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Lorentz-Nationalpark (Foto: Antoine Lemaire)

UNESCO fordert Schließung der Straße durch den Lorentz Nationalpark in Papua

vom Westpapua-Netzwerk übersetzte und gekürzte Version (Originalbericht: Mongabay)

Die UNESCO hat die indonesische Regierung aufgefordert, einen Straßenabschnitt, der durch das größte Schutzgebiet Südostasiens führt, wegen seiner negativen Umweltauswirkungen zu schließen.
In ihrem jüngsten Bericht über den Erhaltungszustand von Welterbestätten hebt die UNESCO eine Reihe von Problemen im Zusammenhang mit der 190 Kilometer langen Straße hervor, die den Lorentz Nationalpark in Indonesiens östlichster Region Papua durchschneidet. Der 2,35 Millionen Hektar große Park gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe und ist dafür bekannt, dass er als einziges Schutzgebiet der Welt durchgehend von schneebedeckten Berggipfeln bis hinunter zu tropischen Meeresgebieten reicht und dazwischen ausgedehnte Feuchtgebiete aufweist.

Die als Habema-Kenyam-Straße bekannte Straße ist Teil des Trans-Papua-Projekts, eines Asphaltnetzes, das sich über Tausende von Kilometern durch die indonesische Hälfte der Insel Neuguinea zieht.
Die UNESCO hat bereits früher Bedenken geäußert, dass die Straße den außergewöhnlichen universellen Wert des Nationalparks gefährden könnte, in dem sich Fossilienfunde befinden, die die Entwicklung des Lebens auf Neuguinea belegen, sowie ein hohes Maß an endemischen Arten und die größte biologische Vielfalt in der Region. Im Jahr 2017 stellte die UNESCO fest, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung des Projekts selbst vor möglichen Auswirkungen auf das Schutzgebiet warnte.
Die UNESCO beurteilt, dass der Bau der Straße im Nationalpark „ein erhebliches zusätzliches Risiko für die empfindliche alpine Umwelt des Schutzgebiets“ darstelle und die negativen Folgen des Klimawandels noch verschärfen könnte.
Der Bau wurde jedoch fortgesetzt und in einem Bericht an die UNESCO aus dem Jahr 2020 erklärte die indonesische Regierung, sie habe einen Aktionsplan zur Schadensbegrenzung für die Straße Habema-Kenyam ausgearbeitet und 2017 mit der Umsetzung begonnen, musste die Maßnahmen jedoch 2018 aufgrund von Sicherheitsbedenken in der Region einstellen.

Die UNESCO bezeichnete dies als „zutiefst besorgniserregend“ und wies darauf hin, dass die Straße trotz der früheren Bedenken des UNESCO-Welterbekomitees gebaut und für die öffentliche Nutzung freigegeben wurde. „Die Umsetzung geeigneter Schutzmaßnahmen ist von entscheidender Bedeutung, um das empfindliche alpine Ökosystem des Welterbes zu schützen“, so die UNESCO. Sie fügte hinzu, dass sie auch im Unklaren darüber sei, welche Abhilfemaßnahmen durchgeführt wurden oder geplant sind, obwohl sie diese Informationen zuvor von der indonesischen Regierung angefordert habe.

Neben der mangelnden Transparenz in Bezug auf das Straßenprojekt und die Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen äußerte die UNESCO auch Bedenken über die Entscheidung der Regierung, weitere Infrastrukturprojekte im Nationalpark zu genehmigen. Zu den von der Regierung genehmigten Infrastrukturprojekten gehören Straßen, ein Flughafen, ein Seehafenanleger, ein Funkturm, ein Leuchtturm und ein Hubschrauberlandeplatz. Diese sind auf eine „Sondernutzungszone“ beschränkt, die sich über 43.714 Hektar des Parks erstreckt.

Die UNESCO erklärte jedoch, dass die Zoneneinteilung nach wie vor Anlass zur Besorgnis gebe, da sie immer noch innerhalb der Grenzen des Nationalparks liege und sich somit negativ auf den außergewöhnlichen universellen Wert der Region auswirken könnte. Um die Ökosysteme im Nationalpark zu erhalten, hat die Regierung eine Kernzone und eine Wildniszone eingerichtet, die 35 % bzw. 36 % der Fläche des Parks ausmachen. Die Kernzone wird als Träger des außergewöhnlichen universellen Wertes des Gebietes beschrieben und beherbergt eine Reihe von gefährdeten Arten, wie z. B. Langschnabel-Echidnas (Zaglossus spp.) und Dingiso-Baumkängurus (Dendrolagus mbaiso). Diese Kernzone ist von der Wildniszone umgeben, die als Puffer zum Schutz vor äußeren Bedrohungen dient. Die UNESCO hält die von der Regierung vorgenommene Zonierung für verfehlt und meint, die Regierung solle sich für den Schutz des außergewöhnlichen universellen Wertes im gesamten Lorentz-Nationalpark einsetzen, anstatt ihn auf die Kernzone zu beschränken.

Unter Hinweis auf diese zahlreichen Bedenken forderte die UNESCO die indonesische Regierung auf, die Straße vorübergehend für den öffentlichen Verkehr zu sperren und erst wieder zu öffnen, wenn die Schutzmaßnahmen vollständig umgesetzt sind. Die UNESCO forderte die Regierung außerdem auf, dem Welterbezentrum Einzelheiten zu den bereits ergriffenen und geplanten Abhilfemaßnahmen vorzulegen. Weiter fordert die UNESCO eine Kopie der Umweltverträglichkeitsprüfung.

In ihrer Verteidigung des Straßenprojekts sagte die Regierung, dass die in dem Gebiet lebenden Gemeinden und die Lorentz-Nationalparkbehörde sehr von der Straße profitiert hätten. „Früher mussten sie tagelang zu Fuß gehen, um in andere Gebiete zu gelangen“, heißt es im Regierungsbericht. „Aber jetzt ist es effektiver, weil sie die Dienste eines vier- oder zweirädrigen Fahrzeugs in Anspruch nehmen können. Darüber hinaus kann die Straße zur Durchführung von Erkundungsmaßnahmen, zur Überwachung der Sicherheit des Gebiets und zur Unterstützung von Aktivitäten im Bereich des Naturtourismus genutzt werden.

Umweltschützer weisen jedoch darauf hin, dass die Straße auch den Holzeinschlag innerhalb des Nationalparks erleichtert. Nach einer Analyse der Nichtregierungsorganisation Auriga Nusantara hat Lorentz in den vergangenen zwei Jahrzehnten 7.644 Hektar Wald verloren, wobei die Abholzungsrate in den letzten zehn Jahren gestiegen ist. „Vor der Fertigstellung des Trans-Papua Highway gab es bereits Straßen, die als Zugang zu den Wäldern dienten“, wird Veronika Kusumaryati, eine Anthropologin der Georgetown University, die in Papua arbeitet, von Tempo zitiert. „Der Trans-Papua Highway verschlimmert die Abholzung des Waldes.“
Auriga deckte auch Genehmigungen auf, die das Ministerium für Energie und Bodenschätze neun Bergbauunternehmen für Schürfungen auf 156.189 Hektar innerhalb des Parks erteilt hatte. „Der Trans-Papua Highway verschlimmert die Abholzung noch, weil er Bergbauinteressen entgegenkommt“, sagte Veronika.

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