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Filep Karma bei seinem Besuch 2018 in Hamburg (Foto: Ingrid Schilsky)

Menschenrechtsaktivist Filep Karma tot am Strand von Jayapura aufgefunden

Filep Karma, ein bedeutender Menschenrechtsaktivist aus Papua und langjähriger ehemaliger politischer Gefangener, wurde am Morgen des 1. November an einem Strand in Jayapura tot aufgefunden.

Fileps Tochter, Andrefina Karma, erklärte, dass die Ergebnisse der Obduktion darauf hindeuten, dass Filep Karma bei einem Tauchunfall ertrunken sei.

Victor Makbon, der Polizeichef der Stadt Jayapura, sagte, Fileps Leiche zeige keine Anzeichen von Gewaltanwendung, wollte sich aber nicht zu einer möglichen Todesursache äußern.

Filep war in letzter Zeit häufig zum Tauchen in die Gegend gefahren, so seine Familie und Freunde. Im Dezember 2021 wurde er am Strand von Skouw nahe der Grenze zu Papua-Neuguinea lebend gefunden, nachdem ihn eine Strömung während eines Tauchgangs mitgerissen hatte und er für über 18 Stunden als vermisst galt.

Am Dienstag füllten Tausende von Menschen die Straßen von Kotaraja in Jayapura, um um Filep zu trauern, als sein Leichnam vom Polizeikrankenhaus Bhayangkara zurückgebracht wurde: „Wir sind gekommen, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen und ihn nach Hause zu begleiten.“

Usman Hamid, Exekutivdirektor von Amnesty International in Indonesien, stellte die bedeutsame Arbeit von Filep Karma heraus und forderte zudem eine Untersuchung des Todesfalls: „Der Kampf des Verstorbenen hat viele Menschen, auch junge Menschen, dazu inspiriert, ehrlich zu sein und sich zu trauen, die Wahrheit zu sagen. Er hatte keine Angst, sich Bedrohungen zu stellen.“ (…) „Nach der heutigen Entdeckung der Leiche des Verstorbenen am Base G Beach in Jayapura fordern wir die Strafverfolgungsbehörden und Menschenrechtsinstitutionen auf, die Todesursache des Verstorbenen zu untersuchen. Diese Untersuchung ist wichtig, um zu klären, ob es Hinweise auf kriminelle Handlungen oder Menschenrechtsverletzungen hinter dem Tod des Verstorbenen gibt, da viele lautstarke Aktivisten in Papua Ziel von Gewalt geworden sind. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Verstorbene ein Vorbild bei der Verteidigung der Menschenrechte der indigenen Papuas war.“

Beka Ulung Hapsara, Mitglied der Nationalen Menschenrechtskommission (Komnas HAM), vertrat eine andere Meinung: „Fileps Familie habe gesagt, er sei durch Ertrinken gestorben und ihre Aussage sollte respektiert werden“.

Filep Karma wurde für seine friedlichen Proteste zweimal inhaftiert, 1998-1999 und 2004-2015. Seine Mutter, Eklefina Noriwari, reichte im Mai 2011 in New York eine Klage bei der UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen ein. Die Arbeitsgruppe stellte im November 2011 fest, dass seine Inhaftierung gegen internationales Recht verstößt. Er wurde im November 2015 freigelassen, nachdem er ein Gnadengesuch von Präsident Joko „Jokowi“ Widodo abgelehnt hatte.

„Wenn ich es annehmen würde, würde das bedeuten, dass ich meine Schuld zugebe. Ich hatte erwartet, 2019 freigelassen zu werden, weil ich alle Strafmilderungen abgelehnt hatte“, sagte Filep damals gegenüber Reportern und führte seine Freilassung auf den internationalen Druck auf die Regierung wegen der Behandlung politischer Gefangener zurück. „Sie haben mich aus dem Gefängnis gezwungen, weil ich keine Begnadigung akzeptieren wollte“, sagte er.

Nach Angaben von Amnesty International wurde Filep im Gefängnis gefoltert und anderen erniedrigenden Behandlungen unterworfen, unter anderem wurde ihm der Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung verweigert.

Karma wurde im August 1959 in Jayapura geboren. Sein Vater, Andreas Karma, war ein in den Niederlanden ausgebildeter Beamter, dem es gelang, seine Position unter der indonesischen Herrschaft zu behalten, und der in den 1970er Jahren zum Landrat von Wamena und in den 1980er Jahren von Serui ernannt wurde. Fileps Cousin, Constant Karma, ist ein ehemaliger stellvertretender Gouverneur von Papua. Filep Karma hinterlässt seine 88-jährige Mutter, einen Bruder und drei Schwestern sowie zwei Töchter und zwei Schwiegersöhne und vier Enkelkinder. Als er in Manila war, lernte Filep Karma von den Lehren Mahatma Gandhis und Martin Luther Kings und sprach immer wieder über die gewaltfreie Bewegung.

Auch Andreas Harsono, Human Rights Watch, würdigte die Arbeit und den Einsatz von Filep Karma für Menschenrechte und ein friedliches Miteinander in Papua: „Filep Karma ist ein wahrer Menschenrechtsheld, der seit 1998, nach dem Sturz von Präsident Soeharto in Jakarta, immer wieder seine Besorgnis über Diskriminierungen, außergerichtliche Tötungen und die Marginalisierung der indigenen Papuas zum Ausdruck gebracht hat. Filep zeigte seine Integrität und seinen moralischen Mut im Kampf für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Umweltschutz, nicht nur in Papua, sondern auch in vielen anderen Teilen Indonesiens, insbesondere für Menschen, die willkürlich inhaftiert wurden. Die Papuas haben einen ihrer größten Söhne verloren.“

2017 und 2018 war Filep Karma auch zweimal in Deutschland zu Besuch. Auf Einladung des Westpapua-Netzwerkes und der Schwelmer Amnesty-Gruppe berichtete er im Mai 2017 in Schwelm über die Menschenrechtslage in Westpapua und über seine Zeit in Haft. Die Schwelmer Amnesty-Gruppe hatte während seiner Zeit in Haft 10.000 Unterschriften für seine Freilassung gesammelt. Auch in Hamburg war er zu Gast und als Redner auf einer Veranstaltung aktiv, die vom Pazifik-Netzwerk organisiert wurde. In Berlin berichtete er 2018 zusammen mit dem Westpapua-Netzwerk und einem weiteren Gast aus Westpapua in Gesprächen mit politischen Vertretern über die Situation in Westpapua.

Das Westpapua-Netzwerk und seine Mitglieder werden ihn als humorvollen, klugen und interessierten Menschen in Erinnerung behalten, der mit Mut und Optimismus friedlich seine Stimme für den Schutz der Menschenrechte in Westpapua erhoben hat.