Säbelrasseln aus Jakarta

WPN 31.Oktober 2007.
„Wenn die Situation es erfordert, werde ich den Separatisten in unserem Land den Krieg erklären, selbst wenn andere Nationen uns daraufhin angreifen sollten, das erkläre ich vor Gott, der mich hier hört!“ Das sagte Präsident Susilo Bambang Yudhyono vor etwa 1000 aktiven und pensionierten Militärs laut einem Bericht von TVRI News Jakarta von Dienstag, dem 30. Oktober 2007. Weitere Passagen aus seiner Rede: „Unser Land ist aufgrund der internen Konflikte zur Zeit in einer gefährlichen Lage. Als ein demokratischen Land werden wir selbstverständlich die Konflikte am Verhandlungstisch zu lösen versuchen. Doch wenn es keine andere Lösung gibt, zögern wir nicht, militärische Gewalt als Lösung zu wählen. Als Präsident und Oberster Befehlshaber in diesem Land werde ich alle politischen Optionen sorgfältig prüfen. Ich bin selbst ein erfahrener Soldat, und halte daran fest, dass ich niemals aufgeben werde, die nationale Integrität von Sabang bis Merauke zu verteidigen. Die Einheit Indonesiens darf durch nichts gefährdet oder zerstört werden.“

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Das TIME-Magazine verleiht Barnabas Suebu den Titel Hero of Environment

WPN 2.November 2007.
Die feierliche Ehrung fand am 25. Oktober 2007 im Royal Court of Justice in London statt. Am 27. Oktober 2007 folgte eine Ehrung in der indonesischen Botschaft in Den Haag, Niederlande. In der Rubrik Leaders & Visonaries schreibt die Times (Special Issue vom 29. Oktober 2007) über Suebu folgenden kleinen Artikel, mit dem er den Lesern bekannt gemacht und die Ehrung begründet wird: Barnabas Suebu – Papuas Gouverneur will durch den Schutz der einmaligen Biodiversität der Region die Armut bekämpfen. Nachrichten über Indonesiens Wälder sind selten gut. Es gibt zahllose Geschichten über wilde Rodungen, Waldbrände und illegalen Holzeinschlag. Auch gute Nachrichten aus PAPUA, der östlichsten Provinz Indonesiens, sind rar. In PAPUA gibt es seit langem eine Unabhängigkeitsbewegung, es gibt die landesweit höchste Armutsrate und die größte Verbreitung von HIV/AIDS. So richteten sich großen Erwartungen auf Barnabas Suebu. Der neue Gouverneur will die Wälder der Provinz schützen, in denen die Hälfte der einheimischen Spezies von ganz Indonesien beheimatet sind. Damit stellt er sich gegen die in Papua etablierte Geschäftswelt und gegen das Militär, welches bisher vom Holzeinschlag profitiert hat. „Wir müssen die Wälder retten, bevor es zu spät ist,“ sagt Suebu (61). „Damit können wir helfen, unseren Planeten zu retten und können gleichzeitig die Armut mindern.“ Seit er das Amt des Governeurs im Juli 2006 übernommen hat, verfolgt er die Absicht, ein Moratorium für den Export von Holz zu erlassen und keine Lizenzen für weiteren Einschlag zu erteilen. Er hat auch Verhandlungen über Kohlendioxyd-Emissionshandel eingeleitet, um die Wälder der Provinz zu schützen. Es gibt dort noch etwa 77 Mill. ha Wald. Wenn ein Geschäft mit der Australischen Gesellschaft CARBON CONSERVATION zustande kommt, könnte laut Suebu für Papua mehr Geld einkommen als durch Holzeinschlag. „Warum sollten wir unsere Wälder abholzen, wenn wir dafür bezahlt werden, dass wir sie schützen?“ fragt er. Wir können die Entwaldung verhindern und gleichzeitig die geschädigten Wälder sanieren. Mehr Geld könnte in das Gesundheits- und Bildungswesen für die 2 Millionen Einwohner der Provinz fließen, von denen 80% in Armut leben.“ Suebu als erster direkt vom Volk gewählter Gouverneur hat es sich zur Hauptaufgabe seines Fünf-Jahres-Terms gemacht, die Armut zu bekämpfen. Die indonesische Regierung in Jakarta möchte jedoch die Bio-Kraftstoff-Produktion hochfahren und könnte von Papua verlangen, 2 Millionen ha Wald zur Rodung und Neuanpflanzung von Ölpalmen frei zu geben. Suebu glaubt, dass ihm die Regelungen der Sonderautonomie zur Ressourcenutzung gegen die Zentralregierung helfen können. „Von Seiten des Forstministeriums in Jakarta wird enormer Druck auf uns ausgeübt. Dort sitzen noch immer die Leute, die in alten Mustern denken, “ erklärt er. „Diese Leute müssen endlich lernen, dass es neue Paradigmen gibt und dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen werden.“ Es gibt Probleme ohne Ende – aber des Gouverneurs Optimismus ist ebenfalls grenzenlos. Bisher gab es allerdings für Optimismus in dieser Ecke der Welt wenig Grund. (Jason Tedjasukmana, Übersetzung aus dem Englischen von Siegfried Zöllner)

