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Hunderte indigene Papuas im Landkreis Nduga flüchten aus Angst vor Gewaltakten durch das Militär

Nachdem Mitglieder der bewaffneten Unabhängigkeitsbewegung West Papuas (TPN-PB) am 2. Dezember 2018 einen Anschlag auf eine Gruppe von Bauarbeitern verübten (http://westpapuanetz.de/aktuelles/1494-gewalt-eskaliert-nach-angriff-mit-bis-zu-31-toten-im-hochland), verschärft sich die Situation im abgelegenen Landkreis Nduga. Neusten Medienberichten zu Folge wurden bei dem Angriff 15 Bauarbeiter und ein indonesischer Soldat getötet. Am 3. Dezember 2018 sollen TPN-PB-Kämpfer erneut einen Militärposten im Bezirk Mbuwa angegriffen haben. Indonesiche Sicherheitskräfte sind fest entschlossen die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und haben eine groß angelegte Militäroffensive gegen die TPN-PB gestartet. Bei darauf folgenden Feuergefechten sind nach Angaben von Menschenrechstverteidigern und Medien mindestens fünf Soldaten der indonesischen Armee und vier Zivilisten getötet worden. Trotz vereinzelter Informationnen, die aus Nduga nach Außen dringen bleibt die genaue Zahl der Todesopfer unklar – Journalisten und Menschenrechstverteidigern dürfen weiterhin nicht in das Krisengebiet reisen um vor Ort zu recherchieren.

Die Tabernakelkirche in Papua (KINGMI Papua), welche die meisten Gemeindemitglieder im Landkreis Nduga haben, erhielt erste Berichte von der derzeitigen Lage vor Ort. Hunderte von indigenen Papuas sollen aus Angst vor Gewaltakten des Militär ihre Dörfer verlassen haben und in den umliegenden Regenwald geflüchtet sind (siehe Bild links). Dort sind sie jedoch keineswegs sicher. Im unwegigen Dschungel des Hochlands drohen sie zu erfrieren und zu verhungern – Gefahren von denen besonders Kinder und ältere Menschen bedroht sind. Menschenrechstorganisationen äußern sich besorgt über die jüngsten Entwicklungen in Nduga. Human Rights Watch veröffentlichte eine Pressemitteilung in der die Organisation  die Öffnung des Landkreises für Journalisten und Berichterstatter fordert. Human Rights Watch fordert dass die Sicherheitskräfte internationale Standards bei dem Einsatz gegen die TPN-PB befolgen sollen.

Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die Informationen über der genaue Zahl der Todesopfer und das Vorgehen der Sicherheitskräften wage. Verschiedene Quellen behaupten, dass das indonesische Militär Luftangriffe einsetzt, bei denen auch Dörfer unter Beschuss genommen wurden. Laut TPN-PB feuerte die indonesische Armee schwere Maschinengewehre aus vier Hubschraubern ab. Darüber hinaus soll das Militär bei den Angriffen Bomben verwendet haben – sieben Bomben sollen im Distrikt Yigi und fünf im Distrikt Mbuwa abgeworfen worden sein. Vier Dorfbewohner starben angeblich zwischen 2. und 5. Dezember 2018, als Sicherheitskräfte die Leichen von getöteten Arbeiter bargen. Bisher sind allerdings nur drei Namen der Opfer bekannt. Yulianus Tabuni, Rabu Gwijangge und Hofni Kogoya sollen aktive Mitglieder in ihren Gemeinden im Kirchenkreis Mbuwa gewesen sein, die der Tabernakelkirche in Papua angehört. Vier Dorfbewohner sollen bei den Militärschlägen schwer verwundet worden sein.

Der Zugang zu dem entlegenen Landkreis, welcher sich im zentralen Hochland West Papuas befindet, wird kontrolliert und stark eingeschränkt. Ein Menschenrechtsverteidiger in Nduga hat berichtet, dass selbst hochrangige Regierungsbeamte von der Überwachung und Bewegungseinschränkung betroffen sind. Am frühen Morgen des 8. Dezembers 2018 wurde der stellvertretende Landrat von Nduga angeblich am Flughafen in Kenyam aufgehalten. Ein Militäroffizier soll den Landrat gefragt haben, wohin er fliegen wolle. Als der Regierungsbeamte den Offizier angesichts der hohen Zahl von vertriebenen und getöteten Zivilisten tadelte, sollen Soldaten ihn verhaftetet und zu einem Militärstützpunkt gebracht haben. Familienmitglieder die zu dem Stützpunkt kamen um den stellvertretenden Landrat zu besuchen wurde der Zutritt verweigert.