Ein Unbekannter warf am Montag, 23. Januar 2022, um 04.00 Uhr morgens eine Bombe in die Nähe des Hauses des Jubi-Journalisten Victor Mambor in Jayapura City, Westpapua. Die Bombe explodierte etwa drei Meter von Victor Mambors Haus in North Jayapura District, Jayapura City. Victor Mambor sagte, er habe vor der Explosion das Geräusch eines stoppenden Motorrads gehört, das von der Videoüberwachung an seinem Haus aufgezeichnet wurde. Victor und seine Familie sind wohlauf, und auch sein Haus ist nicht beschädigt. Ein Polizeiteam hat den Vorfall vor Ort untersucht, Victors Aussage aufgenommen und Beweise für die Bombenexplosion gefunden. „Ja, jemand hat eine Bombe geworfen“, sagte der Sprecher der Papua-Polizei, Ignatius Benny. „Das Motiv und die Täter sind unbekannt.“
Westpapua ist die gefährlichste Region für Journalisten in Indonesien, und Victor Mambor wurde bereits mehrfach zur Zielscheibe von Anschlägen. Victor ist der Gründer der Nachrichten-Website ‚Jubi‘. Er ist wiederholt digitalen Angriffen wie Doxing, Hacking und Online-Belästigung ausgesetzt gewesen. Am 21. April 2021 wurde sein Auto von Unbekannten mutwillig beschädigt. Die Täter konnten nie ermittelt werden.
Die Alliance of Independent Journalists (AJI) verurteilt die Bombenanschläge aufs Schärfste als Bedrohung der Pressefreiheit in Papua und als „terroristischen Bombenanschlag“. Die AJI fordert die indonesische Polizei auf, die Verantwortlichen zu ermitteln. Die AJI ruft zudem alle Journalisten in Papua dazu auf, keine Angst zu haben und trotz aller Hindernisse nicht aufzugeben, die Wahrheit zu verbreiten. Die AJI Indonesien verzeichnete zwischen 2000 und 2021 114 Fälle von Gewalt gegen Journalisten. Im Jahr 2022 gab es vier Fälle von Angriffen auf 7 Journalisten in Westpapua.
Victor Mambor wurde erst am 7. August 2022 anlässlich des 28. Jahrestages der Alliance of Independent Journalists (AJI) mit dem Udin Award ausgezeichnet. „Mit Jubi bringt Victor mehr Stimmen aus Papua ein, inmitten der Dominanz von Informationen, die voreingenommen, einseitig und diskriminierend gegenüber Papua sind“, begründete AJI damals die Entscheidung.
Auch Amnesty International Indonesien fordert die Polizei auf, die Verantwortlichen des Bombenanschlags zu finden. „Die Polizei muss diesen Vorfall gründlich untersuchen, denn dies ist nicht das erste Mal … das heißt, es gab ein Versäumnis, das den Tätern das Gefühl gab, es wieder tun zu können, um Journalisten einzuschüchtern und zu bedrohen“, sagte die Amnesty-Kampagnenleiterin in Indonesien, Nurina Savitri.
Die Arbeit für Journalisten in Westpapua ist seit Jahren erschwert. Während ausländische Journalisten in der Regel keinen Zugang nach Westpapua erhalten, kritisieren indonesische Journalisten, dass die Behörden ihnen die Arbeit erschweren, indem sie die Herausgabe von Informationen verweigern.
Der gewaltsame Konflikt zwischen den bewaffneten Unabhängigkeitskämpfern und den Sicherheitskräften in Westpapua hat sich in den letzten Jahren verschärft. So erhöhen in den letzten zwei Jahren besonders die bewaffneten Unabhängigkeitskämpfer ihre Angriffe auf indonesische Sicherheitskräfte aber auch auf Zivilisten und politisch relevante Ziele wie Straßen. Das indonesische Militär reagiert darauf mit mehr Stationierungen von Personal in Westpapua. Die Spirale der Gewalt und Gegenwalt/Gegenreaktion dreht sich damit immer weiter in Westpapua.
Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch werfen indessen den indonesischen Sicherheitskräften Einschüchterung, willkürliche Verhaftungen, Folter, außergerichtliche Tötungen und massenhafte Zwangsumsiedlungen in Papua vor.
Letzten Monat erklärte die indonesische Organisation KontraS, dass im Jahr 2022 in Westpapua 36 Menschen von Sicherheitskräften und Unabhängigkeitskämpfern getötet worden seien, ein Anstieg gegenüber 28 zum Jahr 2021.