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Erpressungsversuch der indonesischen Polizei

WPN 8. November 2007.
Unter dem Titel „Menschenrechtler in West-Papua verhaftet“ hatten wir am 25. Oktober 2007 über die fragwürdige Festnahme des Anwalts Sabar Iwanggin Olif berichtet. Die evangelische Kirche in Papua (GKI) hatte zu einer Briefaktion aufgerufen. Viele Menschen in Deutschland und in den Niederlanden haben Briefe an den Präsidenten Indonesiens geschrieben. Schon am 3. November wurde Sabar Iwanggin Olif in Jakarta freigelassen und kehrte ohne Begleitung (!) zurück nach Jayapura /Papua. Ihm konnte keine Straftat nachgewiesen werden. Als er sich bei der Polizei in Jayapura meldete, wurde er wieder festgenommen. sabar_iwanggin Sabar Iwanggin Zunächst hieß es, dass er in wenigen Tagen frei käme, da noch bestimmte Formalien erledigt werden müssten. Doch bis heute ist er noch immer in Haft. Seiner Familie gegenüber erklärte die Polizei, er könne gegen eine Kaution von Rp. 2.000.000 (ca. Euro 180,- ) freigelassen werden. Außerdem müsse sich die Familie verpflichten, einen Bürgen zu benennen, der im Falle einer Flucht von Sabar Iwanggin Olif ins Ausland an seiner Stelle ins Gefängnis müsse. Sabar wurde am 18. Oktober 2007 auf offener Straße in Jayapura verhaftet, weil er eine sms erhalten und weitergeleitet hatte, in welcher der indonesische Präsident beschuldigt wird, die Ausrottung der Papua zu planen. Sabar ist durch die Umstände seiner Verhaftung und Inhaftierung gesundheitlich angeschlagen. Er hat um Untersuchung und Behandlung durch einen Arzt gebeten, diese ist ihm aber von der Polizei verweigert worden. Der bisherige Verlauf dieses Falles wirft eine Reihe von Fragen und Vermutungen auf, die genannt werden müssen. Warum wurde Sabar nach seiner Überführung nach Jakarta und den dortigen Verhören sofort freigelassen? Hat der Geheimdienst seinen Irrtum eingesehen? Hat die internationale Aufmerksamkeit, die der Fall erregte, gewirkt und wollte man dem Ausland gegenüber die Rechtsstaatlichkeit demonstrieren? Handelte es sich um gezielte Einschüchterung von Menschenrechtlern? Was bedeutet die erneute Verhaftung, die Kautionsforderung und die Forderung, einen Bürgen zu benennen? Sind das Erpressungsversuche? (sz)

