11 friedliche Demonstranten zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt

WPN 22. Oktober 2008
Am Montag, dem 13. Oktober wurden in Manokwari / West Papua 11 friedliche Demonstranten – siehe Bild – zu je 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Sowohl der Staatsanwalt wie die Verteidigung kündigten an, in Berufung gehen zu wollen. Der Staatsanwalt meinte wohl, das harte Urteil sei zu milde…. 2008_10_15JackWanggaiGerich Fünf der elf Verurteilten Demonstranten von Manokwari Am 3. und am 13. März hatten die Verurteilten in der Stadt Manokwari demonstriert und dabei die Morgensternflagge gezeigt. Ihre Demonstration richtete sich gegen die Verordnung des Präsidenten (PP 77/2007), welche das Zeigen sog. separatistischer Symbole verbietet. Dazu zählt die Morgensternflagge. In jenen Wochen Anfang März gab in mehreren Städten Papuas (z.B. Jayapura, Sorong Fakfak) Demonstrationen von Studenten, die auf das Scheitern des Sonderautonomiegesetzes aufmerksam machen wollten und ein Referendum über die politische Zukunft West-Papuas forderten. Auch dort gab es Verhaftungen. Die Motive der Demonstranten sind vermischt und liegen vor allem in der allgemeinen Unzufriedenheit mit der indonesischen Politik hinsichtlich West Papuas. Die weit verbreitete Korruption und die Unfähigkeit der verantwortlichen Beamten hat bisher den Aufbau eines guten Bildungs- und Gesundheitsdienstes verhindert. 75 % der einheimischen Papua, die in ländlichen Regionen leben, haben keinen Zugang zu einem effektiven Schul- und Gesundheitswesen. Die Sicherheitskräfte (Militär und Polizei) kontrollieren das Land und sind verantwortlich für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen. Dazu gehört auch die systematische Unterdrückung der Meinungsfreiheit. In der Nacht zum 15.Oktober 2008 wurden in der Stadt Nabire an vier Orten von Unbekannten Morgensternflaggen gehisst, und zwar vor dem Gebäude des Kreistags, vor dem Büro des Landrats, vor dem Tourismusbüro und auf dem Markt. Mit dem Flaggenverbot provoziert die indonesische Regierung Proteste und schafft immer neue Unruhe, ohne wirklich an die Wurzeln der Unzufriedenheit zu gelangen. (sz)

(mehr …)

Weiterlesen11 friedliche Demonstranten zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt

Tödliche Seuche in West-Papua – Ausbruch von Cholera bestätigt

WPN 1. Juni 2008.
In den Regierungsbezirken Nabire und Paniai traten im April und Mai Durchfallerkrankungen auf, an denen viele Menschen starben. Im Dorf Bilogai (Suagapa, Paniai) wurden mindestens 24 Tote gemeldet. Aus Kamu (Mapia, Nabire) wurden 34 Tote namentlich gemeldet. Beobachter der Situation vor Ort glauben, dass es in Wirklichkeit die doppelte Zahl – also weit über 60 – sein könnten. Saerge_Nabire Die Angehörigen zimmern einen Sarg für den Verstorbene Die Symptome der Krankheit waren starker Durchfall und hohes Fieber. Die Patienten starben nach wenigen Tagen. Die örtlichen Krankenpfleger waren völlig überfordert und hatten auch nicht genügend Medizin – abgesehen davon, dass einfache Medizin in solchen Fällen nicht ausreicht, wenn nicht gleichzeitig strenge Hygienevorschriften (abgekochtes Trinkwasser, Desinfizierung) beachtet werden. Dr. Bagus, der Leiter des Gesundheitsamtes der Provinz Papua, bestätigte, dass von 12 Stuhlproben zwei Proben positiv Cholera (serotype Ogara) waren. Es wurde von ärztlicher Seite vorgeschlagen, die WHO einzubeziehen. Sie soll die diagnostischen Möglichkeiten der Laboratorien auf Provinzeben überprüfen. Auch hat sich gezeigt, dass das Warnsystem bei ausbrechenden Seuchen verbesserungswürdig ist. Freunde aus Nabire meldeten uns, dass in einem Dorf in der Nähe von Enarotali (Landkreis Paniai) neben vielen anderen Toten innerhalb weniger Tage eine fünfköpfige Familie der Krankheit erlegen ist. Der Gesundheitsdienst meldet lediglich, dass seit Mitte Mai keine Sterbefälle mehr gemeldet wurden und gibt so Entwarnung. Wir fragen: Muss es so viele Tote geben, bis ein gut ausgestatteter Gesundheitsdienst effektiv und wirksam eingreift? (sz)

