„Paradise Bombed“ – Neue Recherche über den Einsatz ausländischer Waffen gegen Zivilist*innen in Westpapua

Eine kürzlich auf YouTube veröffentlichte Recherche mit dem Titel „Paradise Bombed“ auf dem Kanal von „friendlyjordies“ untersucht den Einsatz von ausländischen Waffen im bewaffneten Konflikt in Westpapua. Schwerpunkt der Recherche ist ein Angriff des indonesischen Militärs auf mehrere Dörfer im Bezirk Kiwirok im Landkreis Pegunugan Bintang im Oktober 2021, über den auch das Westpapua-Netzwerk berichtete. Zwischen dem 10. und dem 21. Oktober 2021 sollen mehrere indonesische Militärhubschrauber Sprengkörper auf mehrere Dörfer in dem Landkreis Pegunugan Bintang in der Provinz Papua abgeworfen haben. Die Bomben zerstörten Häuser und Gärten. Mehrere hunderte Papuas starben entweder an den direkten Folgen des Angriffs oder an Krankheiten oder Mangelernährung, die sie während ihrer Flucht in den Wald erlitten haben. Viele Dorfbewohner leben noch bis heute im Wald und sind nicht zurückgekehrt, aus Angst vor erneuten Angriffe durch das Militär.

Die Recherche zeigt, dass Waffen und Munition, die das Militär in Kiwirok eingesetzt hat, im Ausland hergestellt und nach Indonesien exportiert wurden. So berichten Dorfbewohner, dass unter anderem Drohnen für den Abwurf der Bomben eingesetzt wurden. Laut der Recherche handelt es sich bei diesen mit künstlicher Intelligenz agierenden Drohnen um Rüstungsgüter aus chinesischer Produktion. Zudem ergibt die Recherche, dass Rüstungsgüter des Rüstungskonzerns „Thales“ in Westpapua eingesetzt werden. „Thales“ wollte sich auf Anfragen der Journalisten zu dem Einsatz ihrer Waffen in Westpapua nicht äußern. Zusätzlich deckt die Recherche auf, dass in Serbien hergestellte Bomben bei dem Angriff in Kiwirok abgeworfen wurden. Rüstungsgüter, die laut einem Bericht von Juni 2022 der in London ansässigen Conflict Armament Research (CAR) Gruppe unter Verdacht stehen, illegal vom indonesischen Staatlichen Nachrichtendienst (BIN) erworben worden zu sein.

Auch außerhalb des Fallbeispiels Kiwirok finden sich immer wieder ausländische Rüstungsgüter, die in Westpapua gegen Zivilist*innen eingesetzt werden. So auch das Truppenfahrzeug „Bushmaster“, welches in australischer Produktion von „Thales“ hergestellt wird. Das Training des indonesischen Militärs für den Umgang mit diesen Fahrzeugen durch australische Kolleg*innen hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Kritik hervorgerufen.

Vor dem Hintergrund dieser Rechercheergebnisse sollten daher auch deutsche Rüstungsexporte nach Indonesien, wie diese, die der dt. Verteidigungsminister bei einem Besuch in Jakarta im Juni 2023 in Aussicht stellte, gestoppt werden.