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Entwicklung oder Ausbeutung

WPN 15. November 2007.
Im Herbst des Jahres 2006 erließ der indonesische Präsident eine Verordnung zur Beschleunigung der Entwicklung von Papua (Instruksi Presiden No. 5/2006). Diese Instruktion, die helfen soll, die wirtschaftliche und soziale Lage der Papua zu verbessern, wird nun benutzt von Unternehmen – sogenannten Investoren – , um die natürlichen Bodenschätze auszurauben. Dabei werden wie schon seit Jahrzehnten die traditionellen Landrechte der Bevölkerung mit Füßen getreten. Korrupte Bürgermeister und Landräte geben dabei Hilfestellung, wie der folgende Bericht zeigt, der uns aus Nabire erreichte. skp-rudolf-012 Goldgräber im Bezirk Nabire „Die Instruktion des Präsidenten zur Beschleunigung der Entwicklung in Papua (Inpres 5/72006) gibt den Landräten und Bürgermeistern in Papua eine neue Handhabe, sog. Aufbauprojekte nach dem Willen der Zentralregierung durchzuführen, ohne dass die betroffenen Menschen einbezogen werden. Der Landrat von Nabire, A.P.Youw hat mit dem Gouverneur zusammen China besucht, und nun steht ein chinesisches Unternehmen vor der Tür und will im Distrik Siriwo – etwa 150 km von Nabire entfernt – eine Goldmine eröffnen. Die traditionellen Landbesitzer sind überhaupt nicht gefragt worden, und den Landrat interessiert das auch nicht, er gibt dem Unternehmen die Erlaubnis. Das Unternehmen wird unterstützt von einem pensionierten indonesischen Militär im Range eines Brigadegenerals der Landstreitkräfte, der ebenfalls in Nabire erschien, um sich die zukünftige Goldmine anzusehen. Dieser General soll zum Beraterstab des Präsidenten gehören, der den Auftrag hat, ihm über die Durchführung des Inpres 5/2006 zu berichten. Die betroffene Bevölkerung hat schon beim Landrat Protest eingelegt, doch der zeigt sich arrogant und autoritär und will mit Gewalt durchsetzen, dass die Mine eröffnet wird. Er verstößt dabei nicht nur gegen die Rechte der Bevölkerung, sondern auch gegen die Bestimmungen des Autonomiegesetzes.“

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Die Folterknechte bleiben ungestraft

WPN, 27. November 2007.
„Es gibt zwar Fortschritte, doch Folter wird nach wie vor praktiziert. Sie muss offiziell als Verbrechen gebrandmarkt werden, welches strafrechtlich verfolgt wird.“ Das ist das Fazit des Sonderberichterstatters des UN-Menschenrechtsrates, Prof. Dr. Manfred Nowak. Er konnte auf Einladung der indonesischen Regierung vom 10. bis 25. November 2007 Indonesien besuchen. Er war auch einige Tage in Papua und führte u.a. Gespräche mit dem Menschenrechtsbüro der evangelischen Kirche (GKI-TP). Nach seiner Rückkehr gab er in Genf vor der Presse einen vorläufigen Bericht. Wir veröffentlichen im folgenden eine Zusammenfassung der Presseerklärung. In einer Presseerklärung dankte er zwar der indonesischen Regierung für die Einladung, doch er hatte nicht immer ungehinderten Zugang zu Gefängnissen, und auch die Möglichkeiten zu Gesprächen unter vier Augen mit Gefangenen waren eingeschränkt. Trotzdem konnte er die generelle Schlussfolgerung ziehen, dass „angesichts des mangelnden gesetzlichen und institutionellen Schutzes und der verbreiteten Straflosigkeit (impunity) Personen in Haft äußerst gefährdet sind, misshandelt und gefoltert zu werden.“ Die Regierung hat zwar behauptet, dass Folter als Verbrechen in das Strafgesetzbuch aufgenommen werden soll. Doch Manfred Nowak bedauerte, dass dies nicht schon längst geschehen ist, „trotz vieler Empfehlungen in dieser Sache sowohl von nationalen wie internationalen Beobachtern.“ Er forderte, dass Folter sofort unter Strafe gestellt werden muss, mit einer Mindeststrafe von mehreren Jahren. „Nur so kann Indonesien konkret zeigen, dass es willig ist, dies Problem anzugehen.“ Er betonte, dass es „das deutlichste Signal für die Ächtung von Folter ist, wenn Täter vor Gericht gebracht werden.“ Die indonesische Regierung hätte ihm nicht einen einzige Fall nennen können, bei dem ein Beamter des Sicherheitsapparates wegen Folter oder Misshandlung verurteilt wurde. Er sagte: „Praktisch existiert kein gesetzlicher Schutz für Verhaftete, insbesondere während der Untersuchungshaft. Damit verletzt Indonesien internationale Normen und Standards, zu denen es sich verpflichtet hat.“ Zwar erkannte der Sonderberichterstatter einige positive Schritte Indonesiens zur Verbesserung all dieser Probleme an, doch empfahl er eine ganze Reihe weiterer Schritte. Dazu gehört vor allem eine öffentliche Verurteilung von Folter und Misshandlung. Diese müssen sofort unter Strafe gestellt werden. Er forderte Maßnahmen gegen die Straflosigkeit (impunity) und die Einrichtung von Mechanismen, die eine vertrauliche Beschwerdeführung Gefolterter ermöglichen. Auch das Alter der Strafmündigkeit sollte entsprechend internationalen Standards angehoben werden. Er forderte die Abschaffung der Todesstrafe. Der Sonderbeauftragte wird dem UN-Menschenrechtsrat einen ausführlichen Bericht vorlegen.

