Die Umweltorganisation Greenpeace hat einen neuen Bericht mit dem Titel „Final Countdown“ über die Umsetzung der Ziele zur Reformierung der Palmölindustrie veröffentlicht. Im Jahr 2013 versprach Wilmar International, das größte Palmöl Handelsunternehmen der Welt, sein Palmöl zukünftig ausschließlich von verantwortungsbewussten Produzenten zu beziehen welche den Umweltschutz und Menschenrechte achten. Der Bericht dokumentiert großflächige Entwaldung und Menschenrechtsverletzungen durch 25 Palmöl Produzenten. Abgesehen von einer Ausnahme haben diese Unternehmen in den letzten 12 Monaten verschiedene Markenhersteller mit Palmöl beliefert. Greenpeace deckt in dem Bericht auf, dass die 25 Produzenten seit 2015 mehr als 130.000 ha Wald- und Moorflächen zerstört haben – 40% dieser Zerstörungen mit einer Gesamtfläche von 56.000 ha fanden in Papua, der östlichsten Provinz Indonesiens, statt. Papua hat mit seinen ausgedehnten Regenwaldflächen in den letzten Jahren zunehmend das Interesse der Palmölindustrie geweckt.
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Zusammenfassung
Im Jahr 2010 verpflichteten sich Mitglieder des Forums für Verbrauchsgüter, die globalen Rohstofflieferketten nachhaltiger zu gestalten. Dennoch hatten diese Bemühungen kaum Erfolg, da die Ziele zu ehrgeizig gesetzt wurden und es an der Umsetzung mangelte. Dennoch gab es im Dezember 2013 eine bedeutende Entwicklung: Das weltweit größte Palmöl Handelsunternehmen Wilmar International verpflichtete sich dem Leitsatz „keine Entwaldung, keine Zerstörung von Mooren, keine Ausbeutung“ (NDPE). Wilmars Direktor Kuok Khoon Hong versprach, dass das Unternehmen innerhalb von zwei Jahren nur Palmöl von verantwortungsbewußten Produzenten beziehen werde, die die Umwelt schützen und die Menschenrechte respektieren.
Das Versprechen war Wilmars Reaktion auf die jahrelange Kritik an der Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen durch die Palmölindustrie. Andere Händler und deren Kunden folgten Wilmars Beispiel und innerhalb eines Jahres hatten die meisten großen Händler von indonesischem Palmöl – und die von ihnen belieferten Markenhersteller – eigene NDPE-Richtlinien entwickelt. Die Politik der Händler bezog sich nicht nur auf ihre eigenen Plantagen, sondern auch auf die anderer Erzeuger, von denen der größte Teil ihres Palmöls stammt.
Seit Ende 2014 liegen alle Voraussetzungen vor, um den NDPE Leitsatz zu einer gängigen Richtlinie für die Palmölindustrie zu machen. Die überwältigende Mehrheit des indonesischen und malaysischen Palmöls stammt jetzt von Unternehmen, die sich dem Schutz der Wälder verpflichtet haben; Eine aktuelle Analyse geht davon aus, dass Händler mit NDPE-Richtlinien bereits 74% der gesamten Raffineriekapazität in Indonesien und Malaysia ausmachen. Trotzdem deuten nur wenige Anzeichen auf eine langsamere Entwaldung im Zuge Palmölexpansion hin – obwohl Marken und ihre Zulieferer die Richtlinien entwickelt haben, wurde es versäumt, diese effektiv umzusetzen.
Die Probleme, mit denen sich Unternehmen bei der Beschaffung von risikoreichen Rohstoffen wie Palmöl konfrontiert sehen, sind weitgehend bekannt. Die Ausweitung der Palmölindustrie und die damit einhergehende Zerstörung von Regenwäldern und Mooren hat verheerende Auswirkungen auf Indonesiens Bevölkerung und Tierwelt, sowie auf unser globales Klima. Trotz der Bekanntgabe der NDPE-Richtlinien scheitern Markenhersteller und Händler immer noch daran, Erzeuger und Lieferketten zu kontrollieren. In vielen Fällen beziehen die Unternehmen Palmöl von Plantagen die zwar den Richtlinien entsprechen – dennoch unterhalten viele der Produzenten an anderen Standorten Plantagen für welche Regenwaldflächen gerodet wurden. Markenhersteller und Händler besitzen keine Karten der Lizenz Flächen ihrer Lieferanten und verlangen auch keine Nachweise aller betriebenen Plantagen. Solche Maßnahmen würden aufdecken, ob die Erzeuger NDPE konform sind oder trotzdem anderenorts Regenwald zerstören. Ohne diese Informationen gibt es keine Möglichkeit zu garantieren, dass Palmöl von Produzenten bezogen wird, die nicht zur Entwaldung beitragen.
