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Soziale Medien manipulieren gezielt Informationen über Westpapua (animierte Grafik: WPN, Karte: MapChart)

Studie: Soziale Medien werden gezielt genutzt, um Informationen über Westpapua zu manipulieren

Seit mehreren Jahren unternimmt die indonesische Regierung erhebliche Schritte, um Informationen über die Situation in Westpapua von der Außenwelt fernzuhalten. Zugleich nehmen die Spannungen in der Region weiter zu. Infolge dieses Konflikts sind die sozialen Medien zu einer der Hauptinformationsquellen über die Situation in Westpapua geworden und die indonesische Regierung hat möglicherweise ein Interesse daran, die Berichterstattung zu kontrollieren.

Neue Studie setzt den Fokus auf TikTok

Nachdem es in der Vergangenheit bereits mehrfach Fälle von Fake-Accounts auf sozialen Plattform wie Facebook oder „X“ (früher Twitter) gab, die auffallend positive Nachrichten über die Situation in Westpapua verbreiteten oder Organisationen, die das Gegenteil nachwiesen, digital kritisierten und anprangerten – auch das Westpapua-Netzwerk war von solchen digitalen „Angriffen“ betroffen – gibt es nun ähnliche Entwicklungen auch auf TikTok. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue gemeinsame Studie von Internews, Indonesia Corruption Watch, SAFEnet und dem Centre for Information Resilience, über die auch Jubi ausführlich berichtet.  

Inhalt der Studie, die von Sommer bis Herbst 2023 durchgeführt wurde, ist das Verhalten bzw. die Meinungsäußerung und Informationsverbreitung unter anderem auf TikTok zu der Sonderautonomie und Infrastrukturentwicklung Westpapuas.

Hashtags verschleiern gezielt negative Informationen über Westpapua

Die Untersuchungen ergaben, dass durch den Einsatz gezielter Hashtags Informationen über Westpapua und besonders zur Sonderautonomie und Infrastrukturentwicklung verschleiert werden. In diesem Zusammenhang wurden z.B. oft Hashtags wie #infrastrukturpapua oder auch #jokowimembangunpapua (Jokowi baut Papua auf) verwendet. Ergänzt wurden diese Hashtags durch die auffallend häufige Nutzung der gleichen Bilder und Überschriften durch verschiedene Accounts. Eines der beliebtesten Bilder ist die rote Brücke oder Youtefa-Brücke, die als Symbol für den Erfolg der Infrastrukturentwicklung als Mittel zur Verbesserung des Wohlstands in Westpapua verwendet wird.

Die Aktivitäten in den sozialen Medien waren dahingehend auffällig, da diese positive Stimmung gegenüber der Umsetzung der Sonderautonomie (Otsus) und der Infrastrukturentwicklung in Westpapua auf TikTok nicht natürlich ist, da sie von bestimmten Accounts verbreitet wird, die miteinander interagieren, um den Algorithmus von TikTok zu manipulieren.

Kurz gesagt, die positiven Stimmungen über die Sonderautonomie für Westpapua, die Infrastrukturentwicklung oder die Teilung Westpapuas in weitere Provinzen werden auf TikTok manipuliert, um negative Stimmen zu diesem Thema zu überdecken.

Die Untersuchung ergab auch, dass Interaktionen mit verschiedenen Beiträgen, die die Sonderautonomie für Westpapua oder die Infrastrukturentwicklung lobten, von Konten durchgeführt wurden, bei denen der Verdacht besteht, dass sie gefälscht seien. Dieser Verdacht kommt auf, weil mehrere Konten Namen verwenden, die denen ähneln, die von Kontengeneratoren erzeugt werden. Anstatt Profilbilder zu verwenden, die ihre Identität zeigen, verwenden verschiedene dieser Accounts auf TikTok Bilder, die von künstlicher Intelligenz generiert wurden. TikTok-Inhalte, in denen die Situation in Westpapua gelobt wird, ahmen oft auch bestimmte mediale Schlagzeilen nach. Es besteht zusätzlich der Verdacht auf gefälschte Unterhaltungen. Auffällig ist zudem, dass nur wenige Konten mehrere Dutzende bis Hunderte von Kommentaren hinterlassen. Diese Konten haben nicht viele Beiträge oder haben noch nie Inhalte auf TikTok hochgeladen. Eine weitere Auffälligkeit ist, dass verschiedene „Kommentar-Accounts“ ihre Kommentare gleichzeitig posten. Dies lässt den Verdacht aufkommen, dass es sich bei diesen Konten um Bots (= Computerprogramme, die Aufgaben automatisiert abarbeiten) handelt.

Beeinflussung auch auf „X“, Facebook und Instagram

Ähnliches endeckten die Forscher*innen auch auf „X“. Dort zeigte sich, dass drei Accounts hintereinander dieselben Nachrichten teilten bzw. Nachrichten kopierten. Die Aktivitäten spielten sich immer zur selben Tageszeit ab. Auch hatte ein Account denselben Namen wie einer der TikTok-Accounts, dessen Posting-Aktivitäten auch dort auffällig waren. Auf „X“ lag der Fokus besonders auf der Infrastrukturentwicklung Westpapuas. Dazu wurden dort zum Teil sogar Screenshots von TikTok-Videos verwendet und dieselben Bildunterschriften benutzt.

Auf Facebook und Instagram wurden neben Infografiken auch zum Teil dieselben Bilder benutzt wie auf TikTok. Zudem wurden die Inhalte alle zu einer ähnlichen Zeit hochgeladen. Dies deutet darauf hin, dass sie von denselben Personen und Quellen stammen könnten, die als Netzwerk agieren.

Positive Inhalte in sozialen Medien statt politischer Realität

Die Studie deckte zudem auf, dass diese auffälligen Accounts häufig die Hashtags #DOBPapua, #OtsusPapua, #Papua, #Papuaindonesia und gleichzeitig den Hashtag #YouthCreativeHub verwenden. Das Papua Youth Creative Hub soll das neue Zentrum für Jugendliche in Jayapura werden und wurde erst im März 2023 von Präsident Joko Widodo persönlich eingeweiht. „Allerdings gibt es keine direkten Beweise für eine Verbindung zwischen diesen Nutzern und dem Papua Youth Creative Hub“, sagte ein SAFEnet-Forscher. Dennoch kamen die Forscher*innen zu dem Schluss, dass die verdächtigen Konten wiederholt den Hashtag #YouthCreativeHub oder #PYCH bei ihren Bemühungen, Informationen über Westpapua zu verschleiern, benutzt haben. Ein Indiz dafür ist, dass diese verdächtigen Konten, wenn sich die politische Situation in Westpapua beispielsweise aufgrund von Demonstrationen aufheizte, energisch verschiedene Inhalte mit positiven Gefühlen über die Sonderautonomie für Westpapua oder die Entwicklung der Infrastruktur in Westpapua hochluden und den Hashtag #YouthCreativeHub in ihre Beschreibungen einfügten. Das Papua Youth Creative Hub wies jegliche Beteiligung zurück.

Empfehlungen an TikTok

Da TikTok ein soziales Medium ist, das besonders von Jugendlichen genutzt wird und großen Einfluss auf diese Zielgruppe ausübt, empfehlen die Forscher*innen dieser Studie, dass TikTok strenger mit möglichen KI-generierten Accounts umgeht, diese sperrt und die Nutzung von Hashtags stärker kontrolliert. Zudem sollten die in dieser Studie identifizierten Konten von TikTok geprüft werden.


Die ausführliche Studie ist hier zu finden (auf Indonesisch)