(mehr …)

WeiterlesenTödliche Seuche in West-Papua – Ausbruch von Cholera bestätigt

Ja oder Nein – das Kosovo bereitet Indonesien Kopfschmerzen

WPN 20. Februar 2008
„Wir werden uns später entscheiden, wir werden noch abwarten und die Lage beobachten.“ So ungefähr drückte sich Präsident Susilo B. Yudhoyono (SBY) aus, als er nach Indonesiens Haltung zur Unabhängigkeitserklärung des Kosovo gefragt wurde. Eigentlich müsste Indonesien das Kosovo unterstützen. Indonesien ist wie Kosovo mehrheitlich muslimisch und hat sich selbst vor vielen Jahren die Freiheit erstritten. Das einflussreiche Parlamentsmitglied Theo Sambuaga, Vorsitzender der Kommission für Verteidigung und auswärtige Politik, sagte denn auch: „Indonesien ist eine Nation, die für die Unabhängigkeit einsteht!“ Doch es gibt auch andere Stimmen, nur zu verständlich. „Die Unabhängigkeit des Kosovo wird zu einem bösen Präzedenzfall. Auch andere Regionen werden sich von ihrem Land abtrennen wollen – und das sogar ohne Zustimmung der Vereinten Nationen.“ Das sagte der Parlamentarier Sidharto Danubroto, führendes Mitglied der PDI-P, der zweitstärksten Partei im indonesischen Parlament. Wie viele Indonesier dachte er dabei an Aceh und Papua, die beiden Regionen, die seit vielen Jahren für ihre Unabhängigkeit kämpfen. Wenn die indonesische Regierung die Unabhängigkeit des Kosovo befürwortet, wird sie sich fragen lassen müssen, warum sie die Freiheitsbestrebungen dieser beiden Regionen – im eigenen Land – bis heute unterdrückt. In Papua geschieht das mit einem großen Militäraufgebot und noch immer mit viel Blutvergießen. Ein Papua von Geburt – von Haus aus Muslim – schreibt dazu folgendes: „Die Lehre des Islam unterstützt eigentlich den Freiheitskampf der Acehnesen und der Papua. Das müsste die Haltung aller Muslime sein! Doch sie sind weit davon entfernt. Es sind die Christen, z.B. die USA und ihre Freunde, die dem Kosovo geholfen haben, frei zu werden. Der Islam lehrt die Werte der Wahrheit und Gerechtigkeit, er kam in die Welt, um die Menschen zu befreien, das wird von Mohammed bezeugt!“ (sz)

(mehr …)

WeiterlesenJa oder Nein – das Kosovo bereitet Indonesien Kopfschmerzen

Klaus Reuter beim Deutschlandfunk

Unter www.dradio.de/aod

können Sie ein Interview mit Klaus Reuter, einem ehemaligen Missionar in Westpapua hören.

Reuter hat das Papua-Volk der Yali lange Jahre auf ihrem Weg aus sehr einfachen Verhältnissen bis in die Gegenwart begleitet. Vor nicht allzu langer Zeit hat er ein Solarlampenprojekt unter dem Motto „Licht für jede Hütte“ ins Leben gerufen … Aber: hören Sie am besten selbst!!

