Die Nationale Befreiungsarmee Westpapuas (TPNPB) hat sich zu der Tötung von vier Soldaten im Dorf Kisor, Landkreis Maybrat, am 2. September 2021 bekannt. Zwei Soldaten wurden bei dem Angriff schwer verletzt. Nach Angaben des Nachrichtenmagazins Suara Papua flohen Dorfbewohner in Kisor aus Angst vor militärischen Übergriffen als Reaktion auf den bewaffneten Angriff auf den Militärposten in Kisor aus ihren Häusern. Nach Angaben des Sprechers des Militärkommandos KODAM XVIII, Hendra Pesireron, sind bereits zwei zusätzliche Einheiten nach Maybrat entsandt worden. Sie sollen die Täter finden und festnehmen.
Bewaffnete Angriffe auf Angehörige der Sicherheitskräfte hat es in Maybrat seit Jahren nicht mehr gegeben. Ein einziger bewaffneter Angriff fand Berichten zufolge am 10. April 2021 im Bezirk Aifat Timur statt. Unbekannte Täter feuerten aus einem Hinterhalt Schüsse auf mehrere Polizeifahrzeuge ab. Der örtliche Polizeichef erklärte jedoch, es gebe keine Hinweise darauf, dass die TPNPB für den Angriff verantwortlich sei.
Inzwischen schätzen örtliche Beobachter, dass die Zahl der Binnenvertriebenen im Bezirk Maybrat auf fast 3.000 angestiegen ist. Kurz nach der Ermordung von vier Militärangehörigen am 2. September 2021 im Dorf Kisor flohen Berichten zufolge schätzungsweise 2.000 Menschen aus acht Dörfern im Bezirk Aifat Selatan und drei benachbarten Bezirken aus Angst vor militärischen Angriffen aus ihren Häusern. Inzwischen ist die Zahl der betroffenen Dörfer in Aifat Selatan Berichten zufolge auf mindestens 16 Dörfer angestiegen. Neue Vertreibungen wurden aus dem Bezirk Aitinyo gemeldet. Einige Binnenvertriebene suchten Schutz in den Dörfern Susmuk, Aitinyo und Sabun, während die meisten Binnenvertriebenen provisorische Unterkünfte im Dschungel errichteten.
Die meisten Binnenvertriebenen ließen ihr Hab und Gut zurück und verließen ihre Gärten und Tiere als sie in den Wald flohen. Die Kinder in Aifat haben seit dem Angriff auf den Militärposten von Kisor keine Schule mehr besucht. Nach den eingegangenen Informationen sind einige Binnenvertriebene krank oder verletzt und haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung.
In der Zwischenzeit soll die Zahl der in Maybrat stationierten Militärangehörigen auf 400 Personen angestiegen sein. Das Militär errichtete neue militärische Kontrollpunkte an den wichtigsten Verbindungsstraßen, an denen Armeeangehörige vorbeikommende Dorfbewohner kontrollieren und ihr Gepäck durchsuchen. Sie beschlagnahmen traditionelle Waffen und Gartengeräte der Bevölkerung.
Die Sicherheitskräfte haben es weiterhin auf Mitglieder des Nationalen Komitees von Westpapua (KNPB) abgesehen. Das KNPB ist eine zivile Widerstandsbewegung, die sich für das Recht auf Selbstbestimmung mit friedlichen Mitteln einsetzt. KNPB-Führer haben wiederholt bestritten, dass ihre Mitglieder an dem Angriff auf den Militärposten in Kisor beteiligt waren. Bislang gibt es keine Hinweise oder Beweise, die auf eine Beteiligung der KNPB an dem bewaffneten Angriff hindeuten. Darüber hinaus hat die bewaffnete Widerstandsgruppe West Papua National Liberation Army (TPNPB) öffentlich die Verantwortung für die Morde übernommen.
Der Direktor des LP3BH Manokwari (Manokwari Institute for Research, Analysis and Development of Legal Aid) und Sprecher des Papuanischen Friedensnetzwerks (JDP), Yan Kristian Warinussi, forderte Präsident Joko Widodo auf, die militärischen Razzien in Maybrat zu stoppen und eine friedliche Lösung für den lang anhaltenden Konflikt in Westpapua zu finden. Warinussi forderte die lokale Regierung in Maybrat auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen und den Zugang zu medizinischer Behandlung und humanitärer Hilfe für die Binnenvertriebenen, insbesondere für die vertriebenen Frauen und Kinder, sicherzustellen.