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Quelle: Twitter (Toni Malakian)

Video eines gehörlosen Papuas, der von Sicherheitskräften zu Boden gedrückt wird, löst einen Aufschrei aus – Regierung und Militär geben öffentliche Entschuldigung ab

Die indonesische Regierung hat sich für das Vorgehen zweier Militäroffiziere entschuldigt, die nach eigenen Angaben „übermäßige Gewalt“ angewandt haben, um den Kopf eines tauben, indigenen Papuas zu fixieren, nachdem ein Video des Vorfalls im Internet verbreitet wurde. (Das Video ist unter anderem am 27. Juli auf dem Twitter Account von Make West Papua Safe veröffentlicht worden)

Das Video, das am Montag in der papuanischen Stadt Merauke aufgenommen wurde, zeigt eine Auseinandersetzung zwischen dem Mann, Steven Yadohamang, und einem Lebensmittelhändler, die von zwei uniformierten Air Force Offizieren unterbrochen wurde.

Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie ein Beamter den Papua in eine Armumklammerung zwang, bevor er ihn nach draußen zerrte und zu Boden drückte, während er ihm Drohungen aussprach. Der Beamte beschuldigte ihn außerdem, betrunken zu sein. Dann kam der andere Beamte hinzu und drückte seinen Fuß auf den Kopf des am Boden liegenden Mannes. Die Hände des Mannes wurden hinter seinem Rücken gefesselt und man hörte ihn vor Schmerzen stöhnen.

Der bekannte Journalist Victor Mambor bestätigte das Video und sagte, er sei die erste Person gewesen, die es öffentlich auf seinem Twitter-Konto geteilt habe. Am Dienstag hatte es sich viral verbreitet. Doch kurz darauf wurde sein Konto gehackt und deaktiviert, und das nicht zum ersten Mal. „Ich bin an Hacking-Versuche und Doxxing gewöhnt, weil ich das Bewusstsein für Geschichten über Missbrauch in West Papua schärfe“, sagte Mambor gegenüber VICE World News. „Aber dieser letzte Vorfall hat mich besonders wütend gemacht, nicht nur, weil es ein Papua war, der öffentlich gedemütigt wurde – er war taub und harmlos. Die Behörden waren barbarisch“.

Ein hochrangiger Berater von Präsident Joko Widodo veröffentlichte eine Erklärung, in der er den Vorfall verurteilte und sagte, es handele sich um „eine Form von übermäßiger Gewalt und ungesetzlichem Verhalten“. In der Erklärung wurde das Opfer als eine Person mit einer Behinderung identifiziert, die unbewaffnet war und keinen Widerstand gegen die Beamten leistete.

Die indonesische Luftwaffe entschuldigte sich in einem am Dienstag veröffentlichten Video. „Der Vorfall ist ausschließlich auf die Schuld unserer Mitglieder zurückzuführen, und es liegen keinerlei Absichten zugrunde, insbesondere keine offiziellen Anweisungen“, sagte Luftwaffenmarschall Fadjar Prasetyo und bestätigte, dass die beiden Offiziere festgenommen worden seien und der Fall untersucht werde. „Wir werden alle unsere Mitglieder überprüfen und entschiedene Maßnahmen gegen die Schuldigen ergreifen“, so Prasetyo weiter.

In den sozialen Medien reagierten viele Papuas und Indonesier mit Empörung und verurteilten das Vorgehen der Sicherheitskräfte. „Der Mann ist eindeutig behindert. Wie konnten sie das nicht sehen? Das ist eine ekelhafte Misshandlung durch die Behörden“, schrieb ein Twitter-Nutzer. „Indonesien hat bereits ein grundlegendes Problem im Umgang mit Menschen mit Behinderungen und psychischen Störungen, es ist dokumentiert, wie sie sie foltern“, sagte ein anderer. „Das, zusammen mit dem allgegenwärtigen Rassismus gegenüber den Papuas, ist ein absolutes Rezept für eine Katastrophe“, so ein weiterer Kommentar.

Die Menschenrechtsanwältin Veronica Koman zog einen Vergleich zwischen Yadohamang und dem Afroamerikaner George Floyd, dessen Tod durch einen US-Polizeibeamten im vergangenen Jahr weltweite Proteste auslöste. Auch in Westpapua demonstrierten die Papuas gegen Rassismus und für die Achtung und den Schutz ihrer Menschenrechte und gegen Polizeigewalt unter #PapuanLivesMatter. Die Nutzung sozialer Medien erleichert das Dokumentieren solcher Polizei- und Militärgewalt gegen indigene Papuas und ist ein wichtiger Schritt, um die Menschenrechtsverletzungen nicht länger ungesehen zu lassen. Nicht selten kommt es jedoch vor, dass Twitter oder Facebook Accounts von Aktivisten (zeitweise) gesperrt werden – wie oben in diesem Fall von Victor Mambor.