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Dr. David McRae (l.) und Dr. Ross Tapsell durften nicht zu Forschungszwecken nach Indonesien einreisen (Foto: The Sydney Morning Herald)

Indonesien verschärft Vorschriften für ausländische Forscher

Zwei renommierten australischen Wissenschaftlern wurde die Einreise nach Indonesien verweigert. Die Zeitung Sydney Morning Herald berichtete über das strengere Vorgehen örtlicher Behörden gegen ausländische Forscher.

Die in Australien ansässigen Indonesien-Experten Dr. Ross Tapsell von der Australian National University und Dr. David McRae von der Melbourne University wurden beide in den letzten drei Monaten an der Grenze angehalten und nach Hause geschickt. Die Männer reisten beide zu individuellen Forschungszwecken in das Land, benutzten aber Touristenvisa und nicht ein spezifisches Forschungsvisum, das für die akademische Forschung erforderlich ist – ein Verstoß gegen die Regeln.

Laut akademischen Quellen ist es für Forscher aus der ganzen Welt jedoch durchaus üblich mit einem kostenlosen Touristenvisum nach Indonesien einzureisen, da der Prozess zur Erlangung eines akademischen Visums bis zu sechs Monate dauern kann und lästig ist. Das Touristenvisum kann auch für Familien- oder Gesellschaftsbesuche, Kunst- und Kulturveranstaltungen, für Regierungsaufgaben, für Reden oder Seminare oder für Geschäftstreffen in Indonesien verwendet werden.

Ein Sprecher der indonesischen Einwanderungsbehörde bestätigte, dass in den letzten Monaten auch mehreren anderen Akademikern der Zutritt zu Forschungsprojekten verweigert wurde – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu vergangenen Jahren. Der Sprecher sagte nicht, wie viele andere Akademiker zurückgeschickt worden waren oder aus welchen Ländern sie kamen.

Tapsell ist Autor mehrerer Bücher über indonesische Politik und Gesellschaft. Zuletzt war sein Forschungsthema die Macht der Medien in Indonesien. Auch McRae hat zu diesen Themen mehrere Bücher herausgegeben und beigetragen. Beide reagierten nicht auf die Anfragen nach einer Stellungnahme; mehrere andere hochkarätige australische Indonesien-Experten lehnten ebenfalls eine Stellungnahme ab.

Das indonesische Ministerium für Forschung, Technologie und Hochschulbildung prüft seit etwa 10 Jahren Visaanträge für Wissenschaftler. Im vergangenen Jahr kündigte das Ministerium eine Verschärfung der Regeln für Wissenschaftler, die zu Forschungszwecken nach Indonesien kommen wollen, an. Eine Begründung wurde nicht gegeben.

Bevor das Ministerium die Arbeit übernahm, prüfte das renommierte Indonesian Institute of Sciences (LIPI) die Visaanträge für akademische Zwecke.

Professorin Dewi Fortuna Anwar, eine der führenden Politikwissenschaftler des Landes, sagte, Indonesien müsse die Vorschriften für ausländische Akademiker überprüfen. Die aktuellen Visabestimmungen seien zu aufwändig, langwierig und „dem Fortschritt des Wissens in Indonesien abträglich“.

„Als LIPI noch für die Koordination der Forschung verantwortlich war, konnten wir inhaltlich beurteilen, ob die Forschung wertvoll ist und ob auch lokale Forscher davon profitieren können. Die Prüfer beim Ministerium sind eher an der genauen Einhaltung von Gesetzen interessiert.“ Des Weiteren sagte sie: „In einer Zeit, in der wir internationale Netzwerke entwickeln wollen, um die Qualität der örtlichen Institutionen zu verbessern, die eine stärkere internationale Zusammenarbeit benötigen, werden gleichzeitig all diese Hindernisse errichtet, die nicht forschungsfreundlich sind.“

Eine Gesetzvorlage zu Wissenschaft und Technologie, die bald vom indonesischen Parlament verabschiedet werden könnte, würde die Lage für Wissenschaftler noch schwieriger machen. Das Gesetz sieht zum Beispiel vor, dass alle ausländischen Akademiker einen indonesischen Forschungskollegen als Gegenüber angeben müssen, der oder die für den ausländischen Forscher verantwortlich ist, selbst wenn dieser ein Verbrechen begeht. „Das ist eindeutig eine Abschreckungsmaßnahme“, so Dewi Fortuna Anwar.