Trotz des Versprechens, die Lieferketten bis 2020 auf ausschließlich nachhaltig produziertes Palmöl umzustellen, beziehen Markenhersteller und ihre Zulieferer immer noch Palmöl von Produzenten, die Regenwälder zerstören. Der zweite Teil des Berichts dokumentiert umfangreiche Entwaldung und Menschenrechtsverletzungen durch 25 Palmölproduzenten. Bis auf eine Ausnahme haben diese Produzenten in den letzten 12 Monaten Markenhersteller mit Palmöl beliefert. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Produzenten seit 2015 mehr als 130.000 ha Wald und Torfflächen zerstört haben. Dies entspricht einer Fläche, die fast doppelt so groß ist wie Singapur – die Zahlen decken mit hoher Wahrscheinlichkeit nur einen Teil der tatsächlichen Ausmaße ab, denn die Gesamtgröße ihrer Plantagen ist unbekannt. 40% der Zerstörungen – etwa 56.000 ha – sind aus Indonesiens Provinz Papua berichtet worden.
Als weltgrößtes Palmöl-Handelsunternehmen und Vorreiter von NDPE-Richtlinien ist Wilmar International zu einem erheblichen Teil verantwortlich für die Ausweitung der Palmölindustrie und die damit verbundene Zerstörung der Regenwälder Indonesiens. Die Analyse von Greenpeace deutet nicht nur darauf hin, dass Wilmar im vergleich zu anderen Handelsunternehmen mehr Palmöl von Produzenten bezieht die Regenwälder zerstören – zugleich gelangt ein Großteil des schmutzigen Palmöls durch Wilmar auf den Weltmarkt. Forest Trust (TFT) und andere Organisationen welche Palmöl Unternehmen bei der Umsetzung von NDPE-Richtlinien beraten, müssen sich eingestehen diese Unternehmen nicht zur Verantwortung gezogen zu haben.
Für die Palmölindustrie ist dies die letzte Chance für eine Umstellung bis 2020. Wenn die globale Erderwärmung weiter voranschreitet und die Populationen gefährdeter Arten zurückgehen, werden Unternehmen zunehmend unter Druck geraten nachzuweisen, dass ihre Versorgungsketten sauber sind – oder sogar dazu gezwungen sein, die Produktion und den Handel von risikobehafteten Rohstoffen wie Palmöl komplett einzustellen. Die Zukunft der Palmölindustrie und anderer Sektoren hängt von der Umsetzung eines neuen Handelsmodells ab, das auf Transparenz, unabhängiger Verifizierung und der Ächtung von Entwaldung und Menschenrechtsverletzungen basiert.
Wilmar muss dabei eine Führungsrolle übernehmen. Das Unternehmen muss beweisen, dass es kein Palmöl mehr von Produzenten bezieht die Regenwälder zerstören, indem Erzeuger sämtliche Standorte ihrer Plantagen und dazugehörige Karten von Lizenzflächen veröffentlichen. Die Handelsbeziehungen mit Produzenten, die sich weigern, die zuvor genannten Auflagen zu erfüllen, sollen unverzüglich abgebrochen werden. Wilmar muss seine Lieferketten komplett umgestalten, um bis 2020 nur noch mit Produzenten zu handeln, deren Betriebe alle Aspekte der NDPE-Richtlinien erfüllen – auch wenn dies zur Folge hätte, weniger Palmöl verkaufen zu können.
Wilmars Direktor, Kuok Khoon Hong, versprach 2013, den Markt bis 2020 mit entwaldungsfreiem Palmöl zu beliefern. Bis dahin bleiben ihm weniger als 500 Tage. Der letzte Countdown hat begonnen.