DLF-Sendung vom Montag 09.Mai 2011 von „Tag für Tag“ 10. Mit Bibel und Solarlampe – Deutscher als Missionar in Westpapua Sendezeit: 09.05.2011 09:50 Autor: Pott, Ludwig Programm: Deutschlandfunk Sendung: Tag für Tag Länge: 08:00 Minuten

(Das Bild, das Herrn Reuter zeigt, wurde uns freundlicherweise von der wap-Redaktion zur Verfügung gestellt.)

(mehr …)

WeiterlesenKlaus Reuter beim Deutschlandfunk

Greenpeace-Schiff ESPERANZA in Papua

WPN 10. Oktober 2008
Am 6. Oktober 2008 lief das Greenpeace-Schiff ESPERANZA in den Hafen von Jayapura ein. (siehe Bilder). Greenpeace setzt damit ein Zeichen: Die schnelle Abholzung der Regenwälder in Papua soll ins Blickfeld der Öffentlichkeit treten. Greenpeace will sich stärker in Papua engagieren. 2008_10_10Esperanza2 2008_10_10Esperanza7 2008_10_10Esperanza5 Die Esperanza im Hafen von Jayapura Die Esperanza verlässt Jayapura Die Gier der indonesisch/asiatischen Holzmafia ist unersättlich. Nachdem die Regenwälder Kalimantans und Sumatras fast völlig vernichtet sind, konzentriert sich die Holzindustrie Südost-Asiens auf Papua. Papuas Gouverneur Suebu: „Jede Woche sitzt ein sogenannter Investor in meinem Büro und will eine Konzession, und dabei geht es nicht um ein paar Tausend, sondern um Millionen Hektar.“ Die Holzindustrie macht Druck. Die Bosse haben sich die Unterstützung der Zentralregierung in Jakarta gesichert. Es geht ihnen um das kostbare Merbau-Holz, das nur noch in den Regenwäldern Papuas zu finden ist. Den Papua bietet man ein Schwindelpaket an: „Auf den abgeholzten Flächen werden wir Ölpalmen anpflanzen, dadurch wird der Bevölkerung ein langfristiges Einkommen gesichert.“ Doch den Bossen geht es nicht um die Plantagen, sondern ums Holz,. Die Menschen in Papua verlieren ihren Lebensraum, und die Welt verliert den letzten Rest ihrer Lunge. Greenpeace will sich stärker in Papua engagieren. Dazu soll der Besuch der ESPERANZA in mehreren Häfen Papuas ein Auftakt sein. Was können wir tun? Beteiligen wir uns an der Briefaktion von „Rettet den Regenwald“! Siehe dazu den Aufruf zur Eilaktion vom 7. Oktober unter Aktuelles auf dieser Website.

(mehr …)

