Neues Video von entführtem Piloten: TPNPB setzt Frist von zwei Monaten und droht mit Ermordung

Die Nationale Befreiungsarmee Westpapuas (TPNPB) hat ein neues Video veröffentlicht, in dem sie droht, den als Geisel gehaltenen Piloten aus Neuseeland, Philip Mark Mehrtens, zu töten.

In dem Video, von dem unter anderem Jubi, Reuters, CNN und andere regionale Medien aus dem Pazifik berichten, ist Mehrtens zu sehen, wie er eine Morgensternflagge hält, während bewaffnete TPNPB-Kämpfer ihn umringen.  In dem Video, das Jubi am Samstag, den 27. Mai 2023 erhielt, sagt Mehrtens, dass anderen Ländern eine zweimonatige Frist gegeben werde, um mit Indonesien Gespräche über ein unabhängiges Westpapua zu führen. „Wenn innerhalb dieses Zeitraums keine Gespräche stattfinden, wird die TPNPB mich erschießen“, so Mehrtens.

Ein Sprecher des neuseeländischen Außenministeriums sagte, man habe das Video zur Kenntnis genommen und das Wohlergehen des Piloten habe „höchste Priorität“. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um eine friedliche Lösung und die sichere Freilassung von Herrn Mehrtens zu erreichen. Wir arbeiten eng mit den indonesischen Behörden zusammen und haben neuseeländisches Konsulatspersonal entsandt“, sagte er und fügte hinzu, dass man auch Mehrtens‘ Familie unterstütze.

Indonesische Sicherheitskräfte wurden seit Februar verstärkt in die Region entsandt, in der der Pilot vermutet wird. Bisherige Such- und Rettungsaktionen scheiterten jedoch in der abgelegen Region. Am 15. April wurden mehrere Militärs von TPNPB-Kämpfern ermordet.

Komnas HAM fordert ein Handeln aller Beteiligten

Die Vorsitzende der Nationalen Menschenrechtskommission (Komnas HAM), Atnike Nova Sigiro, kritisierte, dass die neueste Drohung gegen den Piloten die Menschenrechtssituation in Westpapua verschlechtern und den Kreislauf der Gewalt in der Region fortsetzen werde. Das neueste Video könnte als Provokation aufgefasst werden, die die indonesische Regierung dazu veranlassen könnte, noch mehr Militär nach Westpapua zu schicken. Die Entführung des Piloten habe die Situation in Westpapua weiter verschlimmert und zu weiteren Opfern geführt, so Komnas HAM. Komnas HAM zufolge untergraben die Geiselnahme und die Todesdrohungen die Sympathie der Öffentlichkeit, auch der internationalen Gemeinschaft, für die Menschenrechtslage in Westpapua. Die gewaltsamen Aktionen der TPNPB, zu denen auch die Androhung der Ermordung von Geiseln gehöre, stünden daher im Widerspruch zu den Prinzipien der Förderung des Dialogs. Philip Mark Mehrtens als Geisel zu nehmen und sein Leben zu bedrohen, sei kein geeigneter Ansatz, um einen Dialog zu initiieren, so die Komnas HAM Vorsitzende. Komnas HAM forderte daher erneut die sofortige Freilassung des Piloten.

Die Komnas HAM Vorsitzende betonte, dass ein Dialog nur durch die Demonstration von gutem Willen und die Förderung von Vertrauen zwischen allen beteiligten Parteien erreicht werden könne. Neben der Aufforderung an die indonesische Regierung, einen maßvollen Sicherheitsansatz für die Rettung des Piloten zu wählen, ruft Komnas HAM auch alle zivilgesellschaftlichen Interessenvertreter*innen in Westpapua auf, Überzeugungsarbeit gegenüber der TPNPB zu leisten und auf gewaltfreie Lösungen hinzuwirken.

Darüber hinaus fordert Komnas HAM die indonesische Regierung auf, umgehend echte Friedensinitiativen zu starten, die auf lokaler Ebene durch die Zusammenarbeit mit den Gruppen der Gemeinden in Westpapua initiiert werden können.