Am Sonntag, dem 29. April 2012 erhielt ich die fol

Am Sonntag, dem 29. April 2012 erhielt ich die folgende SMS aus Papua:

„Die Gemeinden in Walsomo (Walma, Muhumu) sehen dem Jahrestag ihrer Befreiung entgegen, dem 1. Mai 2012, den sie feiern werden. Doch sie werden den Tag in großer Trauer begehen, Sie wünschen ihrem verstorbenen geliebten Vater, dem Evangelisten Kornelis Mohi ‚Gehe in Frieden’ und ‚dringe hindurch in eine neues Leben’. ‚Durch dich haben wir die Botschaft Christi gehört, die den Gemeinden der GKI in Yalimo das Heil gebracht hat.’ Die großen Familien aus den Bergen (Iksomon, Sobolim, Mohi und Punu) trauern um ihn. – Es grüßt dich, lieber Vater, mit dieser Nachricht Yeski Iksomon aus Papua.“

Die Todesnachricht wurde durch einige weitere Emails bestätigt. Kornelis Mohi starb am 29. April 2012 um fünf Uhr früh (Papuazeit) in Dekei, der vor einigen Jahren neu gegründeten Kreisstadt des Bezirks Yahukimo.
Dort verbrachte er die letzten Jahre bei seiner Tochter Mekina und ihrem Mann Gerson Pahabol. Gerson arbeitet bei der Verwaltung des Landkreises und ist in der Gemeinde junger Erwachsener aktiv. Kornelis Mohi ist der einzige seiner Generation, dessen Geburtsdatum wir kennen. Es ist der 24. März 1945. Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass er einen Tag nach dem Absturz eines amerikanischen Militärflugzeugs in der Nähe seines Heimatdorfes Waniok geboren wurde. Das Datum des Absturzes erfuhren wir später von der Botschaft der USA. Demnach wurde er 67 Jahre alt.
Er war sechs Jahre alt, als Dr. W.H.Vriend und ich am 1. Mai 1961 in Waniok von der Generation seiner Väter und Großväter freundlich empfangen wurden.
Im März 1963 eröffnete der Evangelist Anton Mansawan einen Missionsposten und eine Schule in Waniok. Kornelis Mohi gehörte zu den ersten Schülern. Zusammen mit seinen Freunden Arnold Mohi und Eli Sobolim galt er als die Wurzel, aus der die Gemeinde Waniok gewachsen ist. Ein Denkmal, zum 25-jährigen Missionsjubiläum 1985 in Waniok errichtet, symbolisiert die drei „Kirchenväter“ in drei Pfeilern, die ein Kreuz tragen.
Am 29. August 1971 sollte der Evangelist Salomo Mofu in Waniok von einer Koalition Oppositioneller aus Poronggoli und Tinggili vertrieben oder gar getötet werden. Die Gründe für diese feindliche Stimmung unter einem Teil der Bevölkerung waren vielschichtig. Die Poronggoli-Region war immer Einflüssen aus dem Balimtal ausgesetzt.
Jedenfalls wurde die Station Waniok bedroht. Kornelis Mohi gelang es, ein in seinem Penisköcher verstecktes Briefchen von Salomo Mofu mit einer Schilderung der kritischen Situation und einem Hilferuf nach Angguruk zu bringen. Dadurch konnte eine Polizeipatrouille den Angriff gerade noch rechtzeitig verhindern.
Als 1972 der erste einjährige Evangelistenkurs in Angguruk eröffnet wurde, war Kornelis Mohi mit seiner jungen Frau dabei. Er gehörte zu denen, die sich nach Abschluss des Kurses erstmals in einem Dorf weit entfernt von seinem Heimatdorf als Prediger niederließen. Es war das Dorf Piniyi. Später ließ er sich im Rahmen eines Rotationsverfahrens für Prediger auch in andere Dörfer versetzen, unter anderem leitete er die Gemeinden in Walei, Panggema und Muhumu. Überall war er sehr beliebt wegen seinem freundlichen und offenen Umgang mit anderen. Er war bescheiden und völlig selbstlos.
1975 half er mir zwei Monate lang intensiv bei der Überprüfung der Ergebnisse meiner Studien zur Religion der Yali. Wir besuchten gemeinsam einige in der Mythologie der Yali genannte wichtige sakrale Orte. Kornelis vermittelte den Kontakt zu älteren Leuten, die gern über die alten Zeiten sprachen. Er übersetzte mit mir zusammen Heilungslieder von Medizinmännern, die ich auf Tonband aufgenommen hatte.
In den 80er Jahren war Kornelis Mohi einer wichtigsten Mitarbeiter bei der Übersetzung des Neuen Testaments in die Yalisprache. Bei bestimmten Übersetzungsproblemen sagte er immer wieder: „Hab keine Sorge, wir können alles in unserer Sprache ausdrücken.“ Dann sprudelten Ideen und Vorschläge aus seinem Munde und gemeinsam fanden wir Lösungen.
Die Sorge um seine Kinder machte ihm zu schaffen. Sein einziger Sohn Siegfried studierte in den 90er Jahren an der Küste, kam aber nicht zurecht. Es war ein schwerer Schock für die Eltern, als sie eines Tages die Todesnachricht bekamen. Einige Freunde meinen, dass Kornelis Mohi diesen Schock nicht verwunden hat und seitdem häufig krank war.
Eine Woche vor seinem Tod besuchte ihn Dr. Enny Kenangalem. Sie schreibt, dass sie noch mit ihm gesprochen hat, er aber kaum noch reagierte.
Die SMS, die mich erreichte, zeigt, dass Kornelis Mohi nicht vergessen ist. Er war ein treuer Diener seines Herrn, der ihn nun zu sich gerufen hat.

von Siegfried Zöllner