You are currently viewing Statement von über 160 zivilgesellschaftlichen Organisationen/ Personen aus Indonesien zur Situation des Waldes
Foto: Antoine Lemaire

Statement von über 160 zivilgesellschaftlichen Organisationen/ Personen aus Indonesien zur Situation des Waldes

Mehr als 160 zivilgesellschaftliche Organisationen/ Personen aus Indonesien – auch aus Westpapua – haben in einem gemeinsamen Statement ihre Meinung und Position zur Situation des Waldes zum Ausdruck gebracht und sich dafür an die Kommission der Europäischen Union, den Rat der Europäischen Union und das Parlament der Europäischen Union gewandt. Das gemeinsame Statement formuliert am Schluss acht Forderungen, die sich insbesondere auf Schutzsysteme in Handelsketten beziehen, und den Schutz der Menschenrechte, unternehmerische Sorgfaltspflichten und nachhaltige Produktionssysteme in den Vordergrund rücken.

Land und Wald, die die Quellen des Gemeinschaftslebens, des Lebensunterhalts, der Nahrung, des Wassers und der Medizin darstellen, haben auch soziokulturelle, historische, identitätsstiftende und spirituelle sowie lebenserhaltende ökologische Funktionen, so das Statement. Daher mahnen die Unterzeichnenden an, dass „jede Politik und jedes Projekt zur wirtschaftlichen Entwicklung von Wald und Land zu kommerziellen Zwecken, das die Werte und Funktionen von Land und Wald umwandelt, beseitigt und verschlechtert, wie z.B. Ölpalmenplantagen, die Kontinuität unseres Lebens, die Tragfähigkeit der Umwelt und die soziale Identität der Gemeinschaft stark beeinträchtigen“.

Die Unterzeichnenden sehen einen Rückgang des Waldes in Indonesien, zum Teil ausgelöst durch schlechte Geschäftspraktiken und angetrieben durch Interessen externer und interner Akteure. So mahnen die Unterzeichnenden „die schlechte Regierungsführung bei der Regulierung der Kontrolle, Verwaltung und Nutzung von Land und Wald für Palmölunternehmen“ an, „die unfair und unverantwortlich umgesetzt wird“. Dies habe den Verlust von Landrechten zur Folge, die Verletzung von Menschenrechten und eine Reduktion der ökologischen Vielfalt.
„Kleinbauern und Arbeiter werden im Produktionsprozess, im Preissystem, auf dem Arbeitsmarkt und bei der Entlohnung in der Versorgungskette der Palmölindustrie, die unter der Kontrolle der Konzerne steht, ausgebeutet und marginalisiert. Gleichzeitig werden die Menschen zu Opfern der Knappheit und des Preisanstiegs von Speiseöl, das teuer und schwer zu bekommen ist, weil mehr als 80 Prozent der nationalen Palmölproduktion aus wirtschaftlichen Gründen an den internationalen Markt verkauft wird, während der Preis für Rohpalmöl (CPO) steigt. Rechtswidrige Praktiken und oligarchische Verschwörungen zur Erzielung wirtschaftlicher Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit werden unter Beteiligung korrupter Staatsbeamter und Palmölunternehmen begangen, die über Nachhaltigkeitszertifikate des RSPO [Roundtable on Sustainable Palm Oil, Anm. d. WPN] verfügen.“

„Wir sind der Meinung, dass der Staat die volle Verantwortung für die Änderung und Erneuerung der Politik zur Steuerung der Palmölindustrie tragen muss, die wirklich solide und gerecht ist und die Interessen der Menschen, der Bauern, der Arbeiter und der Erhaltung der Umwelt in den Vordergrund stellt, basierend auf der Verfassung, den Prinzipien der Menschenrechte und der nachhaltigen Entwicklung. Das Recht muss durchgesetzt werden, und Verbrechen und Vergehen im Palmölsektor müssen streng geahndet werden, unabhängig davon, wer sie begangen hat, ob es sich um einen Staatsbeamten, einen Kapitaleigner, ein Finanzinstitut usw. handelt. Der Staat ist auch verpflichtet, Strategien zur Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen zu entwickeln und für die Wiederherstellung und Rehabilitation der Opfer und der Umwelt zu sorgen.“

„Ebenso sollten die europäischen Länder die Verantwortung für die Förderung und Stärkung der verantwortungsvollen Nutzung und Bewirtschaftung von Palmöl und all seinen Derivaten für Lebensmittel und Nicht-Lebensmittel sowie den Energiebedarf für Biokraftstoffe übernehmen, indem sie sicherstellen, dass die Produktion und der Verbrauch von Palmöl in den Erzeugerländern aus Unternehmen stammen, die fair und nicht verletzend sind und die Achtung und den Schutz der Menschenrechte und der Rechte der Frauen sowie den Schutz der Umwelt gewährleisten.!

„In Bezug auf die geplante Diskussion und Entwicklung der Politik der Europäischen Union hinsichtlich der Nutzung erneuerbarer Energien aus der Nutzung natürlicher Ressourcen, die frei von Abholzung sind, und der Reduzierung von Treibhausgasen, einschließlich der Nichtnutzung und Unterstützung bestimmter Rohstoffe wie Palmöl, Sojabohnen und anderer Pflanzen, die zu Biokraftstoff werden, appellieren wir mit großem Vertrauen und der Hoffnung auf das politische Engagement der Europäischen Union für die Menschenrechte, die Umwelt und die Reduzierung der Treibhausgasemissionen an die Regierungen und politischen Entscheidungsträger der Europäischen Union.“

Hier ist das Statement (pdf) im Original: