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Verhaftete KNPB-Aktivisten nach der Razzia am 15. September (Foto: örtlicher Aktivist)

Zwei Verletzte bei Razzia in KNPB Büro

In einer gemeinsamen Aktion haben Sicherheitskräfte in der Zweigstelle des „Westpapua Nationalkomitee“ (KNPB) in Timika eine Razzia durchgeführt. Das KNPB ist eine politische Organisation, die sich für das Selbstbestimmungsrecht der Papuas einsetzt. Während der Operation verhafteten die Sicherheitskräfte neun KNPB-Aktivisten – zwei von ihnen erlitten Kugelverletzungen und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Polizeibeamte beschlagnahmten nach eigenen Angaben einen Revolver, 104 Patronen vom Kaliber 5.56, 11 Revolverpatronen, eine AK47 Patrone und 7 Molotowcocktails. Vertreter des KNPB bestritten, dass KNPB-Aktivisten Feuerwaffen oder Sprengstoffe im Büro gelagert hatten. Die Polizei nutze erfundene Beweise, um die Organisation zu kriminalisieren und ihren friedlichen Widerstand zu brechen.

Am 15. September 2018 um 6.00 Uhr begannen Sicherheitskräfte, das Gebiet um das KNPB-Büro in der Freeport-Lama-Straße, Bungungan, Timika zu sichern. Gegen 7.00 Uhr versammelten sich ein Dutzend Minibusse (Toyota Avanza), ein Freeport RWB-Fahrzeug, zehn Fahrzeuge der Ordnungskräfte (Dalmas), fünf Polizeipatrouillen und etwa 20 zusätzliche Militärfahrzeuge mit mehreren hundert Männern vor dem Büro. Um 7.20 Uhr betraten die Sicherheitskräfte gewaltsam das Gebäude.

Menschenrechtsaktivisten veröffentlichten ein Video auf Youtube, das Teile der Operation dokumentiert. Das Video zeigt mehrere Dutzend Armee- und Polizeibeamte, die vor dem Eingang des Büros der KNPB stehen, während einige der Beamten das Gebäude betreten haben. Kurz darauf werden mindestens 16 Schüsse im Büro abgefeuert. Während die Schießerei weitergeht, ziehen sich ein Dutzend Sicherheitskräfte plötzlich nach draußen zurück. Das Video vermittelt eher den Eindruck einer wilden Schießerei als einer gut koordinierten und professionellen Strafverfolgungsoperation.

Neben den genannten Schusswaffen beschlagnahmten die Sicherheitskräfte 20 Millionen Rupiahs (ca. 1.100 Euro), eine Morgensternflagge, Akten, zwei Mobiltelefone, einen Laptop, zwei Computer, drei Macheten, einen Bogen sowie 15 Pfeile. Außerdem wurde ein Großteil der Einrichtung des Büros beschädigt. Zwei KNPB-Aktivisten erlitten während der Operation Kugelverletzungen und mussten im allgemeinen Krankenhaus Timika behandelt werden. Jack Yakonias Womsiwor (39 Jahre) erlitt drei Kugelverletzungen am linken Knöchel, an der Wade und dem Oberschenkel, während Erikson Mandobar (20 Jahre) zweimal in der rechten Wade getroffen wurde. Sieben weitere Unterstützer des KNPB, genannt Pais Nasia (24 Jahre), Titus Yelemaken (46 Jahre), Vincent Gobay (20 Jahre), Urbanus Kossay (18 Jahre), Efesus Hisage (42 Jahre), Arius Elopere (30 Jahre) und Nus Asso (46 Jahre) wurden festgenommen und vorübergehend in der Polizeiwache Mimika inhaftiert. Die sieben Aktivisten wurden am selben Tag um 12.00 Uhr freigelassen. Jack Yakonias Womsiwor und Erikson Mandobar blieben in Haft.

Die Polizei hat Erichzon Mandobar und Yakonias Womsiwor mit den Artikeln 2 (1) des Notstandsgesetzes Nr. 15/51 über den unerlaubten Besitz oder Gebrauch von Feuerwaffen und Artikel 214 des indonesischen Strafgesetzbuches (KUHP) über versuchte Gewaltanwendung und Widerstand gegen Sicherheitsbeamte angeklagt. Erichzon Mandobar und Yakonias Womsiwor hielten angeblich einen Speer und eine Machete in der Hand, als die Sicherheitskräfte das Büro von KNPB betraten. Die Polizeibeamten eröffneten Berichten zufolge das Feuer auf die Aktivisten, ohne Warnschüsse abzugeben. Anstatt gezielte Schüsse auf Yakonias Beine abzugeben, schossen die Polizisten den Aktivisten sechsmal mit Hartgummigeschossen auf das linke Bein.

Die Polizei erlaubte innerhalb der ersten Woche nach dem Vorfall zwei Behandlungen. Danach wurde beiden Aktivisten der Zugang zu medizinischen Nachbehandlungen verwehrt. Ein Menschenrechtsanwalt der Erichyon und Zakonias während der Untersuchungshaft besuchte gab an, dass das verletzte Bein von Yakonias Womswior aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung anschwoll und sich verdunkelt habe. Bei dem Besuch des Anwalts war er nicht in der Lage aufzustehen und leidet aufgrund seiner Beinverletzungen unter starken Schmerzen. Erichzon und Yakonias sind derzeit im Hauptquartier Mako Brimom 32 Timika inhaftiert.