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…Lasst uns weiter kämpfen! Papuas feiern ihren Nationalfeiertag

Der 1. Dezember ist bekanntlich der Nationalfeiertag der Papua. Am 1. Dezember 1961 wurden die Nationalflagge, die Nationalhymne, der Name der jungen Nation West-Papua und die nationale Währung festgelegt sowie die Unabhängigkeit für das Jahr 1970 von der damaligen niederländischen Kolonialmacht zugesagt. Die Annektion West-Papuas durch Indonesien verhinderte die Unabhängigkeit. Doch der Nationalismus der Papua und der Wunsch nach Unabhängigkeit sowie die Hoffnung auf Befreiung von Indonesien blieben ungebrochen. Dies zeigt sich immer wieder am 1. Dezember. Morgensternflagge Die Morgensternflagge Hier einige Nachrichten aus Papua, die uns um den 1. Dezember 2007 erreichten. Von Nabire wurde gemeldet, dass am 1. Dezember ein Gedenkgottesdienst unter freiem Himmel stattfinden soll, und zwar dort, wo am 1. Dezember 1999 – nach dem Sturz des Diktators Suharto – erstmals die Morgensternflagge gehisst worden war. Die Polizei genehmigte zwar den Gottesdienst, doch das Militär marschierte auf. Mit geschwärzten Gesichtern und Waffen in Schussbereitschaft zogen sie durch die Stadt. Patrouillen wurden auch nachts durchgeführt. Der Platz, wo der Gottesdienst geplant war, wurde von Militärs umstellt. An vielen anderen Orten in Papua fanden ökumenische Gottesdienste aus diesem Anlass statt, z.B. in Jayapura und Manokwari. Auch die Papua-Studenten in Java feierten diesen Tag. Am 28.11.2007 verbot der Verteidigungsminister Juwono Sudarsono in einer Rede in Jakarta das Hissen der Nationalflagge der Papua in West-Papua am 1. Dezember. Aus Timika wurde gemeldet, dass sich um 5 Uhr in der Frühe sich 30 bis 50 Personen versammelten und die Flagge hissten. Die Polizei fuhr mit LKW-Truppen-Transportern und mit Panzerwagen auf. Etwa 15 Personen wurden festgenommen. Unter ihnen war ein Journalist. In Merauke wurde für Militär und Polizei die höchste Alarmstufe gegeben. Militaer-in-Merauke-1.12. Militär und Polizei früh morgens in Bereitschaft (Merauke) Eine sms, die überall in Papua verschickt wurde, zeigt, wie die Hoffnung auf Freiheit auch religiös gefärbt ist. Sie lautet: „Gott hat uns an diesen Ort gestellt, damit wir etwas zum Lob seines Namens zustande bringen. Eine gesunde Verbindung zu Gott ist ein wichtiges Kapital, das uns Erfolg gibt. Feiert den 1. Dezember mit Freude und tiefem Dank, denn Gott wird zu seiner Zeit alles zum Besten wenden, dann wird es kein Leid und keine Tränen mehr geben. Lasst uns weiter kämpfen!“

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Der 7. Dezember – ein Tag schrecklicher Erinnerungen.

