Du betrachtest gerade Ermordung eines Neuseeländers in Westpapua ­– gegenseitige Schuldzuweisungen
Provinz Zentral-Papua (Karte erstellt mit MapChart)

Ermordung eines Neuseeländers in Westpapua ­– gegenseitige Schuldzuweisungen

Anfang August wurde der neuseeländische Hubschrauberpilot Glen Malcolm Conning im Hochland von Westpapua erschossen (Anmerkung: hierbei handelt es sich nicht um den seit Februar 2023 ebenfalls entführten Neuseeländer in Westpapua). Conning, der als Hubschrauberpilot beim indonesischen Luftfahrtunternehmen PT Intan Angkasa Air Service tätig war, flog zwei Erwachsene und zwei Kinder in das Dorf Alama, Bezirk Mimika, Provinz Zentral-Papua. Viele Dörfer in der Region sind weiterhin nur aus der Luft erreichbar. Oftmals werden für den Transport von Personen oder Gütern Hubschrauber eingesetzt, da diese auch ohne Landebahnen landen können.

Berichten zufolge wurde der Helikopter kurz nach der Landung angegriffen. Die vier indigenen Papuas blieben unverletzt. Der Neuseeländer wurde von den Angreifern erschossen.

Ein Vertreter der indonesischen Sicherheitskräfte gab an, dass es sich bei den Angreifern um TPNPB-OPM Kämpfer gehandelt habe. Diese sollen auch den Hubschrauber in Brand gesteckt haben.

Ein Sprecher der TPNPB-OPM gab jedoch an, dass er nichts von einem Angriff der TPNPB-OPM wisse. Bei der Region handele sich jedoch um ein Konfliktgebiet, vor dem die TPNPB-OPM warne, es zu betreten. Dies sei auch bekannt und werde immer wieder kommuniziert. Auch mehrere Tage nach dem Vorfall soll es jedoch noch keine offizielle Bestätigung der TPNPB-OPM aus der Region gegeben haben, für den Angriff verantwortlich gewesen zu sein. Ein Sprecher der TPNPB-OPM forderte daher eine unabhängige Untersuchung und vermute eine Verbindung des indonesischen Militärs zu dem Vorfall. So seien einige Angaben des Militärs zu dem Vorfall als zumindest fragwürdig zu bewerten. Laut offiziellen Angaben der Sicherheitskräfte seien der Hubschrauber und der Leichnam des Opfers in Brand gesteckt worden. Es sollen jedoch Fotos vorliegen, die das Gegenteil beweisen. Zudem verwies der TPNPB-OPM Sprecher auf einen Fall in der Vergangenheit, in dem Mitarbeiter von Freeport angegriffen wurden – auch damals kam ein neuseeländischer Bürger zu Tode. Entgegen der offiziellen Beschuldigungen des Militärs, dass die TPNPB-OPM hierfür verantwortlich sei, soll sich später herausgestellt haben, dass indonesische Sicherheitskräfte diesen Angriff planten und von Mittelsmännern (der TPNPB-OPM) durchführen ließen.

Der Angriff in Alama erfolgte kurz nachdem bekannt wurde, dass die TPNPB-OPM sich dazu bereit erklärt habe, den seit Februar 2023 entführten neuseeländischen Piloten Philip Mehrtens freizulassen. Daher mehren sich auch dahingehend Stimmen, dass der neueste Angriff auf einen ausländischen Bürger in Westpapua auch dazu diene, das Bild der TPNPB-OPM weiterhin negativ zu halten.

Lokale und internationale NGOs fordern eine offizielle Untersuchung des Falls. Eine gegenseitige Schuldzuweisung der Konfliktparteien trage nicht zur Friedensbildung in Westpapua bei. Um die Sicherheit von Piloten in der Region zu garantieren, müsse zudem darüber nachgedacht werden, Flugpläne und Infos über Gründe der Flüge mit mehreren Akteur*innen in Westpapua abzustimmen. Geschehe dies nicht und mehren sich solche Vorfälle, die Unklarheit und Emotionen mit sich bringen, werde dies nur noch weitere negative Folgen für die Zivilbevölkerung in Westpapua haben.