WeiterlesenGreenpeace-Schiff ESPERANZA in Papua

Pazifische Staaten diskutieren über West-Papua

WPN 29. Mai 2008
Sollen Vertreter West-Papuas in der Melanesian Spearhead Group = MSG) offiziellen Beobachterstatus erhalten? Diese Frage wird am heutigen Donnerstag in Port Vila, der Hauptstadt des kleinen pazifischen Staates Vanuatu, von einigen Führern pazifischer Staaten diskutiert. In Port Vila tagt die sog. Melanesian Spearhead Group, zu der sich die melanesischen Staaten zusammengeschlossen haben. Neben Vanuatu unterstützen die Salomonen, Fidschi und Neukaledonien den Antrag der Vertreter West-Papuas, Beobachterstatus zu erhalten. Dagegen lehnt Papua-Neuguinea den Antrag ab. Der Außenminister Papua-Neuguineas, Sam Abal, sagte: „Wir sind der Meinung, dass nicht über West-Papua gesprochen werden sollte. Es handelt sich um ein Problem mit sehr vielen Implikationen.“ Er schlug vor, dass Vanuatu Vertreter West-Papuas in seine eigene Delegation aufnehmen könne. Premierminister Ham Lini von Vanuatu, der beim diesjährigen Treffen den Vorsitz hat, wird den Antrag jedoch auf die Tagesordnung setzen. Schon früher haben sich die Vertreter West-Papuas darum bemüht, beim Forum Pazifischer Staaten (Pacific Islands Forum = PIF), einen offiziellen Beobachterstatus zu erhalten. Das PIF besteht aus 16 pazifischen Staaten, einschließlich Australien und Neuseeland. Osttimor hat beim PIF Beobachterstatus, während Indonesien zu den sog. Dialogpartnern des PIF gehört. Indonesien hat immer seinen Einfluss geltend gemacht, damit das Problem West-Papua bei den Tagungen des PIF nicht auf die Tagesordnung kam. Vor einigen Jahren hat das Forum die Menschenrechtssituation in West-Papua angesprochen. Die Mealanesian Spearhead Group ist ein Untergruppe des PIF, die sich zwecks einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit gebildet hat. In Port Vila (Vanuatu) wurde vor einigen Jahren ein offizielles West-Papua-Büro eröffnet, dessen Leiter Dr. John Otto Ondowame und Mr. Andy Ayamiseba sind. Im April diesen Jahres (2008) wurde dort die West Papua National Coalition for Liberation gegründet, eine Dachorganisation für etwa 30 verschiedene Aktionsgruppen von Papua aus dem Inland und aus dem Exil, die sich für die Unabhängigkeit West-Papuas von Indonesien einsetzen.(sz)

(mehr …)

WeiterlesenPazifische Staaten diskutieren über West-Papua

Jakarta hat taube Ohren: …viel zu viele Militärs in Papua…

WPN 14. Februar 2008
Religionsführer Papuas rufen zum Dialog mit der Regierung – doch Jakarta schweigt Am 7. Dezember 2007 fand in Sentani/Jayapura eine Friedenskonferenz der in Papua vertretenen Religionen statt. Nicht nur alle Kirchen waren vertreten, sondern auch muslimische Ulama und die Führer der kleinen Hindu- und Buddha- Gemeinschaften. Sie bekräftigten das Programm „Papua – Land des Friedens“ und betonten, dass sie eine Veränderung der Situation in Papua auf friedliche Weise erreichen möchten. Eine der Empfehlungen lautet: „Wir wünschen einen ehrlichen und offenen Dialog mit der Regierung in Jakarta. Er soll mit den indigenen Papua geführt werden und die unterschiedlichen Auffassungen über die Situation in Papua versuchen beizulegen. Wir halten eine Vermittlung durch eine dritte Seite für erforderlich. Sie muss neutral sein und von beiden Seiten anerkannt werden.“ Es ist uns nicht bekannt, dass die Regierung bisher auf diese Bitte reagiert hat. Am 1. Februari 2008 wiederholten die Religionsführer ihre Bitte. Sie erklärten: „Die unterschiedlichen Auffassungen zur Situation in Papua gründen in der unterschiedlichen Sichtweise der Integration Papuas in die indonesische Republik in den sechziger Jahren. Das behindert die derzeitige Entwicklung. Außerdem besteht darin einen Anlass für ständige Konflikte. Es handelt sich um ein schwieriges und sensibles Problem. Doch wir hoffen, dass es sich durch Dialog und Versöhnung lösen lässt.“ In ihrer Erklärung forderten sie den Abbau der Militärpräsenz. Im Land gebe es viel zu viele Militärposten. Die Militärs seien nicht bereit, sich auf die Kultur der Papua einzulassen. Sie würden die Bevölkerung ständig verdächtigen und als Feinde betrachten. Die Folge seien latente Ängste und ständig aufflammende Unruhen überall in Papua. (sz)

(mehr …)

WeiterlesenJakarta hat taube Ohren: …viel zu viele Militärs in Papua…

Gesundheit – Recht und Würde

Das Seminar wurde gemeinsam verantwortet vom West Papua Netzwerk (WPN), dem AK Papua der Ev. Kirche der Pfalz und weiteren Partnerschaftsgruppen aus dem Rheinland, Westfalen und den Niederlanden sowie der Ev. Arbeits-stelle Bildung und Gesellschaft, Regionalstelle Rockenhausen.

