Unruhen in Wamena: mehrere Tote und Verletzte

Am Morgen des 23. Februar fing eine Gruppe indigener Papuas zwei nicht-papuanische Lastwagenfahrer ab, die angeblich versucht hatten, ein papuanisches Kind im Dorf Sinakma, Stadt Wamena, Provinz Hochland-Papua, zu entführen. Der Streit zwischen den Verwandten des Opfers und einer Gruppe von Migranten erregte schnell die Aufmerksamkeit von Anwohnern und Schaulustigen.

Der örtliche Polizeichef und mehrere Beamte trafen Berichten zufolge an dem Ort ein, um zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Laut Zeugenaussagen waren während der Schlichtung auch Militärangehörige in Zivil anwesend. Die Angehörigen des mutmaßlichen Opfers forderten die Polizei auf, die beiden Verdächtigen zu ermitteln. Nach Angaben der Polizei begannen Menschen, Steine auf die Beamten zu werfen. Zwei Polizeiwagen wurden demoliert. Polizeibeamte sollen daraufhin Warnschüsse mit scharfer Munition abgegeben haben, bevor sie das Feuer auf die Menge eröffnet haben sollen. Berichten zufolge sollen Militärangehörige im Anschluss durch Wamena patrouilliert haben, wobei sie wahllos mit scharfer Munition auf die Menge geschossen haben sollen. In der Zwischenzeit hatten unbekannte Täter damit begonnen, Häuser und Geschäfte von Nicht-Papua in Sinakma in Brand zu setzen. Berichten zufolge wurden dreizehn Häuser und zwei Geschäfte durch Feuer zerstört.

Insgesamt kamen bei dem Vorfall mehrere Zivilisten zu Tode. So geben manche Quellen mindestens neun Personen an, die getötet wurden, während andere Quellen von bis zu zwölf Todesopfern berichten. Zu den Toten sollen sowohl indigene Papuas als auch nicht-Indigene gehören.

Hunderte Personen in Wamena suchten aus Angst vor weiteren Gewaltausbrüchen Schutz im Militärbezirkskommando. Die Polizei entsandte zusätzlich 100 Beamte der mobilen Polizeibrigade (Brimob) nach Wamena, um die Situation unter Kontrolle zu bringen und weitere Gewalt zu verhindern.

Komnas HAM Papua hat ein Untersuchungsteam nach Wamena entsandt, um mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit den Zusammenstößen zwischen Einwohnern und der Polizei in Wamena am 23. Februar 2023 zu untersuchen. Der Leiter von Komnas HAM Papua, Frits Ramandey, sagte, das Untersuchungsteam sei bereits seit mehreren Tagen in Wamena. Aufgrund des Wetters habe das Team jedoch nicht optimal arbeiten können. „Wir werden das Team jetzt erst einmal zurückziehen und dann die Untersuchung neu ansetzen“, sagte Ramandey am Dienstag, 28. Februar 2023. Nach Angaben von Ramandey hat das Untersuchungsteam bei den Zusammenstößen zwischen Anwohnern und der Polizei elf Todesopfer registriert. Allerdings kann das Team nur die Todesursache von zehn Opfern bestätigen. Bei einer weiteren Person stehen Identität und Todesursache noch nicht fest. Ramandey sagte, sein Team habe am 23. und 25. Februar auch fünf verletzte Opfer getroffen. „Wir haben auch festgestellt, dass infolge des Vorfalls etwa 13 Gebäude und Häuser verbrannt sind“, sagte er.