In einem Videointerview spricht Peter Prove, der Direktor für internationale Angelegenheiten des Weltkirchenrates, über die Menschenrechte und die humanitäre Lage in Westpapua.
Westpapua – die indonesischen Provinzen, die die westliche Hälfte der Insel Neuguinea umfassen – ist seit langem ein Schwerpunkt der Sorge des Weltkirchenrates. In dem jüngsten Interview weist Prove darauf hin, dass die Besorgnis um die indigene Papua-Bevölkerung dieser Provinzen zunimmt „aufgrund der anhaltenden und ziemlich ernsten Menschenrechts- und humanitären Situation in der Region, die die indonesische Regierung offen gesagt nicht angegangen und korrigiert hat“.
Unter Hinweis auf die Geschichte des so genannten – und immer noch umstrittenen – „Act of Free Choice“, durch den Westpapua 1969 zu einem Teil des indonesischen Staatsgebietes wurde, stellt Prove fest, dass Jakartas Versäumnis, seine Versprechen gegenüber dem papuanischen Volk zu erfüllen, zu einem verstärkten lokalen Widerstand gegen die indonesische Herrschaft geführt hat. „Was wir über Jahrzehnte hinweg gesehen haben, ist ein sehr hohes Maß an Menschenrechtsverletzungen“, darunter außergerichtliche Tötungen, Verweigerung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit und viele andere Verstöße, so Prove.
Während der COVID-19-Pandemie „haben die schweren Menschenrechtsverletzungen sogar zugenommen“, so Prove.
Der Weltkirchenrat und seine Partner arbeiten gemeinsam an der Überwachung der bürgerlichen und politischen Rechte sowie der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte in der Region. Die zunehmende Militarisierung (…) hat die Situation verschärft, trotz der Versprechungen eines Dialogs mit der indigenen Bevölkerung Papuas, sagt Prove: „Diese Versprechungen wurden auf politischer Ebene gemacht, aber nicht eingelöst“, sagt er. Die Gewalt gegen friedliche Demonstranten sei eskaliert, sagt er. „Viele der Tötungen, Verletzungen und das gewaltsame Verschwindenlassen von Menschen sind eine Reaktion auf solche Proteste“, so Prove, der das brutale Vorgehen von Militär und Polizei in Westpapua beschreibt.
Darüber hinaus erhalten Menschen, die aus den vom Konflikt betroffenen Gebieten fliehen, von den nationalen Behörden nicht die Hilfe, die sie benötigen, und internationalen humanitären Organisationen wird nur wenig oder gar kein Zugang zu dem Gebiet gewährt, fügt Prove hinzu.
„Die indonesischen Behörden müssen sich unbedingt mit der seit langem bestehenden, anhaltenden und eskalierenden Menschenrechtskrise in der Region befassen“, so Prove abschließend.