Die Gesundheitsproblematik ist eines der klassischen Themen im Nord-Süd-Verhältnis. In den Diskussionen der vorangegangenen Papua-Partnerschaftsseminare wurde deutlich, daß neben Kultur und Bildung Gesundheit ein wichtiger Indikator für die Wahrung der Rechte und der Würde von Menschen und Völkern ist. Dies zu untersuchen sollte einer der Diskussionsgegenstände des Seminars sein. Die historisch begründeten und aktuellen gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens in Papua näher kennenzulernen, war eines der Ziele des Seminars; es galt, konkrete Aspekte der Gesundheitsproblematik zu reflektieren.

ReferentInnen, die unterschiedliche Facetten des Themas fachlich kompetent beleuchten sollten, konnten gewonnen werden:

– Dr. Eny Kenangalem, eine Ärztin, die heute in der zentralen Malariaforschung der Republik Indonesien tätig ist, selbst als Kind nomadisierender Eltern im tropischen Regenwald beinahe Opfer der Adat geworden wäre und heute neben ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit immer wieder in abgelegenen Regionen Papuas in der medizinischen Grundversorgung mitarbeitet; Malaria, HIV Aids, Tuberkulose und das Konfliktfeld „moderne“ Medizin und Adat waren Inhalte ihres Beitrages.

– Jemima Krey, die Präsidentin der Ev. Kirche im Lande Papua (GKI -Gereja Kristen Injili di Tanah Papua), bedachte v.a. aus der Sicht der Frauen -und damit nach wie vor einer der HauptOpferGruppen- die Gesundheitsmisere in Westpapua. Sie stellte zugleich theologische Reflexionen über das vergangene und gegenwärtige Verhältnis der GKI zu diakonischen Initiativen in ihrem Bereich an, und brachte grundlegende Gedanken und Strukturvorschläge zu Gestaltung der GKI als einer diakonischen Kirche ein.

– Dr. Remco van de Pas, ein Soziologe und Politologe, beleuchtete aus europäischen Hintergrund kommend, aber durch lange Aufenthalte im Indonesischen Archipel zum profunden Kenner der Situation geworden, das Gesundheitswesen Indonesiens und speziell Papuas. Vor Ort war Dr. van de Pas für die internationale Nichtregierungsorganisation „Weltärzte“ (Médecines du Monde)  zwei Jahre lang beschäftigt und an der Entwicklung von Grasroot-Modellen des Gesundheitswesens beteiligt.

– Klaus Reuter und Friedrich Tometten, zwei ehemalige Missionare, die auch Jahre nach ihrer Dienstzeit vor Ort immer wieder Entwicklungen in Papua begleiten, berichteten von ihren Projekten: der eine als Dozent der Theologie, der andere als Techniker. Beide tragen damit zwar nicht zu einem direkten Gesundheitsthema bei, wohl aber arbeiten sie durch Persönlichkeitsbildung und in der technologischen Umbruchsituation der Papua mit an der sozialen Stabilisierung des Gesundheitswesens.

Aus der Fülle der Aspekte, die im Rahmen des Seminars angesprochen wurden, sollen einige erinnert werden:

– kulturelle Identität ist die soziale Voraussetzung von Gesundheit

– der Charme alter Heilmethoden aus den Adat (Traditionen der Papua-Völker) besteht u.a. darin, den Menschen in seiner Ganzheit und in seinem sozialen Kontext wahrzunehmen und darum mehr und anderes als nur medizinische Versorgung zu umfassen

– sozioökonomische Faktoren wie die Marginalisierung der Papua und die Majorisierung und Mißachtung der indigenen Traditionen und Lebenskonzepte durch die indonesische Mehrheitsgesellschaft haben erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Papua

