Am 6. Juni überfährt ein Motorradfahrer ein Kind – die Folgen sind dramatisch und tragisch. Der Unfall ereignete sich in Hone Lama, einem Außenbezirk der Stadt Wamena. Die Motorradfahrer waren Soldaten des Bataillons 756. Wie immer bei Unfällen sammelten sich sofort Neugierige, aber auch wütende Verwandte des Unfallopfers. Dass die Täter Soldaten waren, machte ihre Wut noch größer, es kam zur Selbstjustiz. Die Täter wurden verfolgt, geprügelt, einer der beiden starb am Tatort, der andere wurde später mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Zwei Stunden später unternahmen Kameraden des getöteten Soldaten einen regelrechten Rachefeldzug. Die Aktion begann in Hone Lama, von dort ging sie weiter durch einige Straßen der Stadt Wamena.
Die Soldaten drangen in die Häuser ein, verprügelten, wen sie antrafen, schossen in die Luft und auf Fensterscheiben, steckten Häuser, Motorräder und Autos in Brand und stachen mit ihren Bajonetten auf Menschen ein.
Nach verlässlichen Berichten wurde ein West-Dani, Elinus Yoman (27) getötet und 13 Personen vorwiegend durch Bajonettstiche verletzt. Einige Schwerverletzte werden noch im Krankenhaus Wamena behandelt.
Dieser Zwischenfall trägt erheblich zur Erhöhung der Spannung zwischen Papua-Bevölkerung und Sicherheitskräften bei. Niemand mag mehr den Versprechungen der Regierung Glauben schenken, die Probleme Papuas durch einen friedlichen Dialog beizulegen.
Viele Schießereien und Zusammenstöße der letzten Monate müssen bei den Papua die Überzeugung festigen, dass die Regierung gegen die Papua Krieg führt.
Das Bataillon 756 in Wamena hat sich den Namen Wim Ane Sili gegeben, wörtlich übersetzt ‚Ort des Kriegsgeschreis’. Soll dieser Name eine Drohung sein?
Alex Flor von Watch Indonesia kommentiert den Zwischenfall mit folgenden Sätzen: „1. Auf Seiten der verschiedenen Konfliktparteien Papuas liegen die Nerven blank, so dass bereits eher „triviale“ Anlässe wie ein Verkehrsunfall zur Eskalation führen können. Ungern erinnern wir uns daran, dass seinerzeit die bürgerkriegsähnlichen Konflikte auf den Molukken oder in Westkalimantan ihren Anfang in noch trivialeren Streitigkeiten genommen hatten.
2. Lynchjustiz ist in Indonesien keine Ausnahmeerscheinung und scheint insbesondere vielen BewohnerInnen der beiden Papua-Provinzen allzu oft das Mittel der Wahl zu sein. Dieser Zustand wird weiter anhalten oder sich gar noch verschärfen, solange die Bevölkerung in Papua keine Rechtssicherheit erfährt. Die Reaktion der Leute in Wamena muss insofern als „rational“ gewertet werden, als dass sie sich von einer Anzeige gegen die mutmaßlich schuldigen Soldaten keinerlei Hoffnung auf Gerechtigkeit machen konnten.“
Amnesty International schreibt in einer Stellungnahme zu diesem Fall: „Amnesty International fordert die Indonesische Regierung auf, gegen die Kultur der Straflosigkeit in Papua anzugehen. Sie soll notwendige Schritte einleiten, damit Sicherheitskräfte für die von ihnen begangenen Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen werden können. Dazu muss sofort das Gesetz über Militärgerichtshöfe geändert werden, damit Angehörige der Sicherheitskräfte, denen Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, vor unabhängige Zivilgerichte gestellt werden können. Außerdem muss Opfern und Zeugen ein angemessener Schutz gewährleistet werden.“
von Siegfried Zöllner
Am 6. Juni überfährt ein Motorradfahrer ein Kind – die Folgen sind dramatisch und tragisch. Der Unfall ereignete sich in Hone Lama, einem Außenbezirk der Stadt Wamena. Die Motorradfahrer waren Soldaten des Bataillons 756. Wie immer bei Unfällen sammelten sich sofort Neugierige, aber auch wütende Verwandte des Unfallopfers. Dass die Täter Soldaten waren, machte ihre Wut noch größer, es kam zur Selbstjustiz. Die Täter wurden verfolgt, geprügelt, einer der beiden starb am Tatort, der andere wurde später mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Zwei Stunden später unternahmen Kameraden des getöteten Soldaten einen regelrechten Rachefeldzug. Die Aktion begann in Hone Lama, von dort ging sie weiter durch einige Straßen der Stadt Wamena.
Die Soldaten drangen in die Häuser ein, verprügelten, wen sie antrafen, schossen in die Luft und auf Fensterscheiben, steckten Häuser, Motorräder und Autos in Brand und stachen mit ihren Bajonetten auf Menschen ein.
Nach verlässlichen Berichten wurde ein West-Dani, Elinus Yoman (27) getötet und 13 Personen vorwiegend durch Bajonettstiche verletzt. Einige Schwerverletzte werden noch im Krankenhaus Wamena behandelt.
Dieser Zwischenfall trägt erheblich zur Erhöhung der Spannung zwischen Papua-Bevölkerung und Sicherheitskräften bei. Niemand mag mehr den Versprechungen der Regierung Glauben schenken, die Probleme Papuas durch einen friedlichen Dialog beizulegen.
Viele Schießereien und Zusammenstöße der letzten Monate müssen bei den Papua die Überzeugung festigen, dass die Regierung gegen die Papua Krieg führt.
Das Bataillon 756 in Wamena hat sich den Namen Wim Ane Sili gegeben, wörtlich übersetzt ‚Ort des Kriegsgeschreis’. Soll dieser Name eine Drohung sein?
Alex Flor von Watch Indonesia kommentiert den Zwischenfall mit folgenden Sätzen: „1. Auf Seiten der verschiedenen Konfliktparteien Papuas liegen die Nerven blank, so dass bereits eher „triviale“ Anlässe wie ein Verkehrsunfall zur Eskalation führen können. Ungern erinnern wir uns daran, dass seinerzeit die bürgerkriegsähnlichen Konflikte auf den Molukken oder in Westkalimantan ihren Anfang in noch trivialeren Streitigkeiten genommen hatten.
2. Lynchjustiz ist in Indonesien keine Ausnahmeerscheinung und scheint insbesondere vielen BewohnerInnen der beiden Papua-Provinzen allzu oft das Mittel der Wahl zu sein. Dieser Zustand wird weiter anhalten oder sich gar noch verschärfen, solange die Bevölkerung in Papua keine Rechtssicherheit erfährt. Die Reaktion der Leute in Wamena muss insofern als „rational“ gewertet werden, als dass sie sich von einer Anzeige gegen die mutmaßlich schuldigen Soldaten keinerlei Hoffnung auf Gerechtigkeit machen konnten.“
Amnesty International schreibt in einer Stellungnahme zu diesem Fall: „Amnesty International fordert die Indonesische Regierung auf, gegen die Kultur der Straflosigkeit in Papua anzugehen. Sie soll notwendige Schritte einleiten, damit Sicherheitskräfte für die von ihnen begangenen Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen werden können. Dazu muss sofort das Gesetz über Militärgerichtshöfe geändert werden, damit Angehörige der Sicherheitskräfte, denen Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, vor unabhängige Zivilgerichte gestellt werden können. Außerdem muss Opfern und Zeugen ein angemessener Schutz gewährleistet werden.“
von Siegfried Zöllner