WPN 7. Dezember 2007
„..Um 4.30 Uhr am 7. Dezember, einem Donnerstag, drang vom Wachraum her Lärm durch die Pfropfen, die ich mir zum Schlafen in die Ohren gestopft hatte…Ich ging zur Eingangstür…Was ich da sah, war unvorstellbar und schockierend. Etwa ein halbes Dutzend Polizisten schwangen ihr Knüppel auf Leiber ein, die am Boden lagen und ein leises Stöhnen von sich gaben. Nach ein paar langen Sekunden sah mich ein Wärter und schlug seinen Stock gegen das Gitter. Ich ging wieder auf meinen Stammplatz zurück, von wo aus ich die niedersausenden Knüppel, Stöcke und aufsplitternden Bambuspeitschen sehen konnte. Deren Enden waren blutverschmiert, und das Blut spritzte an die Wände und bis an die Decke. Manchmal sah ich, wie die Polizisten auf die Bänke hüpften, von dort aus weiter schlugen oder auf die (für mich uneinsehbar) am Boden liegenden Opfer nieder sprangen…. Um 10 Uhr ging der Lärm wieder los. Die Gefängnistüre wurde geöffnet und die Wärter trieben mit Stockhieben etwa drei Dutzend Gefangene herein, deren Haar mit weißer Farbe aus einer Spraydose gekennzeichnet war, wie bei Schafen, die geschoren werden. Sie wurden in einer Einzelzelle zusammengepfercht. Dann ging die Eingangstüre nochmals auf. Und ein Körper nach dem andern wurde in die Zelle geworfen, einige mehr tot als lebendig. Reglos blieben die meisten liegen, wo sie gerade hinstürzten, entweder ohnmächtig oder völlig erschöpft. Es mussten die Gefolterten der ersten Morgenstunden sein. Ein Maskenbildner hätte Mühe gehabt, seiner Phantasie auf so vielseitige Weise so grausam entstellte Gesichter und zerschundene Körper abzuringen. Ein Gefolterter war blind und wurde von einem anderen Gefangenen an der Hand hereingeführt. Ich konnte nicht sehen, ob seine Augen vollends zerstört oder bloß aufgeschwollen waren. Als letzter fiel ein großer Mann über die am Boden liegenden Leiber, und er stöhnte furchtbar…Nach einer Stunde und 25 Minuten Stöhnen und Aufbäumen des Mannes, bei dem ich ein münzengroßes Loch am Hinterkopf auszumachen glaubte, mit einem sichtbaren Stück Hirn, näherte sich dessen Leiden unverkennbar dem Ende… Später erfuhr ich, dass der zu Tode gefolterte Ori Doronggi hieß… Am 11. Dezember wurde ich nochmals Zeuge einer grässlichen Szene. Um 2 Uhr 45 wurden drei Häftlinge eingeliefert. Zwei wurden außer meiner Sichtweite zusammengeschlagen. Der dritte Papua fiel gerade vor die Gittertür der Einzelzelle, in die mich inzwischen Polizeichef Daud Sihombing verbannt hatte. Ein Wächter kickte dem Mann mit dem Stiefel an den Kopf, der gegen meine Gittertüre knallte. Das Blut spritzte auf meine Beine. Weil der Beamte das Kopf-Pingpong zwischen Stiefel und Gitter faszinierend fand, wiederholte er den Kick noch ein paar Mal. Ein zweiter Polizist versetzte das Opfer mit einem Absatzkick mitten ins Gesicht in den Ohnmachtzustand. Das war noch nicht genug: ein dritter Wächter, der die Szene mit dem Gewehr in der Hand verfolgt hatte, schlug nun etwa fünf Mal den Kolben über den Schädel des besinnungslosen Mannes….“ Dieser Bericht, den wir nur in wenigen Auszügen wiedergegeben haben, erschien am 22. Dezember 2000 in der Neuen Züricher Zeitung. Verfasser ist der Journalist Oswald Iten, der vom 2. bis zum 13. Dezember 2000 wegen unerlaubter journalistischer Tätigkeit im Polizeigefängnis Jayapura festgehalten wurde. Gegen den Polizeichef Daud Sihombing wurde 2005 auf internationalen Druck hin eine Verfahren wegen Verletzung der Menschenrechte angestrengt, er wurde aber vom Menschenrechtsgerichtshof in Makassar freigesprochen. Der Sonderberichterstatter der UNO, Prof. Dr. Manfred Nowack, der im November 2007 West-Papua besuchte, musste feststellen, dass Folter – von Sicherheitskräfte ausgeübt – kein Straftatbestand ist. Die indonesische Regierung hätte ihm nicht einen einzige Fall nennen können, bei dem ein Beamter des Sicherheitsapparates wegen Folter oder Misshandlung verurteilt wurde. (Vergleiche E-Info Nr. 197 vom 29. November 2007 unter dem Menü Aktuelles/E-Infos) Beteiligen Sie sich an unserer Postkartenaktion! Danke!

