You are currently viewing „Feuer und Polarlicht“

„Feuer und Polarlicht“

In ihrem 2021 erschienenen Erzählungsband „Feuer und Polarlicht“ widmet Renate Sattler einen Zyklus Westpapua. Sie stellt Mambori vor, der sich für die Befreiung Westpapuas engagierte und nach Europa fliehen musste. In die Erzählung „Ausgeliefert“ bindet sie den Schöpfungsmythos der Biak ein, und dem 16 jährigen Marthen Kemong widmet sie „Die Klage“, die mit dem Gesang der Amungme beginnt. Kemong starb bei einer der indonesischen Militäroperationen im Hochland Westpapuas. In seinem Schicksal spiegelt sich die Tragödie der Papuavölker wider.
Für die aktuellen Informationen zur Gold- und Kupfermine Freeport PT Indonesia für das Nachwort dankt die Autorin der Koordinationsstelle des Westpapua Netzwerkes.
Der Autor und Redakteur Peter Hoffmann schrieb in seiner Rezension:
„Was macht ein Buch besonders angesichts der Flut von Gedrucktem, die ungehemmt über uns hereinbricht? Es muss sich abheben von Gewohntem, eine Wirkung erzeugen, die der Leser so nicht erwartet. Der Magdeburger Autorin Renate Sattler ist mit „Feuer und Polarlicht“ solch ein Wurf gelungen. Das schmale Bändchen umfasst zwar nur etwas mehr als 100 Seiten, ist aber ein Spiegel unserer Realität, die vom Platz vor der Kaufhalle gleich um die Ecke bis zu den unendlichen Weiten Kanadas und in den Regenwald Neuguineas reicht.
Es geschehen ungeheuerliche Dinge in diesen Erzählungen, die teils die Unerbittlichkeit und Brutalität des Lebens zeigen, die manchmal aber auch so leise und unterschwellig drohend daherkommen, dass man ihre Alltäglichkeit spürt und dann erschrickt … Die Autorin bietet Welterfahrung, welcher sich der Leser anvertrauen kann, wenn sie ihn nach Kanada, Mexiko oder die indonesische Provinz Papua mitnimmt. Was sie uns dort zeigt, das ist weitab von dem, was Reisebüros oder gewöhnliche Fernsehdokumentationen zu bieten haben. Man wird sie nur schwer oder gar nicht los, diese Bilder von dem Neugeborenen, das nicht schreien kann, weil es keinen Mund hat; oder die Schilderung, wie Maria und ihr Freund Yuslin, zwei junge Papuas, sich vor Soldaten ausziehen und entwürdigen lassen müssen.
Die Autorin hat diese Dinge nicht erfunden. Lange Zeit arbeitete sie mit Organisationen indigener Völker Nordamerikas und dem indonesisch besetzten Westpapua zusammen. Sie gründete den Arbeitskreis „Vierte Welt“ und war Mitgründerin des Westpapua-Netzwerkes. Vor allem wurden ihre Geschichten aus den Begegnungen mit den Betroffenen gespeist, von denen einige Freunde wurden. Mit diesem Wissen zieht sie auch Hintergründe fern ihrer Heimat Sachsen-Anhalt ins Licht: Den Abbau von Uran im Land der Diné, Cree, Ojibwa und Metis in Kanada mit allen damit verbundenen Gefahren für die Ureinwohner oder die Ausrottung der Papua-Völker für Gold, Kupfer, Palmöl und Tropenholz. Dies sind nur zwei Beispiele. Und überall lässt sich ein Geflecht erahnen, das auch bis nach Deutschland führt. Zum Beispiel, wenn wir uns neue Möbel für den Garten kaufen …“