Am Samstag, den 16. Juli, hat die TPNPB – auch eigenen Angaben zufolge – zehn Zivilisten erschossen und zwei weitere durch Schüsse verletzt. Der tödliche Angriff fand im Dorf Nogolait, Kenyam Distrikt, Landkreis Nduga statt. Nach Angaben der TPNPB hielten sie die Zivilisten für Spione und fühlten sich von ihnen beobachtet. Berichten zufolge soll eines der Opfer das Hissen der Morgensternflagge fotografiert haben, woraufhin die TPNPB-Kämpfer ihn erschossen. Andere Opfer sollen Betreiber mehrerer Straßenstände gewesen sein, die in der Nähe standen sowie ein Lastwagenfahrer und mehrere Personen, die auf einem LKW an dem Ort des Angriffs vorbeifuhren. Ein TPNPB-Mitglied erklärte, sie würden auch in Zukunft jeden erschießen, den sie für einen Spion hielten. „Wer auch immer sie sind, ob Zivilisten, Angestellte, Arbeiter, ob Papua oder Nicht-Papua, wir werden keine Kompromisse eingehen.“
Dieser Angriff ist einer der tödlichsten TPNPB Angriffe der letzten Jahre. Erst im März wurden im Hochland von Papua acht Telekommunikationsmitarbeiter von TPNPB-Mitgliedern erschossen. Im Dezember 2018 töteten TPNPB-Kämpfer mehrere Arbeiter, die an der Trans-Papua-Autobahn arbeiteten, die durch dicht bewaldete Regionen im Hochland von Papua verläuft.
Nach der Ermordung der Autobahnarbeiter hat Indonesien mehr Truppen in der Region stationiert – was dazu führte, dass der bewaffnete Konflikt zwischen Militär und Unabhängigkeits-/ Freiheitskämpfern sich weiter verstärkt hat. Mit Todesfällen auf beiden Seiten, Dutzenden von Verhaftungen und der Binnenflucht zehntausender Papuas. Die Situation hat sich seit April 2021 mit der Ermordung des papuanischen Geheimdienstchefs weiter verschlechtert. Im Anschluss daran erklärte die indonesische Regierung die TPNPB-OPM als „Terroristen“ und stationierte weiteres Militär in Westpapua.
Das Papuan Peace Network (JDP) drückte sein Bedauern über den Vorfall aus und verurteilte jegliche Gewalt gegen Zivilisten – egal, von wem diese ausgeübt werde. Das JDP hofft, dass der Angriff angemessen und gründlich untersucht werde und betonte die Auswirkungen der Maßnahmen auf die restliche Bevölkerung in Westpapua. Menschenrechtsverteidiger*innen warnen regelmäßig vor gewaltsamen Gegenreaktionen der anderen Konfliktpartei. Die Gewaltspirale könne weder dadurch noch durch Waffenlieferungen oder der Bildung neuer Provinzen gestoppt werden. „Unserer Ansicht nach kann der Konflikt in Papua nur durch einen friedlichen Dialog gelöst werden (…)“, so das JDP.