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Er hatte den Soldaten nicht gegrüßt…darum musste er sterben

WPN 14. Dezember 2007.
Am 1. November 2007 misshandelte Yance Korwa, ein Militär der Landstreitkräfte der indonesischen Armee, Krinus Pagawak, er schlug ihn mit einem schweren Holzstab. Zunächst schlug er ihn mit der Hand, dann holte er das Stück Holz und stieß es dem Opfer mehrfach in den Bauch und fügte ihm schwere innere Verletzungen zu. Dann schleppte er sein Opfer an einen morastigen tiefen Wassertümpel und warf es hinein. Krinus Pagawak ertrank. So steht es in einem Bericht, den das Menschenrechtsbüro der evangelischen Kirche dem Sonderberichterstatter der UNO bei seinem Besuch in Papua übergab. Wir veröffentlichen Teile des Berichtes. Der vollständige Bericht ist unter dem Menü Aktuelles/E-Info nachzulesen. Menschenrechte in Papua – Schlaglichter – ein Bericht der Kirche Im November 2007 besuchte der Sonderberichterstatter der UNO für Folter, Prof. Dr. Manfred Nowack, Indonesien und konnte auch in West-Papua Gespräche führen. Wir begrüßen die Offenheit der indonesischen Regierung, die ihn eingeladen und ihm auch die Möglichkeit einer Reise nach Papua gegeben hat. Er besuchte Gefängnisse, führte Gespräche und nahm auch schriftliche Berichte entgegen. Das Menschenrechtsbüro der evangelischen Kirche (GKI-TP) hatte einen Bericht vorbereitet, der einzelne Fälle von schweren Übergriffen der Sicherheitskräfte dokumentiert. Der Bericht zeigt Schlaglichter auf, nennt einzelne gut dokumentierte Fälle von Gewaltmissbrauch und Misshandlungen, u.a. mit Todesfolge. Die Schlaglichter zeigen, dass sich die Menschenrechtslage in West-Papua in den letzten Monaten in keiner Weise verbessert hat. Fälle wie die hier dokumentierten sind längst nicht die einzigen, aber sie zeigen die Haltung der Sicherheitsbehörden gegenüber der Bevölkerung. Misshandlungen sind an der Tagesordnung, weil die Täter bisher immer straffrei ausgegangen sind. Prof. Nowack schrieb in seinem Abschlussbericht: „Die indonesischen Behörden konnten mir keinen einzigen Fall nennen, bei dem ein Beamter oder Militär wegen Misshandlung und Folter bestraft wurde.“ In einem der unten geschilderten Fälle wurde von uns der Name des Zeugen geändert. (sz) Die Menschenrechtslage in Papua (Juli – November 2007) Situationsbericht des Menschenrechtsbüros der evangelischen Kirche in Papua – GKI-TP – vom November 2007, dem Sonderberichterstatter der UNO für Folter bei seinem besuch überreicht. Denis Kasibmabin (21) und seine Freunde im Bezirk (Kabupaten) Pegunungan Bintang Am 19. Juli 2007 haben drei Polizisten, nämlich Irfan, Saiman und Sirait, willkürlich drei Bürger zu Tode gefoltert, nämlich Denis Kasipmabin (21), Markus Uropka (23) dan Deni Sasaka (25). Die Polizisten waren Beamte der Polizeistation (Polres) des neuen Bezirks (Kabupaten) Pegunungan Bintang. Die Augenzeugen bestätigen, dass die drei Bürger, als sie zur Polizeistation gebracht wurden, zwar angetrunken, aber ansonsten völlig gesund waren. Als sie in ihre Häuser zurückgebracht wurden, waren sie in einem schlimmen