Mitte Juli kam es zu einem gewaltsamen Vorfall in der Region Dogiyai. Nachdem der zwanzigjährige Papua, Yosua Keiya, am 13. Juli durch einen Schuss in die Brust von Sicherheitskräften im Bezirk Dogiyai getötet wurde, gingen mehrere Papuas auf die Straße und demonstrierten gegen die Gewalt der Sicherheitskräfte. Dabei setzten die Demonstranten auch mehrere Häuser in Brand. Die Sicherheitskräfte reagierten ihrerseits ebenfalls mit Gewalt und schossen auf die Demonstranten, wobei zwei weitere Personen, Stepanus Pigome (19) und Yakobus Pekey (20), ums Leben kamen und sieben weitere Personen schwer verletzt wurden.
Bei den anschließenden gewaltsamen Auseinandersetzungen wurden weitere Personen verletzt und weitere Häuser in Brand gesteckt. Hierbei wurde die Gewalt nicht nur von den Sicherheitskräften ausgeführt: Nicht-Indigene griffen Indigene an und umgekehrt. Dies ist ein Beispiel dafür, wie sich die Gewalt in Westpapua auch auf die horizontale Ebene verlagert.
In einer offiziellen Erklärung gab die Regionalpolizei von Papua an, der Schuss auf Yosua Keiya sei erfolgt, da dieser betrunken gewesen sei und das Fahrzeug eines vorbeifahrenden Sicherheitsbeamten angegriffen habe. Augenzeugen und ein Bericht der katholischen Kirche über den Vorfall weisen diese Erklärung der Polizei jedoch zurück. Keiya soll von den Beamten ohne ersichtlichen Grund aus dem Inneren des Autos heraus erschossen worden sein.
Nach dem Vorfall führten das indonesische Militär (TNI) und die Polizei gemeinsame Patrouillen in der Region durch.
Forderung nach Aufarbeitung
Emanuel Gobay, Direktor des Papua Legal Aid Institute, erklärte, dass „eine objektive Untersuchung notwendig ist, um zu objektiven Schlussfolgerungen zu gelangen“, die der gesamten Gesellschaft, einschließlich der Familien der Opfer, ein Gefühl der Gerechtigkeit vermitteln können.
Dazu sei ein unabhängiges Untersuchungsteam erforderlich, um diesen Fall in Anbetracht der strittigen Behauptungen zu untersuchen, so Gobay. Außerdem forderte er die Nationale Menschenrechtskommission auf, „unverzüglich ein Team zu bilden, das die von der Polizei durchgeführten Strafverfolgungsmaßnahmen überwacht“. Zudem forderte er die Polizei auf, unverzüglich die Ergebnisse der Ermittlungen bekannt zu geben, um die Motive für die Schießerei aufzudecken, und bat die Bezirksregierung von Dogiyai, die Zivilist*innen, deren Häuser bei den Unruhen niedergebrannt wurden, unverzüglich zu entschädigen.
Mathius D. Fahiri, Leiter der Provinzpolizei von Papua, hatte derweil zwei Beamte mit der Untersuchung des Vorfalls beauftragt. „Wenn die Untersuchung einen mutmaßlichen Fehler von Polizeimitgliedern ergibt, der zum Tod von Zivilisten geführt hat, werden sofort harte Maßnahmen in Übereinstimmung mit dem geltenden Recht ergriffen“, erklärte er gegenüber Reportern.
Ein Pater der katholischen Kirche sagte, die Erschießung sei „eine Form der außergerichtlichen Tötung“. Auch wenn die Zivilisten, wie von den Sicherheitskräften behauptet, einen Fehler gemacht hätten, gebe es „keinen Grund, sie sofort zu erschießen“. Die andauernde Straflosigkeit von derartigen Verbrechen von Sicherheitskräften minimiere zusätzlich jedoch die Hemmschwelle für solches schwerwiegendes Handeln.