Der heutige 30. August ist der Internationale Tag der Opfer des Verschwindenlassens. Diese Form von Verbrechen kommt auch immer wieder in Papua vor: Papuas verschwinden spurlos und ihr Schicksal bleibt ungeklärt. Ein sehr grausames Schicksal, das vier indigene Papuas erst kürzlich ereilt hat, wurde gestern öffentlich und lässt wiederholt die Forderung nach einem friedlichen Konfliktlösungsprozess in Westpapua aufkommen. Das Jahr 2022 ist bislang besonders für Zivilist*innen in Papua ein gewaltsames und nachdem in den letzten Monaten vermehrt Vertreter der TPNPB für solche Angriffe verantwortlich waren, sind es aktuell wieder u.a. Militärangehörige, die zum Kreis der Tatverdächtigen gehören sollen.
Am 26. August entdeckten die Bewohner des Dorfes Pigapu-Logopon im Landkreis Mimika mehrere Säcke mit Leichenteilen. In vier Säcken wurden demnach je der Torso der Opfer und in zwei weiteren die Köpfe und Beinen gefunden. Die Bewohner des Dorfes waren schockiert, als sie die mit Steinen beschwerten Säcke in einem nahe gelegenen Fluss fanden.
Bei den Opfern handelt es sich um Bewohner des benachbarten Landkreises Nduga, wo es regelmäßig zu Zusammenstößen zwischen den indonesischen Sicherheitskräften und Kämpfern der Unabhängigkeitsbewegung kommt. Drei der vier Opfer konnten bereits identifiziert werden.
Indonesische Sicherheitskräfte geben an, drei Zivilisten und sechs Soldaten festgenommen zu haben, die beschuldigt werden, an der Ermordung von den vier indigenen Papuas und der Verstümmelung ihrer Leichen beteiligt gewesen zu sein. „Wir verpflichten uns, in diesem Fall das Gesetz einzuhalten“, sagte der Chef des Papua-Militärs, Generalmajor Teguh Muji Angkasa, gegenüber Reportern in Jayapura, Provinz Papua. „Wenn einer unserer Soldaten in kriminelle Handlungen verwickelt ist, werden wir das nicht tolerieren“.
Laut Polizeiangaben sollen die Opfer mit einem gemieteten Lastwagen unterwegs gewesen sein und angeblich ein Gewehr und eine Pistole hatten kaufen wollen. Berichten zufolge, sollen die Opfer von den drei zivilen Tätern zum Kauf der Waffen gelockt worden sein. Die Familien der Opfer hingegen widersprechen dieser öffentlichen Berichterstattung. So sollen die Männer keine Waffen hatten kaufen wollen und stattdessen mit dem Geld Material für landwirtschaftliche Zwecke kaufen wollen. Das Geld war jedoch nicht mehr aufzufinden, weshalb unterschiedliche Medien einen Raubüberfall als Ursache des Verbrechens vermuten.
Wie üblich teilte das Militär hingegen in einer Stellungnahme mit, dass die Opfer der TPNPB nahe gestanden haben sollen. Eine Begründung, die regelmäßig angebracht wird, wenn Militär- und/oder Polizeiangehörige verdächtigt werden, Papuas getötet oder verletzt zu haben. Viel zu oft dient eine solche Begründung auch für eine anschließende Straflosigkeit solcher Taten.
Sebby Sambom, TPNPB-Sprecher, forderte den indonesischen Präsidenten Joko Widodo auf, die Täter vor ein öffentliches Gericht zu stellen und sie mit der Todesstrafe zu bestrafen. „Dies ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die indonesische Regierung und ihre Sicherheitskräfte“, sagte Sambom in einer Erklärung und fügte hinzu, dass seine Gruppe bereit sei, „Vergeltungsmaßnahmen“ durchzuführen, wenn die Regierung ihre Forderung ignoriere.
Der Konflikt in Westpapua hat sich somit abermals in diesem Jahr verschärft und es wird wiederholt deutlich, wie wichtig ein friedlicher Konfliktlösungsprozess für beide Seiten ist.