Zuckerrohrplantagen in Merauke bedrohen Biodiversität
In der Provinz Süd-Papua, Landkreis Merauke, werden insgesamt 2 Millionen Hektar Wald, Schwammland und Grasland abgeholzt bzw. zerstört, um Platz für eine Reihe riesiger Zuckerrohrplantagen zu schaffen. Dieses Projekt, welches als das „größte Abholzungsprojekt der Welt“ bezeichnet wird, soll Indonesiens nationale Zuckerproduktion ankurbeln und die steigende Nachfrage nach diesem absichern. „Ich sehe, dass das Land hier flach ist und es reichlich Wasser gibt. Ich denke, dass dies eine Gelegenheit ist, Merauke in Indonesiens Speisekammer zu verwandeln“, sagte Präsident Jokowi bei der Einweihung am 23. Juli 2024. Für Westpapua ist dieses 8,4 Milliarden US-Dollar Projekt jedoch ein weiteres Negativbeispiel dafür, wie externe Investoren die Arten- und Ressourcenvielfalt der Region zerstören und den indigenen Papuas ihre Lebensgrundlage geraubt wird. Zwischen Juni und September 2024 wurden bereits über 350 Hektar Wald gerodet. Offizielle Stellen widersprechen dem und geben an, dass das Gebiet, in das das Projekt fällt, nur aus Grasland und Savanne bestehe. Die in Westpapua tätige Umweltorganisation Pusaka hat jedoch Beweise offengelegt, die aufzeigen, dass 30% des Konzessionsgebiets (145,644 Hektar) sogar durch ein Moratorium geschützt seien. Und auch die Savanne und das Grasland der Region seien wegen seiner Einzigartigkeit in Neuguinea besonders schützenswert und ein wichtiger Lebensrauf für Flora und Fauna. Kritik an dem Projekt wird auch dahingehend geäußert, dass der Zuckeranbau zusätzlich die Herstellung des damit verbundenen Kraftstoffes Bioethanol ermöglichen soll. Prabowo Subianto, der zukünftige Präsident Indonesiens, setzte in seinem Wahlkampf auf das Versprechen, in der Zukunft vermehrt auf Biokraftstoffe zu setzen und die Abhängigkeit Indonesiens von Kohle zu reduzieren. Im Widerspruch dazu stehen jedoch die durch die Abholzung entstehenden biologischen Schäden und damit verbundenen Auswirkungen auf das Klima.
Umsetzung des Vorgängerprojekts scheiterte
Indigene Gemeinschaften und Umweltschützer*innen befürchten, dass das Projekt in Merauke zu Landraub, Umweltschäden und der Zerstörung traditioneller Lebensgrundlagen führen wird. Das neue Zuckerrohr-Projekt erinnert an das Merauke Integrated Food and Energy Estate (MIFEE) Projekt, welches 2011 ins Leben gerufen wurde und die Ernährungssicherheit des Landes durch z.B. den Anbau von Reis garantieren sollte. Es wurde jedoch nie vollständig umgesetzt. Stattdessen entstanden Ölpalmenplantagen in dem Gebiet und ersetzten damit die Biodiversität in der Region durch Monokultur. Wälder wurden abgeholzt, Sago als traditionelle Ernährungsgrundlage verschwand, Flüsse verschmutzten und Fische starben. Dies führte zu Unterernährung, besonders bei Kindern, dem Anstieg von Treibhausgasemissionen und dem Verlust von Landrechten. Letztere wurden einfach ohne die freie und vorherige Zustimmung der Indigenen erworben. Eine Entschädigung blieb aus.
Weiteres Projekt zielt auf Reisanbau
Kürzlich wurden weitere Pläne der indonesischen Regierung bekannt, in Merauke auch eine Million Hektar für den Anbau von Reis freizugeben. Berichten zufolge soll das Militär an dem Projekt beteiligt sein, da es unter der Leitung des Verteidigungsministeriums steht und als Projekt von nationaler strategischer Bedeutung eingestuft wurde. Verbunden mit dem Fehlen der vorherigen Zustimmung der Indigenen über die Landwegnahme ruft auch dieses Projekt große Kritik an dem wirtschaftlichen Vorgehen der indonesischen Regierung in Westpapua hervor. Wenn das Militär seine Präsenz in der Region erhöht, um Wirtschaftsprojekte abzusichern, steigt auch die Sorge vor weiteren Menschenrechtsverbrechen des Militärs an der indigenen Bevölkerung.
Beide Projekte decken mit 3 Millionen Hektar etwa die Hälfte der Fläche des Landkreises Merauke ab und verwandeln diesen zu einem Großteil in ein Wirtschaftsprojekt zulasten der Rechte Indigener. Seit 2020 ist es in Indonesien Plantagenbesitzern erlaubt, Waldflächen für die „Ernährungssicherheit“ zu roden. Mit Folgen für die indigene Bevölkerung, deren Rechte durch solche Projekte verletzt werden. Die Schäden solcher Projekte beziehen sich jedoch nicht nur auf die Konzessionsflächen. Für den Bau der Plantagen und für den Transport der späteren Agrarprojekte werden ganze Logistikflächen aus dem Boden gestampft. Straßen werden gebaut und Häfen umgebaut. Laut einem Bericht von Mongabay wurden für die Umsetzung des Reis-Projekts allein 2000 Bagger bei einem chinesischen Unternehmen geordert.
Indigene leisten friedlichen Widerstand
Die indigenen Gemeinschaften, deren traditionelles Land von diesen Projekten betroffen ist, protestieren gegen die Pläne der Regierung. In Jayapura demonstrierten Anfang Oktober mehrere Studierende aus der Provinz Süd-Papua gegen die Abholzungsprojekte. Sie forderten Klimagerechtigkeit statt Wirtschaftsinteressen, den Schutz der Wälder Westpapuas und betonten, dass sie und ihr Land nicht käuflich seien. „Den Menschen in den betroffenen Regionen wird ihre Lebensgrundlage genommen und Unternehmen haben schon genug finanzielle Verluste verursacht.“