Versagen des Gesundheitswesens im Landkreis Yahukimo – 38 Tote in den Bezirken Semenage und Werima

Menschenrechtsaktivisten meldeten das Versagen des Gesundheitssystems in den Bezirken Semenage und Werima des Landkreises Yahukimo, im zentralen Hochland der Provinz Papua. Zwischen Mai und August 2017 starben 38 Dorfbewohner aufgrund von unbehandelten Erkrankungen – eine genaue Diagnose ist bisher nicht bekannt. Dorfbewohner gaben an, dass alle Opfer ähnliche Symptome aufwiesen, darunter Husten, Schnupfen, Durchfall, hohes Fieber und Schmerzen im Lendenbereich. Sämtliche Kliniken (PUSKESMAS) und Gesundheitstationen (PUSTU) in beiden Bezirken sind seit Jahren nicht in Betrieb. Es gibt weder Personal noch Medikamente in den Einrichtungen.

Der Leiter des Gesundheitsamtes der Provinz Papua, Herr Aloysius Giyai, bestätigte die Zahl der Todesopfer. Nach Angaben des Gesundheitsamtes forderte die Gesundheitskrise das Leben von 22 Männern und 16 Frauen. Laut Aloysius Giyai erkrankten die Opfer an Bronchopneumonie, Tuberkulose und anderen Bronchialinfektionen sowie an Durchfall, Malaria und HIV/AIDS. Dorfbewohner welche Krankheiten erlitten, waren gezwungen einen mehrtägigen Marsch durch unwegigen Hochlanddschungel in Kauf zu nehmen um in die Hochlandstadt Wamena zu gelangen, wo sich ein staatliches Krankenhaus befindet. In manchen Dörfern, z.B. in Wesagelap war die lokale Gesundheitsstation bereits seit vier Jahren geschlossen worden.

Die folgenden Tabellen zeigen die Anzahl der Todesfälle in den Bezirken Semenage und Werima, aufgeschlüsselt nach Dorf und Altersgruppen:
 
Todesfälle aufgeschlüsselt nach Dörfern:

Betroffene Dörfer

Todesfälle

Semenage

10

Ison

6

Asopo

3

Hugilokon

6

Muke

3

Haleroma

3

Notnare

5

Hirin

2

INSGESAMT

38

Todesfälle aufgeschlüsselt nach Altersgruppen:

Altersgruppen

Todesfälle

0 – 5 Jahre

7

6 – 16 Jahre

3

16 – 25 Jahre

6

26 – 60 Jahre

22

INSGESAMT

38

Hintergrund
Die Provinzen Papua und Papua Barat gehören zu den Regionen mit der höchsten Kindersterblichkeit in Indonesien – dabei ist die Qualität der Gesundheitsdienste in beiden Provinzen erschreckend niedrig. Die medizinische Ausrüstung, das medizinische Personal  und die Hygiene dortiger Gesundheitseinrichtungen entsprechen nicht internationalen Gesundheitsstandards. Beide Provinzen erhalten aufgrund ihres Sonderautonomiestatus („Otsus“)  mehr finanzielle Mittel für die Verbesserung des Gesundheitssystems als andere Provinzen in Indonesien. Darüber hinaus erhält jeder Landkreis Zuschüsse vom nationalen Gesundheitsministerium (BOK) und den Kommunalverwaltungen für den Ausbau und die Instandhaltung von Gesundheitseinrichtungen.

Trotz der Verfügbarkeit finanzieller Mittel sind allgemeine Krankenhäuser nur in städtischen Gebieten verfügbar. In ländlichen Gebieten wird das Gesundheitswesen von kleinen Kliniken (PUSKESMAS) und Gesundheitsstationen (PUSTU) getragen, denen es oft an Fachpersonal, Medikamenten und Ausrüstung mangelt. Der Zusammenbruch des Gesundheitssysstems in ländlichen Regionen Westpapuas hat in den letzten zwei Jahren mehrfach zum Ausbruch von Epidemien mit tötlichem Ausgang geführt, da die Epidemien unerkannt blieben. Dabei scheint das zentrale Hochland Westpapuas besonders schwer betroffenen zu sein.

Medien berichteten über den Tod von 37 Dorfbewohnern zwischen Januar und April 2017 im Bezirk Awena im Landkreis Lanny Jaya, Provinz Papua. Die Ursache für die Todesfälle waren angeblich schwere Durchfallerkrankungen, die sich in den Dörfern Tinggira, Nambume, Eyumi, Uragabur, Yugimia und Indawa durch verseuchtes Trinkwasser ausbreiteten.

Menschenrechtsverteidiger berichteten von einer weiteren Gesundheitskrise in den Landkreisen Dogiyai und Deiyai, welche den Tod von 93 Dorfbewohneren zur Folge hatte. Die Berichte über die Gesundheitssituation in dem betroffenen Gebiet legt offen, dass die lokalen Regierungen grundlegende Gesundheitsdienstleistungen vernachlässigt hatte. Die Kliniken und Gesundheitsposten im Beyirk Tigi waren größtenteils nicht aktiv. Darüber hinaus hatten die Gesundheitsämter beider Landkreise seit Jahren keine vorbeugenden Gesundheitsmaßnahmen wie Impfprogramme oder Gesundheitsberatungen in der entlegenen Region durchgeführt. Verschiedene Krankheiten hatten in den Dörfern Ayatei, Piyake Dimi, Yinidoba, Digikotu, Epanai, Wagomani und Demago zwischen April und Juli 2017 mindestens 93 Todesopfer gefordert – hauptsächlich handelte es sich dabei um Kinder unter zehn Jahren.