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Einäscherung des Leichnams einer der zivilen Opfer des Militärangriffs in Nduga (Foto: Mitglied der Rettungsmission der örtlichen Regierung, Quelle: YouTube)

Nach Militärangriff in Nduga – örtliche Regierung startet Rettungsaktion

Auf der Internetplattform Youtube wurden im Dezember 2018 zwei neue Videos veröffentlicht, die neue Einblicke in die Situation in der Region Nduga geben, wo bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen dem indonesischen Militär und der Nationalen Befreiungsarmee Westpapuas (TPN-PB) zu einer hohen Zahl von Opfern unter Zivilisten geführt hatten. Bisher beschränken Sicherheitskräfte den Zugang zu dem Gebiet strikt – erste Informationen über die Opfer und die aktuelle Situation in Nduga bleiben unbestätigt und unsicher. Menschenrechtsverteidiger und Journalisten dürfen immer noch nicht vor Ort über die Ereignisse  berichten.

Ein Video der BBC Indonesia bietet neue Einblicke in die Ereignisse in der Region Nduga. Es zeigt Interviews mit mehreren mutmaßlichen Opfern der Militärangriffe. Ein Mann behauptet, vier Hubschrauber der indonesischen Luftwaffe (AURI) hätten sein Dorf angegriffen. Einer von ihnen soll eine Bombe abgeworfen haben. Der koordinierende Minister für Politik, Justiz und Sicherheitsfragen, General Wiranto, bestritt die Verwendung von Bomben in einem öffentlichen Interview und erklärte, diese seien zu teuer. Der Einsatz von Bomben durch das indonesische Militär sei von der TPN-PB erfunden worden, um Propaganda gegen die indonesische Regierung zu betreiben. „Gehen Sie einfach hin und schauen sie sich die Gegend an – gibt es einen Wald, der [von den Bomben] niedergebrannt wurde?“ so Wiranto zu den Journalisten.

Ein anderes Interview zeigt einen Jungen, der behauptet, sein Vater sei von Militärangehörigen erschossen worden. Er sagte, die Militärangehörigen feuerten weiter auf ihn, als er und sein älterer Bruder in den Wald flohen – eine Kugel habe das Hemd des Jungen durchbohrt. Muhamad Aidi, der Leiter der Abteilung für Militärkommandos, erklärte in einem Interview, dass seine Männer nicht auf Zivilisten schießen würden, wenn sie unbewaffnet seien. Er erklärte weiter, dass seine Männer die TPN-PB-Mitglieder lebend gefangen nehmen wollen.

Ein zweites Video zeigt Material, das während einer Rettungsmission aufgenommen wurde. Sie wurde am 13. Dezember 2018 mit dem Ziel gestartet, vier vermisste Bauarbeiter zu finden. Die lokale Regierung hatte ein Team unter der Führung des Vize-Landrats von Nduga und des Parlamentschefs gebildet, um die Leichen der Arbeiter zu evakuieren und indigene Dorfbewohner zu finden, die vor dem Militärangriff in den Dschungel geflohen waren. Das Team hatte Mitglieder der Sicherheitskräfte gebeten, sie nicht zu begleiten, um einen weiteren Schusswechsel und eine zusätzliche Traumatisierung der Bevölkerung zu vermeiden.

Nach vier Tagen der Suche gelang es dem Team nicht, die Leichen der Arbeiter zu finden, da die Rettungsmission durch schlechte Wetterbedingungen behindert wurde. Das Team fand jedoch die Leichen von vier indigenen Zivilisten, die in Folge des Militärangriffs gestorben waren. Ein Dorfbewohner namens Mentus Nimiangge wurde lebend gefunden, starb jedoch kurz nach der Rettung an einer schweren Schussverletzung am Hals – er wurde später im Distrikt Mbumuyalma eingeäschert. In den Untertiteln des Videos sind folgende Namen aufgeführt: Menius Lokbere und Nison Umangge, beide im Bezirk Mbua getötet. Yarion Pokneangge starb im Distrikt Dal, als das Militär das Feuer aus einem Hubschrauber eröffnete, während seine Frau in den Wald fliehen konnte. Die Leiche von Mianus Lokbere befand sich in einem schlechten Zustand und musste sofort eingeäschert werden.

Der Gouverneur der Provinz Papua, Lukas Enembe, und Mitglieder von sieben Fraktionen des Provinzparlaments beschlossen während eines Treffens am 19.12.2018, sich mit Präsident Joko Widodo zu treffen und ihn zu bitten, alle Sicherheitskräfte aus der Region Nduga zurückzuziehen. Die Entscheidung wurde von religiösen Führern, dem Papua-Büro der nationalen Menschenrechtskommission, Vertretern der Zivilgesellschaft und NGOs unterstützt. Der Rückzug der Sicherheitskräfte solle es der indigenen Bevölkerung ermöglichen, in ihre Dörfer zurückzukehren und Weihnachten in Frieden und Würde zu feiern.