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Yulianus Mote wurde bei einer Polizeirazzia erschossen (Foto: SKP Tigi)

Polizeigewalt in Deiyai – ein Toter und ein Verletzter

Nach Angaben des Sekretariats für Gerechtigkeit und Frieden (SKP) des katholischen Dekanats in Tigi haben Polizeibeamte Yulianus Mote (18 Jahre) erschossen und Melianus Dogopia (18 Jahre) bei zwei ähnlichen Vorfällen in der Regentschaft von Deiyai schwer verletzt. Die Zeitung Jakarta Post und lokale Medien veröffentlichten Artikel über die Schießereien, die im Zusammenhang mit einem Brand in der Polizeistation im Bezirk Tigi stattfanden. Am 21. Mai 2019, gegen 12.00 Uhr, hielt eine Gruppe von vier jungen indigenen Männern ein öffentliches Verkehrsmittel an und forderte 10.000 IDR (etwa 60 Eurocent) für Zigaretten. Alle vier waren angeblich betrunken. Da der Fahrer sich jedoch weigerte, Geld zu geben und die jungen Männer das Auto nicht passieren ließen, zog der Fahrer ein Messer, um die vier Männer anzugreifen. Die jungen Männer wurden wütend und zerbrachen die Windschutzscheibe des Autos.

Es wird angenommen, dass der Fahrer zu einem späteren Zeitpunkt den Vorfall der örtlichen Polizei  meldete. Zeugen sahen jedoch, dass Polizisten bereits unmittelbar nach dem Streit in einem Streifenwagen mit Melianus und seinen Freunden sprachen. Daraufhin wurde Melianus Dogopia von seinen Freunden in das Dorf Timipotu zurück begleitet. Die Polizisten sollen den Freunden nach Timipotu gefolgt sein. Als Melianus gegen 17.30 Uhr sein Haus verließ und den Streifenwagen sah, näherte er sich den Polizisten und begann, mit ihnen zu streiten. Die Anwohner behaupten, dass die Polizei es versäumt habe, die Situation mit gewaltfreien Mitteln zu kontrollieren und stattdessen einen Schuss auf Melianus Dogopia abgegeben habe. Melianus erlitt eine Schusswunde am Oberschenkel und wurde im Allgemeinen Krankenhaus in Waghete stationär behandelt. Später wurde er in das Siriwini Krankenhaus in der Stadt Nabire verlegt, weil das Krankenhaus in Waghete nicht über die medizinischen Möglichkeiten verfügte, um die Kugel zu entfernen. Die Polizei behauptete, dass Melianus Dogopia angeblich das Polizeiauto beschädigt und die Beamten mit Pfeil und Bogen angegriffen habe.

Nach dem Vorfall versammelte sich eine Gruppe wütender Angehörige und Dorfbewohner und setzten Teile des Polizeireviers Tigi und mehrere Polizeifahrzeuge in Brand. Polizisten zerstreuten die Menge gewaltsam mit scharfer Munition und Tränengas. Nach dem Angriff führten Sicherheitskräfte Razzien in mehreren Gebieten des Landkreises Waghete durch. Dabei erlitt Yulianus Mote eine Schussverletzung am Kopf. Er wurde angeblich gegen 22.00 Uhr in der Nähe der Bank Papua Filiale im Dorf Idege erschossen und starb an Ort und Stelle an den Folgen der Verletzung.

Ahmad Mustofa Kamal, der Sprecher der Regionalpolizei Papua (POLDA Papua), leugnete die Ermordung von Yulianus Mote, bestätigte aber in einem Interview mit Journalisten am 22. Mai 2019 den Angriff auf Melianus Dogopia. Kamal kündigte an, dass die regionale Polizei eine polizeiliche interne Untersuchung zu diesem Fall durchführen wird. Laut Kamal wurde ein Team von Polizisten nach Tigi entsandt, um den Fall zu untersuchen und zwei Frauen und ein zehnjähriges Mädchen zu beraten, die angeblich während des Angriffs auf die Polizeistation Tigi sexuell missbraucht worden waren. Die Fälle von sexuellem Missbrauch bleiben bis zum jetzigen Stand der Untersuchung unbestätigt.

Die Familien der Opfer sagten, dass sie jede Beilegung des Falles außerhalb des Gesetzes durch eine Entschädigungszahlung ablehnen, wie sie von Polizei und Militär üblicherweise praktiziert wird, um rechtliche Folgen für die Täter zu vermeiden. Sie forderten die Behörden auf, eine rasche und wirksame Strafverfolgung gegen die Täter einzuleiten. Die Familienmitglieder von Yulianus Mote begruben seine Leiche vor der Polizeistation des Unterbezirks Tigi als symbolischen Akt und als Protest gegen Polizeigewalt.