Indonesiens Geschichtsschreibung im Wandel
Im Mai 2025 kündigte Indonesiens Präsident Prabowo Subianto ein Projekt zur Neuschreibung der nationalen Geschichte an: Über 120 Historiker*innen sollen eine zehnbändige Gesamtdarstellung von der Urgeschichte bis zur Reformära verfassen. Ziel ist eine integrativere, ehrliche und dezentrale Erinnerungskultur.
Was diese Neuschreibung der Geschichte für Westpapua bedeuten könnte, beschreibt der Artikel eines Papua-Journalisten, den die Berliner TAGESZEITUNG am 20. Juli 2025 veröffentlichte. Denn für Westpapua, den westlichen Teil der Insel Neuguinea, ist besonders entscheidend, wer die Geschichte erzählt und welche Perspektiven dabei berücksichtigt werden.
Für viele indigene Papua ist die offizielle Darstellung der Volksabstimmung von 1969 problematisch. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung durfte unter massivem militärischem Druck abstimmen, doch Schulbücher präsentieren dies als freiwillige Rückkehr zu Indonesien. Gewalt, Vertreibungen und andere Traumata bleiben unerwähnt.
Ressourcen, Ungleichheit und die Stimmen der Papua
Obwohl Westpapua reich an Ressourcen wie Gas, Öl und Nickel ist und einen erheblichen Beitrag zum Staatshaushalt leistet, profitiert die Bevölkerung kaum davon. Armut, mangelhafte Bildung, schlechte Gesundheitsversorgung und fehlender Zugang zu sauberem Wasser prägen das Leben vieler Menschen. Der Sonderautonomiestatus („Otonomi Khusus“) brachte bisher kaum Verbesserungen, Korruption und fehlende Beteiligung der Bevölkerung sind weit verbreitet.
Trotzdem engagieren sich junge Papua, Frauen, Aktivist*innen, Kirchen und Dorforganisationen für Bildung, Menschenrechte und Mitsprache. Ihre Stimmen sind entscheidend für eine glaubwürdige und inklusive nationale Geschichtsschreibung.
Der Meinungsbeitrag betont, dass die neue Geschichtserzählung nicht nur Fakten sammeln, sondern auch Räume schaffen muss, in denen unterdrückte Stimmen gehört werden. Westpapua darf nicht nur beschrieben, sondern muss aktiv an der Gestaltung der nationalen Identität beteiligt werden. Nur durch Zuhören, Anerkennen und Einbeziehen kann Vertrauen entstehen und eine gerechtere, inklusive Geschichte Indonesiens geschrieben werden.