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Bewaffneter Konflikt in Westpapua verschärft sich – über 1.500 Vertriebene fliehen nach Timika

Der bewaffnete Konflikt in Westpapua hat sich in den letzten Wochen bedeutend verschärft. Bewaffnete Zusammenstöße zwischen indonesischen Sicherheitskräften und der Nationalen Befreiungsarmee Westpapuas (TPN PB) wurden aus den Landkreisen Nduga, Pegunungan Bintang, Kerom und Mimika gemeldet. Mehrere Sicherheitskräfte wurden bei den Feuergefechten getötet. In Mimika fanden wiederholte Schusswechsel in verschiedenen Teilen des Landkreises statt – daraufhin flohen über 1.500 indigene Amungme aus ihren Dörfern. Erstmals trugen sich in Pegunungan Bintang mehrere bewaffnete Angriffe innerhalb eines weniger Tage zu. Das indonesische Militär geht davon aus, dass TPN PB Kämpfer für die Angriffe gestohlene Waffen verwendeten. Die TPN PB hatte elf Schusswaffen verschiedener Größe aus einem Kampfhubschrauber geborgen, der im Juni 2019 in dem Landkreis abgestürzt war.

Die bewaffneten Angriffe in Pegunungan Bintang fanden Anfang März 2020 statt. Die TPN PB bekannte sich in einer Pressemitteilung zu einem Angriff auf einen Motorradtaxifahrer in der Stadt Oksibil am 7. März 2020. Der Pressemitteilung zu Folge, hatten TPN PB Mitglieder den Fahrer ermordet, weil dieser für den indonesischen Geheimdienst gearbeitet haben soll. Zuvor hatten Medien von einem weiteren bewaffneten Angriff im Bezirk Oksob am 3. März 2020 berichtet. Unbekannte Täter feuerten mehrere Schüsse auf einen Lastwagen ab. Der Fahrer wurde nicht von den Schüssen verletzt, verlor aber die Kontrolle über das Fahrzeug und kam von der Straße ab. Das indonesische Militär (TNI) vermutet, dass die TPN PB den Anschlag verübt hatte. Eine TPN PB Einheit in Pegunungan Bintang hatte am 28 Juni 2019 einen Militärhubschrauber abgeschossen und konnten mehrere Feuerwaffen am Absturzort bergen (siehe Foto rechts). TNI Vertreter nehmen an, dass die Schusswaffen für die jüngsten Angriffe in Pegunungan Bintang benutzt worden waren.

Am Morgen des 29. Februar 2020, sollen TPN PB Kämpfer im Landkreis Kerom angeblich drei indonesische Soldaten im Dorf Kibai erschossen haben. Die Schießerei ereignete sich unweit von der Grenze zu Papua-Neuguinea. Die TPN PB hatte eine Pressemitteilung veröffentlicht, der zu Folge die Soldaten das Dorf mit einem Lastwagen durchquert hatten als die Widerstandskämpfer das Feuer eröffneten. Andere Quellen berichteten, dass bei dem Vorfall zwei Soldaten verletzt, jedoch nicht getötet wurden.

Am 26. Februar 2020 wurde eine indigene Frau von indonesischen Sicherheitskräften erschossen als TPN PB Kämpfer einen Militärposten in der Ortschaft Kenyam im Landkreis Nduga angriffen. Ein indigener Papua erlitt eine Schussverletzung, zwei weitere Zivilisten wurde Berichten zu Folge nach dem Vorfall von Sicherheitskräften gefoltert. Nach Angaben der TPN PB kamen bei dem Angriff zwei Sicherheitskräfte uns Leben. Ein Polizeibeamter soll verwundet worden sein.

Besonders besorgniserregend ist die Eskalation des bewaffneten Konflikts im Landkreis Mimika. Nach Angaben einer TPN PB Pressemitteilung töteten TPN PB Kämpfer am 29. Februar 2020 einen Polizeibeamten im Dorf Arwanop, im Bezirk Tembagapura. Daraufhin kam es im Dorf Utikini, im Kuala Kencana Bezirk, am 2. März 2020 wiederholt zu Feuergefechten zwischen Sicherheitskräften und TPN PB. Am selben Tag gaben TPN PB Kämpfer im Bezirk Tembagapura sechs Schüsse auf ein Polizeifahrzeug ab. Bei dem Vorfall wurde mindestens ein Beamter durch Glassplitter verletzt, als die Kugeln die Windschutzscheibe trafen (siehe Foto links). Weitere Schusswechsel soll es auf dem Gelände des Mienenunternehmens PT Freeport Indonesia bei Meile 69 gegeben haben.

Die gleiche Pressemitteilung gibt an, dass indonesische Sicherheitskräfte einen indigenen Papua namens Jance Magai am 26. Februar 2020 entführt und anschließend getötet haben sollen. Der Vorfall ereignete sich in der Nähe von Nahangia, wo Einwohner der umliegenden Dörfer nach Gold schürfen. Der Körper wurde am 1. März 2020 entdeckt (siehe Foto rechts) und soll Schusswunden im linken Bein und Knie aufgewiesen haben. Der Sprecher der Regionalpolizei in Papua, Ahmad Kamal, stritt ab, dass Polizeibeamte an der Tat beteiligt gewesen sein sollen. Die TPN OB habe Jance Magai umgebracht, weil sie ihn verdächtigt hatten als Spitzel für die Polizei und das Militär gearbeitet zu haben, erklärte Kamal.

Am 4. März 2020 blockierten und beschädigten TPN PB Mitglieder Teile der Straße zwischen den Ortschaften Tembagapura und Opitawak, welche Sicherheitskräfte zuvor benutzt hatten um die dortigen Militärposten logistisch zu versorgen. Kurz darauf kam es am 5. März im Dorf Opitawak zu Schießereien zwischen TPN PB Kämpfern und Sicherheitskräften. Nach Angaben der TPN PB wurden fünf Sicherheitsbeamte getötet. Die Anzahl der Todesopfer wurde nicht von Seiten der Sicherheitskräfte bestätigt.

Die TPN PB erkläret, dass eine Gruppe von Sicherheitskräften in den Dörfern Banti 1 und Banti 2 umzingelt worden war. Die TPN PB habe die Sicherheitskräfte angeblich wiederholt daran gehindert, Lieferungen auf dem Land- und Luftweg zu überbringen. Der Chef der Regionalpolizei in Papua, Paulus Waterpauw, gab in einem Interview am 9 März 2020 an, dass es gelungen war die Sicherheitskräfte in Banti 1 und Banti 2 mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern zu versorgen.

Viele Menschen im Bezirk Tembagapura sollen nach den Feuergefechten aus ihren Dörfern geflüchtet sein. Beobachtern berichteten, dass 1.500 indigene Aumungme am 6. März aus den Dörfern Banti 1, Banti 2, Opitawak und Kimbeli in die nächstgrößere Ortschaft Tembagapura geflüchtet waren (siehe Foto links oben). Am 9. März brachten Busse des Mienenunternehmens PT Freeport Indonesia 917 Vertriebene in die Stadt Timika, wo diese bei Verwandten und in Kirchen Zuflucht suchten. Am Vortag sollen bereits 614 Vertriebene von Tembagapura nach Timika gebracht worden sein.

Weitere bewaffneten Zusammenstöße in Mimika wurden am 9. März 2020 aus dem Bezirk Jila gemeldet. TPN PB Kämpfer griffen dort einen Militärposten an und töteten angeblich einen indonesischen Soldaten.