die indonesischen Sicherheitskräfte dieses Jahr fast 600 Demonstranten festgenommen hätten, darunter 105 in Westpapua und rund 450 in anderen Teilen Indonesiens, darunter allein 233 in Surabaya. Alle Verhafteten wurden inzwischen freigelassen.
Indonesische Medien berichteten, dass es sich bei den Opfern vom 2. Dezember um Bauarbeiter der Trans-Papua-Straße gehandelt habe, die von einer Gruppe bewaffneter Separatisten angegriffen wurden, wobei zwischen 24 und 31 Menschen getötet wurden. Das indonesische Militär ist in großen Teilen für den Autobahnbau in Westpapua zuständig. Die Polizei und das indonesische Militär (TNI) wurden in die Region geschickt, kamen jedoch laut Polizei unter Beschuss. Ein Soldat sei getötet und ein anderer verletzt worden.
Die TPNPB unter dem Kommandeur Egianus Kogeya übernahm die Verantwortung und setzte die Anzahl der Toten bei dem ersten Angriff am Sonntag auf 24 fest. Weitere fünf TNI-Soldaten seien in den folgenden Tagen bei weiteren Angriffen getötet worden. Die TPNPB behauptet auch, die indonesische Armee hätte als Reaktion militärische Aktionen eingeleitet, unter anderem Bombenangriffe. In der Bevölkerung bestehe die Angst vor weiteren Repressalien und gewalttätigen Übergriffen durch das indonesische Militär.
Die Details des Vorfalls können auf Grund der vielen, teils widersprüchlichen Angaben nicht vollständig überprüft werden. Der indonesische Präsident Joko Widodo hatte 2015 versprochen, ein Verbot internationaler Medien aufzuheben, doch in der Praxis ist eine ungehinderte Berichterstattung in Westpapua nahezu unmöglich. Menschenrechtsverteidiger*innen beklagen, dass dadurch die unabhängige und lückenlose Berichterstattung und Untersuchung von Ereignissen wie diesen nahezu unmöglich ist.
Die TPNPB rechtfertigte den Angriff und sagte, die Bauarbeiter seien indonesische Militärs, keine Zivilisten, gewesen. Sie bezeichnete den Angriff als einen Akt der Selbstverteidigung gegen eine Armee, die das westpapuanische Volk bereits seit langem unterdrücke. Außerdem käme das Brückenbauprojekt der Polizei und den Truppenbewegungen in der Region zugute, nicht den Menschen selbst. Die Armee nutze die neugebauten Straßen – Teil des großangelegten Infrastrukturprogramms der Regierung – um Angriffe gegen die Zivilbevölkerung in der Region durchzuführen.
Die nahe gelegene Grasberg-Mine von PT Freeport Indonesia – die größte Goldmine und zweitgrößte Kupfermine der Welt – war in den letzten Jahren immer wieder ein Brennpunkt für Proteste und Todesfälle, darunter mindestens zwei Todesopfer Anfang dieses Jahres.