Die indonesische Regierung hat 500 zusätzliche Soldaten der Einheit Yonif Raider 432 Waspada Setiajaya nach Westpapua entsandt. Den nationalen Medien zufolge sollen die Truppen den lokalen Regierungen bei der Stabilisierung der Lage und der Sicherung der Infrastruktur sowie bei anderen Entwicklungsprojekten im zentralen Hochland Westpapuas helfen, das als Hochburg der Nationalen Befreiungsarmee Westpapuas (TPN PB) bekannt ist. Inzwischen sind die Truppen in Jayapura eingetroffen, von wo aus sie zu 20 militärischen Außenposten in den Landkreisen Yalimo, Yahukimo, Nduga, Mamberamo, Lanny Jaya und Tolikara geflogen werden. Die Truppen sollen zwischen neun und zwölf Monaten in Westpapua bleiben.
Menschenrechtsbeobachter befürchten, dass die Stationierung der Truppen, deren Mitglieder mit den Sitten und der Kultur der indigenen Papuas nicht vertraut sind, unweigerlich zu einer wachsenden Zahl von Menschenrechtsverletzungen im zentralen Hochland führen wird. Viele indigene Papuas im zentralen Hochland wurden intern vertrieben oder sind Opfer von Folter, gewaltsamen Verschwindenlassen oder außergerichtlichen Tötungen während der Einsätze der Sicherheitskräfte geworden.
Die Verstärkung des Militärs mit Personal im zentralen Hochland ist Teil der Strategie der Regierung, militärische Stärke zu demonstrieren. Die Konfliktsituation in den verschiedenen Landkreisen im Hochland hat sich in den letzten Wochen verschärft. Am 5. September 2020 griffen Mitglieder von TPN PB einen Militärposten auf dem neuen Markt in Kenyam im Landkreis Nduga an. TPN PB behauptet, dass acht Militärangehörige bei dem Angriff getötet wurden. Zeugen in Kenyam bestätigten den Angriff, während Vertreter des Militärs den Vorfall dementierten. Ein zweiter bewaffneter Angriff auf einen Militärposten fand am 14. September 2020 im Dorf Mamba im Landkreis Intan Jaya statt. Wie der Nachrichtensender Suara Papua berichtet, sollen bei den bewaffneten Zusammenstößen drei Militärangehörige getötet worden sein. Andere Quellen berichteten, dass zwei Migranten – beides Zivilisten – bei den Zusammenstößen verletzt wurden.