Mehrere Polizei- und Militärbeamte haben kürzlich ihre Bereitschaft zu Verhandlungen mit der Nationalen Befreiungsarmee Westpapuas (TPNPB) erklärt. Am 8. November 2021 bestätigte das indonesische Parlament offiziell den Stabschef der Armee, Andika Perkasa, als neuen Oberbefehlshaber der indonesischen Streitkräfte. Ursprünglich wurde Andika Prakarsa von Präsident Joko Widodo selbst für den Posten vorgeschlagen. Prakarsa kündigte an, er wolle den Konfliktansatz des Militärs in den indonesischen Provinzen Papua und Papua Barat ändern und humanistischer gestalten. Er erklärte jedoch, dass die neue Strategie nicht vor Januar 2022 umgesetzt werden wird.
Während viele Menschenrechtsorganisationen und internationale Beobachter die Erklärung weiterhin kritisieren, steht Prakarsas Strategiewechsel im Einklang mit der wachsenden Forderung nach einer friedlichen Lösung des langjährigen Konflikts. Am 11. November veröffentlichten 194 katholische Priester in Westpapua eine öffentliche Erklärung, in der sie einen Waffenstillstand zwischen den indonesischen Sicherheitskräften und der TPNPB forderten. Außerdem forderten sie die internationale Gemeinschaft auf, eine nachhaltige Lösung des Konflikts mit friedlichen Mitteln zu unterstützen. Zuvor hatten 36 Priester aus der Diözese Timika bereits am 31. Oktober 2021 in Timika eine Erklärung und einen Aufruf zum Waffenstillstand veröffentlicht.
Anfang November 2021 ermutigte der Polizeichef von Intan Jaya, AKBP Sandi Sultan, die TPNPB, auf bewaffnete Gewalt zu verzichten und einen diplomatischen Konfliktansatz zu bevorzugen. Die Polizei von Intan Jaya sei bereit, bei einem Verhandlungsprozess zu helfen, so Sultan.
Ein weiterer Aufruf zum Dialog wurde vom Befehlshaber des Militärregionskommandos Cenderawasih, Generalmajor Ignatius Yogo Triyono, in einem Interview mit dem indonesischen Medienunternehmen Tempo am 13. November 2021 ausgesprochen. Triyono führte jedoch aus, dass ein Dialog nur dann erfolgreich sein könne, wenn die politische Selbstbestimmung nicht Teil der Diskussion sei. Laut Triyono liegen die Ursachen des Westpapua-Konflikts in der mangelnden Entwicklung und dem fehlenden Wohlstand in der Konfliktregion – eine Ansicht, die von Regierungsvertretern allgemein vertreten wird. „Wir sind auch der häufigen Schießereien überdrüssig, die nicht nur Opfer unter den bewaffneten kriminellen Gruppen [TPNPB], sondern auch unter unseren Soldaten gefordert haben“, sagte Triyono.
Die TPNPB erklärte über ihren offiziellen Sprecher Sebby Sembom, dass die TPNPB nur dann in Verhandlungen mit der indonesischen Regierung eintreten werde, wenn die Gespräche von den Vereinten Nationen vermittelt würden.