– ökologische Faktoren wie Klimawandel, Holzeinschlag oder Monokulturen beeinträchtigen die Gesundheitssituation der Menschen

– die Zerstörung des angestammten Lebensraumes durch Abholzung und Landraub unter Beteiligung internationaler Konzerne zeitigt schwerwiegende Folgen für die Gesundheit

– gesundheitliche Aufklärung sollte unter Einbeziehung der traditionellen Medizin und Gesundheitsversorgung (Adat) Bewußtseins bildend wirken

– Malaria und Tuberkulose stellen weiterhin eine kontinuierliche Bedrohung der Bevölkerung Papuas dar (allerdings sind erfreulicherweise erste deutliche Erfolge in der Malariabehandlung durch die Heilpflanze Artemisia bekannt) 

– die nach wie vor hohe Rate der Mütter- und Kindersterblichkeit steht in Relation zu den Aspekten Sicherheit und Zerstörung der Lebensgrundlagen

– häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder und steigender Alkoholmissbrauch bei Erwachsenen und Jugendlichen als Zeichen sozialer Phobien und Desorientierung im Kontext des politischen und gesellschaftlichen Wandels sind zunehmend zu beklagen

– HIV/ AIDS sind neue und rasante Bedrohungen der Papuavölker (Hausfrauen sind zumeist die ersten Opfer der Aids-Pandemie; Sexualpraktiken, sexuelle Aufklärung und Erziehung sind Tabuthemen) auch die Kirche tabuisiert trotz der erhebliche Zuwachsraten von HIV AIDS das Thema weitgehend

– die Rolle des Staates und die Gesundheitspolitik (Tradition und Moderne: Gesundheitsfürsorge und medizinische Forschung; die Personalsituation in der lokalen Gesundheitsversorgung -v.a. in entfernteren Gebieten- ist oft desolat; soziale und ökologische Aspekte des staatlichen Gesundheitswesens sind nicht immer mit der Adat der Papua kompatibel; auch das Gesundheitswesen ist der allgemeinen Korruption zum Opfer gefallen; die Gesundheitspolitik in Papua spiegelt die Verfahrensweisen und Maßstäbe des politischen Umgangs der indonesischen Zentralregierung mit den Menschen und ihren Rechten in Papua wider; das Scheitern des staatlichen Sonderautonomiegesetzes hat nicht unwesentlich einen Großteil seiner Ursachen in der sozialen und medizinischen Unterversorgung der indigenen Papua durch die Regierung; die Bemühungen der Republik Indonesien um die Gesundheit der Bürger in Papua wirkt häufig unglaubwürdig, wenn die Rechte und Würde der indigenen Völker mit Füßen getreten werden; ein deutliches Bekenntnis des Staates zum Überleben der Papua wird immer wieder eingefordert)

– die Rolle der Kirche in der Gesundheitsversorgung (Vision und Wirklichkeit Diakonischer Arbeit und Verantwortung der Ev. Kirche in Papua (GKI-TP) klaffen weit auseinander; der Masterplan der GKI-TP zur zentralen und qualifizierten Erforschung, Bekämpfung und Vorbeugung von pandemischen Krankheiten ist eine verheißungsvolle Perspektive; die Qualifizierung des Personals in der medizinischen Forschung, Versorgung und Gesundheitspolitik ist hervorragendes Anliegen der GKI)

FAZIT: Grundsätzliche Ziele der Nord-Süd-Zusammenarbeit prägten –wie in den Jahren zuvor- auch in 2011 das entwicklungspolitische Seminar zu West Papua.

