Nur wenige Tage nach der Ermordung des papuanischen Pastors Yeremia Zanambani im Landkreis Intan Jaya durch Militärangehörige haben Menschenrechtsverteidiger über den mysteriösen Tod eines weiteren Pastors im Landkreis Nabire berichtet. Nach Angaben des Referats für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der papuanischen Tabernakelkirche (JPIC Kingmi Papua) wurde der 55-jährige Pastor Albert Degei am 22. September 2020 tot im Dorf Kalisemen im Nabire-Barat-Distrikt aufgefunden. Die Angehörigen sind besorgt, dass die Polizei versuchen könnte, den Fall zu vertuschen, weil sie den Täter schützen wollen.
Einen Tag nach dem Tod des Pfarrers Albert Degei begaben sich Verwandte und Mitglieder von JPIC Kingmi Papua an den mutmaßlichen Tatort, wo zwei Bauern die Leiche angeblich gefunden hatten. Sie fanden keinen Stein oder Holz, der durch einen unkontrollierten Sturz eine tödliche Verletzung verursacht hätte haben können. Die Leiche wies mehrere Verletzungen am Kopf auf, welche nach Angaben von JPIC Kingmi Papua darauf hindeuteten, dass die Verletzungen durch äußere Gewalteinwirkung mit einem stumpfen Gegenstand verursacht worden zu sein schien. Als die Angehörigen den forensischen Bericht aus dem Krankenhaus anforderten, lehnte der Arzt den Antrag mit der Begründung ab, dass die Angehörigen den Bericht bei der Polizei anfordern sollten. Die Leiche wurde am 24. September 2020 begraben.
Der Polizeichef von Nabire, Sonny M. Nugroho, erklärte später in Medieninterviews, Pfarrer Degei sei an den Folgen eines epileptischen Anfalls gestorben. Er erklärte auch, dass die Angehörigen sich geweigert hätten, eine gerichtsmedizinische Untersuchung der Leiche durchzuführen. Der medizinische Bericht wurde den Angehörigen von Pastor Degei auf Anfrage nicht mitgeteilt.
Die Angehörigen fordern die Polizei von Nabire auf, eine unabhängige und wirksame strafrechtliche Untersuchung der Mordvorwürfe durchzuführen. Sie befürchten, dass die Polizei die Fälle vertuschen könnte, um die Täter zu schützen.