Am 20. Juni findet jedes Jahr der Weltflüchtlingstag statt. Dieser Tag soll daran erinnern, dass Millionen von Menschen weltweit auf der Flucht sind. Ende 2022 waren weltweit 110 Millionen Menschen auf der Flucht, so die UNO. Der Weltflüchtlingstag soll Solidarität für diese 110 Millionen Schicksale zeigen und an die Rechte der Geflüchteten erinnern, die es zu schützen gilt.
Auch in Westpapua gibt es fast täglich Berichte von Papuas, die vor dem bewaffneten Konflikt fliehen müssen. Sie verlassen ihre Dörfer, suchen Schutz in Kirchen, bei Verwandten oder im Wald und hoffen darauf, wieder zurückkehren zu können. Besonders rund um das Gebiet, in dem der seit Anfang Februar entführte neuseeländische Pilot vermutet wird, häufen sich seitdem Razzien und bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und TPNPB-Kämpfern.
An dem diesjährigen Weltflüchtlingstag erinnerten mehrere Papuas an ihr eigenes Trauma, welches sie durch ihre Flucht im eigenen Land erlitten haben und welches einige von ihnen noch bis heute an einer Rückkehr hindert. Auch forderten sie die Regierung dringend auf, die Militäroperationen sofort einzustellen und die Normalität in ihren Gemeinden wiederherzustellen.
Manche von ihnen sind bereits seit mehreren Jahren nicht mehr in ihrem Heimatdorf gewesen. Ihre Häuser wurden bei früheren Razzien zerstört und die Anwesenheit des Militärs macht ihnen so große Angst, dass sie eine Rückkehr weiterhin ausschließen. Die gewaltsame Vertreibung aus ihren Häusern und die Flucht ganzer Gemeinden sind ihnen bis heute schmerzhaft in Erinnerung geblieben. Zu lebhaft seien noch die Erinnerungen an die Gewalttaten von Soldaten gegen zum Beispiel schwangere Frauen und Minderjährige. Daran ändere auch nichts, dass der Staat sie zur Rückkehr aufgefordert und ihnen Sicherheit zugesagt habe. Erst wenn das Militär abgezogen werde, sei eine Rückkehr möglich. Denn in vielen Dörfern besetzt das Militär weiterhin Schulen, Kirchengebäude oder andere Gebäude.
Die Kirche ist für viele Binnenflüchtlinge die einzige Hoffnung. Doch auch kirchliche Mitarbeiter*innen haben zum Teil eigene Traumata durch die Präsenz des Militärs erlitten oder stehen unter besonderer Beobachtung. Wie können sie also Hilfe leisten, wenn auch sie selber welche empfangen müssten?
Ein Trauma, das nicht zu enden scheint aber für eine bessere Zukunft der Papuas enden muss. Neben innenpolitischen Veränderungen, einer Aufarbeitung der Gewalt in Westpapua, einem umfänglichen Schutz der Menschenrechte in Westpapua und einer gerechten Entwicklung muss jedoch auch die internationale Staatengemeinschaft mehr tun als jedes Jahr an das Schicksal von Flüchtlingen und damit auch von Binnenflüchtlingen in Westpapua zu erinnern. Andere Staaten müssen damit beginnen, Doppelstandards in der Rolle Indonesiens als demokratischer Partner nach außen und den Menschenrechtverletzungen Indonesiens in Westpapua nach innen, sowie indonesische Narrative zu Westpapua kritisch zu hinterfragen. Das wäre tatsächliche politische Solidarität für die Situation der Binnenflüchtlinge in Westpapua.