Zustand und sind kurz darauf verstorben. Die Ironie der Geschichte: Sie wurden geschlagen, weil sie Alkohol konsumiert hatten, welchen die Polizei ihnen vorher verkauft hatte. Benny Atek (45) im Bezirk (Kabupaten) Pegunungan Bintang Im Mai 2007 wurde Benny Atek (45), der Leiter des Landwirtschaftsamtes, von vier Polizisten in der Polizeistation des Bezirks gefoltert. Er war schwer verletzt und starb am 4. Juli 2007 an den Folgen der Misshandlungen. Ein Arzt bestätigte, dass der Tod eine Folge der Verletzungen war, die ihm die Polizisten beigebracht hatten. Yoseph Rahawarin (47), im Bezirk (Kabupaten) Timika Am 3. August 2007 überfielen sieben Militärs der Landstreitkräfte das Haus des Grundschullehrers Yoseph Rahawarin (47). Er war Lehrer an der Schule Mapuru Jaya im Bezirk Timika. Er hatte eine Auseinandersetzung mit seinem Nachbarn. Dieser ging zum Militär und beklagte sich über Yoseph. Daraufhin wurde Yoseph von den Militärs zu Tode geprügelt. Yuli Wanaris (21) im Bezirk (Kabupaten) Jayapura Am 26. September 2007 wurde Yuli Wanaris (21), Jura-Studentin im 1. Semester an der Cenderawasih-Universität, von einer Patrouille des Geheimdienstes aufgegriffen und 18 Stunden an unbekanntem Ort festgehalten. Sie wurde geschlagen und bedroht. Eine Pistole wurde ihr an den Kopf gehalten, Nadeln unter ihre Fingernägel und Fußnägel gesteckt, man stach sie mit einer Spritze in die rechten und linken Hand- und Ellenbogengelenke, in die Knie- und Fußgelenke sowie in den Bauch und Rücken und in die Herzgegend. Sie wurde gefoltert, weil sie gezwungen werden sollte, über die Aktivitäten ihres Vaters Efraim Wanaris zu berichten. Ihr Vater ist Mitglied in der sog. Otoritas Nasional Papua, welche sich für die Unabhängigkeit Papuas einsetzt. Die Geheimdienstler riefen mit Yulis Mobiltelefon ihre Mutter an und ließen sie das Schreien ihrer Tochter hören. Sie sagten ihr, sie würden ihre Tochter zu Tode foltern, auch wenn ihr Vater seine politischen Aktivitäten einstellen würde. Zur letzten Folterstufe wurde Yuli vor einen heißen Ofen gezerrt, auf dem man sie braten wollte. Der Ofen war schon vorbereitet, doch diese Folter wurde dann nicht mehr ausgeführt. Yuli berichtete, dass sie in ein Privathaus nach Abepura gebracht worden war, wo sich die beschriebenen Ereignisse abspielten. Krinus Pagawak (23) im Bezirk (Kabupaten) Jayapura-Land Am 1. November 2007 misshandelte Yance Korwa, ein Militär der Landstreitkräfte der indonesischen Armee, Krinus Pagawak, er schlug ihn mit einem schweren Holzstab. Zunächst schlug er ihn mit der Hand, dann holte er das Stück Holz und stieß es dem Opfer mehrfach in den Bauch und fügte ihm schwere innere Verletzungen zu. Dann schleppte er sein Opfer an einen morastigen tiefen Wassertümpel und warf es hinein. Krinus Pagawak ertrank. Sein Freund Jekpot wurde ebenfalls geschlagen, konnte sich aber retten und berichtete den Vorfall. Der Grund für die Misshandlung: die beiden hatten den Soldaten, der an einem Kontrollposten Wache hielt, nicht gegrüßt. Der Vorfall ereignete sich in Lereh.

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