Kette der Gewalt setzt sich fort: Soldaten foltern drei minderjährige Papuas

Ende Oktober kam es erneut zu einem gewaltsamen Angriff durch Angehörige des Militärs in der Provinz Papua. Im Bezirk Keerom wurden drei Kinder (11, 13 und 14 Jahre alt) über mehrere Stunden gefoltert nachdem die Militärangehörigen sie beschuldigten, einen Kakadu gestohlen zu haben, den die Militärangehörigen als Teil ihres illegalen Tierhandels verkaufen.

Nach den eingegangenen Informationen nahmen Militärangehörige die drei Minderjährigen um 6.00 Uhr morgens gewaltsam in ihrem Haus fest und brachten sie zum Militärposten im Dorf Yuwanain. Dort folterten mehrere Militärangehörige sie drei Stunden lang, indem sie sie mit einem Wasserschlauch und Eisendraht schlugen, traten und peitschten. Um 11.30 Uhr brachten die Militärangehörigen die Minderjährigen zurück zu ihren Eltern.

„Wir waren überrascht, sie verletzt und misshandelt zu sehen. Mein Sohn blutete. Seine Mutter und ich brachten ihn zur Behandlung in das Gesundheitszentrum der Stadt Arso“, so ein Vater.

Die Eltern erstatten anschließend Anzeige bei der Polizei des Unterbezirks Arso. Anstatt die Anzeige zu bearbeiten, schlugen die Polizeibeamten den Eltern vor, die Folterung bei der örtlichen Regierungsbehörde für Frauen und Kinder in Keerom anzuzeigen, wo ein Beamter der Familie half, den Vorfall bei der Militärpolizei in Keerom anzuzeigen.

Nachdem die Familie nach Hause zurückkehrte, kam unerwartet wieder eine Gruppe von Soldaten zu ihrem Haus, holte die Kinder ab und folterte sie erneut. „Diesmal war ich Zeuge. Ich wollte helfen, aber sie richteten eine Waffe auf mich. Sie sagten mir, ich solle aus der Ferne zusehen und sie folterten meinen Sohn erneut. Seine Mutter weinte hilflos“, sagte der Vater. „Ich konnte es nicht ertragen, dass mein Kind von den Soldaten geschlagen und getreten wurde. Ich versuchte, meinem Kind zu helfen, aber die Offiziere traten mir gegen den Kiefer und richteten eine Waffe auf mich“, sagte er.

Die Misshandlungen hörten erst gegen 23.30 Uhr auf, als eine Reihe von Militärpolizisten aus Jayapura City eintraf. Sie brachten die zum Teil schwer verletzten Kinder in das Marthen Indey Army Hospital in Jayapura City.

Rechtshilfe für die drei Kinder

Die Direktorin des Rechtshilfeinstituts der Indonesischen Frauenvereinigung für Gerechtigkeit (LBH APIK Jayapura), Nur Aida Duwila, sagte, dass eine Reihe von Rechtshilfeinstitutionen in Papua den drei Kindern rechtlichen Beistand leisten will. Die Unterstützung, so Nur, soll sicherstellen, dass die Täter strafrechtlich verfolgt werden und die Opfer psychologisch und sozial betreut werden.

Laut Nur müssen die Soldaten, die die drei Kinder verfolgt haben, für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. „Wir werden alles tun, was nötig ist, um den Rechtsweg zu beschreiten. Wir sind entschlossen, die Täter vor Gericht zu bringen. Auch wenn die Kinder Unrecht begangen haben, muss es eine gewaltfreie Lösung geben. Wenn die Soldaten sie des Diebstahls beschuldigt haben, hätten sie sie bei der Polizei anzeigen müssen, anstatt sie zu foltern“, sagte sie.

„Alle Parteien haben die Verantwortung, die Kette der Gewalt gegen Papuas zu durchbrechen, insbesondere gegen Kinder. Das ist wichtig, damit die nächste Generation nicht das Gleiche erlebt.“, so Nur.

Währenddessen vertrauen die Familien der Kinder, dass der Fall von einem Team von Rechtshilfeorganisationen, einschließlich des Papua-Büros der Nationalen Menschenrechtskommission (Komnas HAM Papua), sowie der XVII/Cenderawasih Militärpolizei bearbeitet werde. Sie hoffen, dass die Täter, die ihre Kinder verfolgten und folterten, strafrechtlich belangt werden.

Auch nach knapp zwei Wochen leiden die Kinder noch unter ihren Verletzungen und können zum Teil nur schwer feste Nahrung aufnehmen. Sie sind weiterhin in medizinischer Behandlung.