Die Veranstaltung
– ermöglichte gemeinsame Lernprozesse von Menschen unterschiedlicher Hintergründe, Kenntnisstände, sozialer Einbettung etc. zu zentralen entwicklungspolitischen, wirtschaftlichen, ökologischen, interkulturellen und ökumenischen Fragen

– sicherte den Erfahrungsaustausch und damit verbundene Reflexionen und qualifizierte auf diese Weise die kontinuierliche Partnerschaftsarbeit

– verortete den Nord-Süd-Dialog am konkreten Thema Gesundheit und verlieh ihm Authentizität durch persönliche Begegnungen

– transportierte Aspekte der Entwicklungspolitik in den allgemeinen gesellschaftlichen Raum durch öffentliche Teilveranstaltungen

– motivierte zur Mitarbeit in den Gruppen und zum begleitenden persönlichen und Gemeindegebet durch die Mitarbeit beim Gottesdienst in einer Kirchengemeinde des gastgebenden Kirchenkreises

– diente der Verabredung von Maßnahmen zur Initiierung und Begleitung von Projekten und Gemeinden in Papua und ggf. zur politischen Intervention hinsichtlich der Entwicklungen der Menschen- und Landrechte in Papua von Deutschland und Europa aus.

Zusammenfassung von Pfarrer Ruprecht Beuter, Kirchenkreis Rockenhausen

(mehr …)

WeiterlesenGesundheit – Recht und Würde

Der Grasberg-Komplex in West-Papua

Der Ausbau der Grasberg-Mine startete im Jahr 1967. Damals schloss Freeport einen ersten Vertrag mit General Mohamed Suharto, der sich wenige Jahre zuvor in Indonesien an die Macht geputscht hatte. In der Folge startete das Unternehmen den Tagebau von Kupfererz. Die Ländereien, auf denen Freeport seither arbeitet, wurden der lokalen Bevölkerung ohne Entschädigung abgenommen.
Ende der 1980er Jahre wurden umfangreiche Goldvorkommen nahe der Kupfermine entdeckt. Freeport sicherte sich auch für diese die Abbaurechte.
An der Erschließung von Goldvorkommen in der gleichen Region ist mit Rio Tinto ein britisch-australischer Konzern beteiligt, der zu den größten Minenunternehmen der Welt gehört.
Der Grasberg-Komplex liegt in knapp 4000 Metern Höhe in der Heimat der Volksgruppe der Amungmes. Diese nennen die Landschaft des vom Schnee bedeckten Gipfels des Berges Puncak Jaya hinunter über die Hänge zur Küste „Unsere Mutter“.
Das Gebiet mit einer großen religiösen Bedeutung für die lokale Bevölkerung wurde durch den Tagebau zerstört (Hütz-Adams 2005: 27). Grasberg ist trotz erheblicher Produktionsschwankungen immer noch eine der ertragreichsten Goldminen der Welt und liegt zugleich in der Rangliste der größten Kupferminen der Welt lauf Platz 3. Rund um diesen Komplex werden jährlich Umsätze in Höhe von rund 6 Mrd. US-Dollar gemacht (Tabelle 6).

Tabelle 6
Kennzahlen der Grasberg-Mine (2010)
Kupferproduktion: 780.000
Tonnen Goldproduktion: 55,5
Tonnen Umsatz: 6,3 Mrd. US-Dollar
abgeführte Steuern: 1,7 Mrd. US-Dollar
Quelle: ICSG 2010: 11; Freeport-McMoRan 2011: 2, II, XXVII

Derzeit werden täglich rund 230.000 Tonnen Erze in der Mine vorverarbeitet und konzentriert (Freeport-McMoRan 2011: III). Der größte Teil dieser Erze bleibt nach der Erstverarbeitung als Abfall zurück und wird in Flüsse gekippt, die ihn den Berg herunter in das Tiefland spülen. Die Entsorgung der Produktionsreste über Flüsse ist in allen Industrienationen verboten. Das gesamte Flusssystem unterhalb der Mine inklusive des Regenwaldes wurde massiv geschädigt. Große Mengen Schwermetalle gelangten in das Wasser und damit auch in die Schwemmgebiete des Flusses.
Für die Anwohner bedeutet dies eine Einschränkung oder sogar das Ende von Fischfang, Jagd und Pflanzenbau. Selbst das Trinkwasser ist teilweise verseucht.
Ein weiteres Problem sind die Steinhalden in den Tälern rund um die Mine, auf denen weitere 360.000 bis 510.000 Tonnen Gestein täglich deponiert werden. Das Gestein enthält Schwefel, der durch Wasser- und Sauerstoffkontakt Schwefelsäure bildet. Diese löst Schwermetalle aus dem Gestein, und die giftige Mischung verseucht Grund- und Oberflächenwasser (Böge et al. 2006: 21; Friends of the Earth Netherlands 2009: 35–36).

