Entführter Pilot: Neues Video – Militär erhöht währenddessen Einsatz in „Gefechtsbereit“

Der Susi Air-Pilot und neuseeländische Staatsbürger, Philip Mark Mehrtens, der seit Anfang Februar 2023 von der TPNPB festgehalten wird, hat die indonesische Regierung aufgefordert, die Militäroperationen in Nduga einzustellen, um ihn aus der Geiselnahme durch die Nationale Befreiungsarmee Westpapuas (TPNPB) unter Führung von Egianus Kogoya zu befreien.

Laut Mehrtens warf das indonesische Militär (TNI) am vergangenen Wochenende Bomben auf das Gebiet ab, in dem er sich mit anderen Einwohner*innen von Nduga aufhielt.

„Indonesien hat am vergangenen Wochenende Bomben auf dieses Gebiet [Nduga] abgeworfen, und bitte, das ist unnötig, da es für mich und die Menschen hier gefährlich ist“, sagte Mehrtens in einer Videoaufnahme, die am Montag, den 24. April 2023, gemacht wurde und seitdem von mehreren Medien zitiert wird.

In dem 1 Minute 38 Sekunden langen Video ist Mehrtens in einem schwarzen T-Shirt und einer kurzen Hose zu sehen. Er saß und wurde von zwei Männern flankiert, bei denen es sich um TPNPB-Mitglieder handeln soll. Er erklärte auch, dass er bei guter Gesundheit sei.

„Heute, am 24. April 2023, ist es fast drei Monate her, dass mich die TPNPB in Paro gefangen genommen hat. Wie man sieht, lebe ich noch. Ich bin gesund, esse gut und bekomme zu trinken. Ich lebe mit den Menschen hier zusammen, wir gehen zusammen, wir sitzen zusammen und ruhen zusammen“, sagte Mehrtens in dem Video, wobei er zwischen zwei Sprachen, Indonesisch und Englisch, wechselte.

In einer schriftlichen Erklärung forderte der Sprecher der TPNPB, Sebby Sambom, Präsident Joko Widodo auf, die Militäroperationen in Nduga sofort einzustellen und bat Indonesien um die Aufnahme von Verhandlungen. „Wir betonen, dass die Freilassung von Philip Mark Mehrtens durch Verhandlungen und nicht durch Militäroperationen erfolgen muss. Daher muss der indonesische Präsident Joko Widodo die Militäroperationen in Nduga sofort einstellen, da sie sonst nur das Leben des Piloten gefährden“, so Sambom.

Sambom sagte, das Video mit der Aussage von Mehrtens sei auch an die neuseeländische Regierung und Mehrtens‘ Familie gerichtet. „Wir haben ursprünglich ein Video für die neuseeländische Regierung und die Familie des Piloten in Neuseeland gedreht, das Mehrtens bei guter Gesundheit zeigt. Da Indonesien jedoch die Nduga-Region bombardiert, möchten wir, dass die Menschen davon erfahren“, so Sambon weiter.

Mehrtens wird seit seiner Entführung am 7. Februar 2023 von der TPNPB als Geisel festgehalten.

Indonesische Regierung erhöht den Status der Militäroperation

Die indonesische Regierung hat währenddessen den Status der Militäroperationen erhöht. Am 18. April hat der TNI-Kommandeur Adm. Yudo Margono in Timika die Operationen in Papua auf Gefechtsbereit hochgestuft. Yudo sagte, die Operation sei nach dem Angriff der TPNPB auf TNI-Angehörige am 15. April aufgestockt worden. Er sagte, die Erhöhung des Status dieser Operation ziele darauf ab, die Kampfinstinkte der TNI-Soldaten zu wecken. „Die Gefechtsbereitschaft bedeutet, dass die Operation verstärkt wird“, sagte Yudo auf dem Yohanis Kapiyau Luftwaffenstützpunkt in Timika in der Provinz Zentral-Papua, laut Jubi.

Khairul Fahmi, Militärbeobachter des Institute For Security & Strategic Studies (ISSES), sagte, der Gefechtsalarm in Papua bedeute, dass alle Truppen feuerbereit seien. „Gefechtsbereit ist der Begriff für den Zustand der Truppen, die zum Kampf bereit sind. Das bedeutet, dass die Soldaten ihre Waffen jederzeit abfeuern dürfen, wenn eine Bedrohung vorliegt. Die Truppen brauchen nicht mehr zu zögern, das Feuer zu eröffnen, wenn es ein Hindernis oder einen Angriff gibt“, sagte Fahmi am 20. April, wie von Antara zitiert.

Kritik über mangelnde Informationen zu Militäreinsatz in Westpapua

Ein Artikel in der Jakarta Post kritisiert derweil die mangelnde Transparenz von Teilen der indonesischen Regierung über den militärischen Einsatz in Westpapua und die fehlenden Informationen darüber für die indonesische Bevölkerung. Mangels uneingeschränktem Zugang für in- und ausländische Medien nach Westpapua sei die Bevölkerung darüber im Unklaren, wie sich die Bemühungen für die Freilassung des Piloten entwickeln. Ebenso fehle es an Regierungsinformationen über die Truppenstärke des indonesischen Militärs und/oder der indonesischen Polizei in Westpapua und auch mangele es an Information darüber, welche Fortschritte die Verhandlungen religiöser Führer in Westpapua zur Befreiung des Piloten machen.

„Die anhaltenden Militäroperationen signalisieren lediglich, dass der Dialog ins Stocken geraten ist. Aber angesichts der Tatsache, dass der Kreislauf der Gewalt den Papuas quälende Wunden zugefügt hat, ganz zu schweigen von der Ungerechtigkeit, die aus der Straffreiheit für die Täter resultiert, sollte der Dialog die einzige Option sein, die verfolgt werden sollte. Statt der Bereitschaft zum Kampf braucht Jakarta nur die Bereitschaft, einen Dialog zu beginnen.“