„Für die Menschen hier ist ein Berggipfel der Kopf von Mutter Erde. Und die Flüsse sind Milch aus ihren Brüsten. Als nun die Firma Freeport begann, Berggipfel abzutragen, um Gold und Kupfer zu gewinnen, bedeutete das für das Volk der Amungme, dass ihrer Mutter der Kopf abgeschnitten wurde. Deshalb begannen etliche Amungme, Widerstand zu leisten. Für dieses Volk, das heute den Kopf seiner Mutter vernichtet und deren Brüste durch Chemikalien vergiftet sieht, gibt es kein friedliches Leben mit dem Bergbau.“ Neles Tebay, Priester und Theologieprofessor in Abepura/West-Papua.
Quelle: Deutschlandradio Kultur, 14.10.2009, Interview mit Theodor Müller

Übergriffe durch Sicherheitskräfte
Tausende Menschen wurden umgesiedelt, um die Mine aufzubauen. Gab es Widerstand, rief Freeport Polizei und Militär zu Hilfe. Seit Ende der 1970er Jahre kam es wiederholt zu Anschlägen auf Mineneinrichtungen. Doch oft war umstritten, ob Rebellengruppen oder Militärs, die ihre Präsenz in der Region rechtfertigen wollten, hinter den Angriffen steckten. Dennoch schlugen die Sicherheitskräfte hart zu und bombardierten sogar Dörfer. Es kam immer wieder zu Übergriffen der Sicherheitskräfte, Vergewaltigungen und Zwangsumsiedelungen, bei denen mindestens 200 Menschen – größtenteils Zivilisten – starben und viele andere verschwanden (Ballard 2001: 24–32; Böge et al. 2006: 21–23; IIED 2002: 189).
Mitte 2009 waren 600 Soldaten und 1.320 Polizisten in dem Gebiet rund um die Mine stationiert (Jakarta Post Online, 09.09.2009). Das Militär forderte lange Zeit von Freeport die Bezahlung der Einsätze. Mindestens bis 2004 flossen so Millionensummen, die teilweise direkt an Offiziere gingen (Global Witness 2007: 12; ICG 2002: 19; Böge et al. 2006: 21).
Anwohner rund um die Grasberg-Mine haben Freeport in Indonesien und in den USA verklagt. Sie fordern 20 Mrd. US-Dollar Schadensersatz für die Umweltzerstörungen und die Verletzung ihrer Landrechte sowie 10 Mrd. US-Dollar als Entschädigung für die Verletzungen der Menschenrechte rund um die Mine (WPAT 2009: 3). Ihnen reichen die Sozialprogramme nicht aus, die Freeport in den letzten Jahren ins Leben gerufen hat. Keine Lösung in Sicht Angesichts der großen Bedeutung des Berges für die Anwohner ist eine Entspannung der Situation nicht abzusehen. Für die lokale Bevölkerung kann es keinen Frieden mit der Mine geben. Dennoch sind sowohl die Zentralregierung Indonesiens als auch die beteiligten Unternehmen daran interessiert, die Förderung von metallischen Erzen weiter zu betreiben.

Friedel Hütz-Adams

Aus: SÜDWIND e.V. – Institut für Ökonomie und Ökumene (Hg.): „Im Boden der Tatsachen. Metallische Rohstoffe und ihre Nebenwirkungen“. Siegburg, Mai 2011. S. 19 – 20

(mehr …)

WeiterlesenDer Grasberg-Komplex in West-Papua